Mercedes-Benz steht derzeit vor einer großen Herausforderung, wie das Handelsblatt berichtet. Ein Engpass bei 48-Volt-Batterien führt demnach zu erheblichen Umsatzeinbußen, die sich auf fünf bis sieben Milliarden Euro belaufen sollen. Dies könnte einen Gewinnausfall von mehr als einer halben Milliarde Euro nach sich ziehen, wie aus Konzernkreisen bekannt wurde.
Mercedes-Benz hege zwar die Hoffnung, die entgangenen Einnahmen im Jahr 2024 kompensieren zu können, doch die Aussicht auf Stornierungen von Fahrzeugbestellungen trübe diese Erwartung. Der Hauptlieferant Bosch kämpfe mit Produktionsproblemen im thüringischen Eisenach, was zu einer Verknappung der kleinen, aber essenziellen Batterien führe.
Die Brisanz der Situation werde durch den erhöhten Gesprächsbedarf zwischen den Topmanagern von Mercedes und Bosch unterstrichen. Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende von Mercedes-Benz, und Stefan Hartung, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bosch, haben sich laut Insidern mehrmals wöchentlich ausgetauscht, um eine Lösung für die Problematik zu finden. Dass die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen angespannt ist, erscheint nachvollziehbar.
Denn die 48-Volt-Bordnetze sind ein integraler Bestandteil aller modernen Diesel- und Benzinmotoren von Mercedes. Ohne diese Komponenten kann kein Fahrzeug die Montagehalle verlassen. Intern werde die Lage als „Desaster“ beschrieben, und es herrsche Unzufriedenheit über die unerwarteten Schwierigkeiten.
Mercedes-Taskforce soll Bosch auf die Beine helfen
Bosch habe die Dringlichkeit des Problems erkannt und arbeite intensiv daran, die Produktionsmengen zu steigern. Eine Taskforce, die von Thomas Brandstetter, dem Geschäftsführer der Mercedes-Tochter Accumotive, geleitet wird, soll ab Anfang Dezember in Eisenach für Abhilfe sorgen. Mercedes setze nun verstärkt auf Kontrolle und habe eigene Experten nach Eisenach entsandt, um den Engpass zu beheben.
Trotz intensiver Bemühungen seit dem Frühjahr sei es bislang nicht gelungen, den Engpass zu überwinden. Mehr als 100 Fertigungsspezialisten von Bosch seien im Einsatz, um die Produktion zu stabilisieren. Der Druck ist groß, da Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm bereits einräumen musste, dass der Mangel an 48-Volt-Batterien den Absatz um fünf Prozent mindern werde, was rund 100.000 Fahrzeugen entspricht.
Die Auslieferungen des SUV-Bestsellers GLC und der Business-Limousine E-Klasse seien bereits eingebrochen, und die Fertigung in großen Werken musste gedrosselt werden. Eine schnelle Besserung sei nicht in Sicht, und Wilhelm habe deutlich gemacht, dass man „absolut nicht glücklich mit der Supplier-Performance“ sei.
48-Volt-Batteriemangel schlägt sich im Aktienkurs nieder
Die Auswirkungen auf den Aktienkurs von Mercedes sind bereits spürbar, anhaltende Lieferengpässe könnten zu weiteren Stornierungen führen. Der Bosch-Akku, der so kompakt wie ein Schuhkarton ist, spielt eine wichtige Rolle bei der Verringerung des Spritverbrauchs. Doch das von Mercedes geforderte Zusammenspiel mehrerer Technologien stelle Bosch vor Probleme. Während die Produktion einfacherer 48-Volt-Batterien in China und Stuttgart problemlos laufe, sei die Technologie in Eisenach komplexer.
Die Entscheidung von Bosch, nicht in die Produktion von Batteriezellen zu investieren, sondern diese zuzukaufen, hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die bestehenden Aufträge, wirft jedoch Fragen zur strategischen Ausrichtung des Konzerns auf. Nun gilt es zu beweisen, zeitnah das Problem für Mercedes zu lösen.
Quelle: Handelsblatt.de – Mercedes droht Gewinnausfall von mehr als 500 Millionen Euro wegen Bosch