Experten betrachten den Wertverlust von Elektroautos im Vergleich zu Autos mit Verbrennungsmotor als wesentliches Hindernis für eine schnellere Verbreitung von E-Autos. Die Gründe hierfür sollen in den staatlichen Kaufanreizen, schnellen technologischen Fortschritten und hohen Batteriekosten liegen, so ein Medienbericht. All dies führe zu Unsicherheiten bei Käufer:innen.
Fintan Knight, Mitbegründer und CEO von Automotive Equity Management, hebt gegenüber Automotive News Europe hervor, dass der Restwert, ausgedrückt als Abschreibung, mehr als 50 Prozent der Kosten für Mobilität ausmache (der Rest sind Betriebskosten, Versicherung und Energie). Dies beeinflusse die Leasingkonditionen, die besonders für teurere E-Autos relevant sind. Martin Weiss von DAT, einem deutschen Anbieter von Automobildaten, betont die Bedeutung hoher Restwerte für attraktive Leasingraten.
Die CEO von Peugeot, Linda Jackson, illustriert dies mit dem Peugeot e-208, dessen günstige Leasingraten auf hohe Wiederverkaufswerte zurückzuführen seien. Doch der Wert eines drei Jahre alten Elektroautos kann deutlich niedriger sein als erwartet, was zu finanziellen Einbußen führen kann. Autotrader, eine Plattform für Gebrauchtwagen, verzeichnete Ende 2022 noch steigende Preise für gebrauchte Stromer. 2023 jedoch sanken die Preise. Ein Benziner, der neu rund 57.400 Euro kostete, verlor nach drei Jahren und 48.000 Kilometern durchschnittlich etwa 19.500 Euro an Wert. Ein vergleichbares Elektroauto büßte demnach fast die Hälfte seines Ursprungswertes ein, gut 27.500 Euro. Interessant hierbei: Die Differenz zum Verbrenner entspricht in etwa der Höhe des Umweltbonus, der beim Wertverlust also mit berücksichtigt scheint.
Neue Elektroautos waren zuletzt im Durchschnitt 33 Prozent teurer als Verbrenner, und es herrscht eine nur langsame Annäherung hin zur Preisparität. Am Gebrauchtwagenmarkt blieben Benziner und Diesel deutlich wertstabiler. Beispielsweise sind die Preise für die Modelle Renault Zoe (elektrisch) und Clio (Verbrenner) nach drei Jahren nahezu gleich. Tesla, als Marktführer im Elektrobereich, verstärkte diese Entwicklung durch mehrfache Preissenkungen seiner Neuwagen im Laufe des Jahres. Dadurch fielen auch die Gebrauchtwagenpreise, insbesondere für das Model 3, um etwa ein Drittel. Im Gegensatz dazu stiegen die Preise für gebrauchte BMW 3er.
Mit einem wachsenden Angebot an gebrauchten Elektroautos in den kommenden Monaten und Jahren könnte ein Nachfragemangel die Preise weiter senken. Experten von Autotrader warnen, dass dies das Vertrauen von Kunden und Händlern beeinträchtigen könnte.
Gründe für hohen Wertverlust sind vielfältig
Dabei sind die Gründe für niedrigere Restwerte von Elektroautos vielfältig: Staatliche Anreize, die nur Neuwagen betreffen, schnelle Überholung durch neuere Modelle und Unsicherheiten bezüglich der Batteriegesundheit sind wesentliche Faktoren. Knight betont, dass die Behandlung der Batterie deren Effizienz beeinflusst. Fehlende Informationen zur Batteriehistorie bei Gebrauchtwagen führen ebenfalls zu Misstrauen und niedrigeren Preisen.
Die volatile Marktlage und die anfängliche Fokussierung auf Premiummodelle tragen ebenfalls zu niedrigeren Restwerten bei. Labi von Autobiz erwähnt, dass Hersteller die Restwerte von E-Autos zunächst überschätzt haben, um CO₂-Emissionsvorgaben zu erfüllen.
Ein Lösungsansatz könnte die Vereinfachung von Modellvarianten sein, wie es Citroën beim e-C3 praktiziert. Knight schlägt vor, dass Hersteller den Wiederverkauf zentralisieren und die Fahrzeuge selbst aufbereiten könnten, um die Effizienz zu steigern und Wertverluste zu minimieren. Es lässt sich auf jeden festhalten, dass noch viel Bewegung im Gebrauchtwagenmarkt vorhanden ist.
Quelle: Automotive News Europe – How much is that used EV worth? Maybe less than you think // Manager-Magazin.de – Wie sehr die Preise gebrauchter Elektroautos einbrechen