Projekt eHaul: Zwei E-Lkw mit Tauschakkus unterwegs

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TU Berlin

Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 2 min

Der chinesische Hersteller Nio macht es in Deutschland bei Elektroautos schon vor, bald könnte das System auch für schwere 40-Tonner-Lkw verfügbar sein: Tauschbare Akkus könnten in Zukunft für mehr Fahrer von vollelektrischen Lkw eine Alternative zum Schnellladen sein. Während der zeitliche Vorteil beim Pkw doch eher überschaubar ausfällt, könnte der Tausch einer 440 kWh fassenden Batterie – aufgeteilt in zwei Blöcke – statt des Aufladens einen durchaus nennenswerten zeitlichen Vorteil sowie eine geringere Netzauslastung bedeuten. Darum bemüht sich das Projekt eHaul, wie Electrive berichtet.

Nun habe das Projekt die nächste Stufe erreicht: Zwei entsprechend umgerüstete E-Lkw fahren nun zwischen Dresden und Berlin hin und her und lassen ihren Akku tauschen anstatt ihn aufzuladen. Der Batteriewechsel soll nicht länger dauern als ein Lkw-Tankvorgang, angestrebt ist eine Zeit von etwa zehn Minuten, heißt es. Zudem soll innerhalb des Projekts herausgefunden werden, wie dieser Lösungsansatz für Logistiker wirtschaftlich sein könnte. Gefördert wird eHaul auch durch Mittel des Bundes.

Geleitet wird das das Projekt von Professorin Stefanie Marker von der TU Berlin. Auf Bildern der TU ist zu sehen, wie eine Art Gabelstapler unter den Lkw fährt, um dort die Akkupakete zu tauschen. „Eine der großen Herausforderungen ist es, diese schweren Batterien millimetergenau zu platzieren, aber uns begegneten noch eine Menge anderer Probleme“, führt Marker aus. Sowohl bei der Wechselvorrichtung als auch den umgerüsteten Diesel-Lkw handelt es sich derzeit noch um Prototypen.

Deutlich günstiger als Wasserstoff-Lkw

Auch wenn im Test zwei 220-kWh-Akkus verwendet werden, sei das System grundsätzlich skalierbar. So seien theoretisch sowohl kleinere als auch größere Akku-Gesamtgrößen denkbar. Doch gerade kleinere, aber dafür schnell wechselbare Akkupakete könnten später für die Praxis interessant sein – eine entsprechende Dichte an Wechselstationen vorausgesetzt. Die Ladeleistung beim Wiederaufladen könne bis zu 350 kW betragen, das Aufladen erfolge aber bedarfsgerecht, sodass die Akkus spätestens dann voll sind, wenn sie wieder in einen Lkw eingesetzt werden sollen. Zudem seien die Akkus bidirektional nutzbar und könnten so am Standort der jeweiligen Wechselstation auch als Pufferspeicher eingesetzt werden.

Die Projektbeteiligten gehen laut Electrive-Bericht davon aus, dass der Akkuwechsel bei den Total Cost of Ownership auf fünf Jahre betrachtet mit dem Megawattladen, Diesel und auch Oberleitungs-Lkw vergleichbar sei, aber viel günstiger ausfalle als bei mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen-Lkw. Allerdings räumt Projektleiterin Marker ein: „Es wird wohl eine Nische sein und bleiben, denn das System ist nicht beliebig hochskalierbar.“

Quelle: Electrive – „Akkutausch für 40-Tonner: eHaul-Projekt strebt volle Batterien in zehn Minuten an“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Herwig:

Es gab doch auch einmal die Idee, eine Batterie (so breit und hoch wie der Aufbau) hinter der Fahrerkabine zu plazieren, und mit einem Portalkran zu wechseln.
Was wurde aus diesem System?

Daniel W.:

Ein wichtiger Punkt:

Deutlich günstiger als Wasserstoff-Lkw

Die Projektbeteiligten gehen laut Electrive-Bericht davon aus, dass der Akkuwechsel bei den Total Cost of Ownership auf fünf Jahre betrachtet mit dem Megawattladen, Diesel und auch Oberleitungs-Lkw vergleichbar sei, aber viel günstiger ausfalle als bei mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellen-Lkw.

TCO auf 5 Jahre betrachtet, dann ist Megawattladen bei BEV-Lkws viel günstiger als FCEV-Lkws.

Diesel-Lkws fallen aus Klima- und Umweltschutzgründen weg.

Oberleitungs-Lkws sind vermutlich nur vergleichbar, wenn der Steuerzahler die Kosten der Oberleitungen übernimmt.

MMM:

Deutlich sinnlover als im PKW-Bereich, wenn auch nicht überall.
Einen Vorteil könnte das System vor allem dort bieten, wo eine größere Anzahl LKW (oder Busse) immer gleiche Routen fahren, bei den sie zwischendurch (z.B.) zum Auf-oder Abladen einen Hub/Betriebshof anfahren. Dort könnten die Tausch-Batterien zwischenzeitlich z.B. über PV geladen und dann sofort getauscht werden.
Das hat wegen der geringeren Stromkosten nochmal deutlich geringere km-Kosten zur Folge. Außerdem spart man bei der verbauten Batteriekapazität (das kompensiert ggf. die Mehrkosten für die Tauschbatterien), bei der Schnellladetechnik und bei Stillstandszeiten, falls mal eine Batterie defekt ist.
Muss man natürlich alles im Einzelfall nochmal durchrechnen.

Im Fernverkehr sehe ich das aber nach wie vor kritisch, es erfordert eine exakte logistische Planung, wann, wo, welche und in welcher Zahl bestimmte Batterien bereitstehen müssen. Außerdem braucht es auch ein dichtes Netz an Wechselstationen.
Da ist ÖPNV und Verteilerverkehr schon realistischer.

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