Der Finanzminister Frankreichs, Bruno Le Maire, äußerte die Bereitschaft seines Landes, den chinesischen Elektroauto-Konzern BYD bei der Eröffnung einer Fabrik zu unterstützen, wie AutomotiveNewsEurope berichtet. Diese Äußerung erfolgte im Rahmen des seltenen Staatsbesuchs des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Paris. Xi besuchte Europa erstmals seit fünf Jahren, was in der Autobranche zu wachsenden Spannungen und der Befürchtung führte, dass chinesische Elektroautos den europäischen Markt überschwemmen könnten. Le Maire betonte Frankreichs positive Haltung gegenüber ausländischen Investitionen, indem er auf die Präsenz von Toyota in Frankreich verwies.
BYD plant, seine erste E-Autofabrik in Europa Anfang 2026 in Ungarn zu eröffnen. Die Fabrik soll eine jährliche Produktionskapazität von 150.000 bis 300.000 Autos aufweisen. Dabei ist BYD nur ein Beispiel für andere Autohersteller aus China, die ihre Präsenz in Europa ausbauen, während die Europäische Union erwägt, die Importzölle auf chinesische Fahrzeuge zu erhöhen. Die EU hat bereits eine Untersuchung zu Subventionen für chinesische Elektroautos eingeleitet, die zu neuen Zöllen führen könnte.
Chery Auto plant ebenfalls, in Barcelona, Spanien, Autos herzustellen, und Leapmotor, an dem Stellantis beteiligt ist, prüft Optionen für die Produktion in Europa. Der Schritt Frankreichs, sich für eine in Frankreich angesiedelte Fertigung starkzumachen, überrascht insofern, da man sich die vergangenen Monate deutlich gegen chinesische E-Autos positioniert hat. Hierzu muss ein wenig ausgeholt werden. Während der durchschnittliche Verkaufspreis eines Elektroautos in Europa Anfang dieses Jahres bei über 65.000 Euro gelegen habe, sollen Kund:innen in China einer Studie von Jato Dynamics zufolge weniger als die Hälfte bezahlt haben, mit durchschnittlich 31.000 Euro.
Frankreich selbst hatte bereits mit Gesamtkosten von 1 Milliarde Euro pro Jahr versucht, mehr Elektroautos auf die französischen Straßen zu bringen. Dazu haben Käufer:innen 5000 bis 7000 Euro an Prämien bekommen. Des Öfteren war es allerdings der Fall, dass sich Kund:Innen für chinesische Modelle entschieden haben. Ausschlaggebend war hier in der Tat der Punkt, dass die Fahrzeuge aus China meist günstiger als europäische Modelle waren. Mit knapp einem Drittel der bisherigen Förderungen wurden Autos von chinesischen Herstellern gekauft, was zu steigenden Importen und einer Wettbewerbslücke mit einheimischen Herstellern geführt hat.
Daraufhin hat Frankreich seine Förderbedingungen an die Grenzen beim CO₂-Ausstoß in der Produktion gekoppelt. Dies ist insofern relevant, da die chinesischen Hersteller stark auf Kohlestrom angewiesen sind. So sind beispielsweise viele Modelle von Renault förderfähig, nicht aber das importierte, in China produzierte Modell Spring der preisgünstigen Renault-Marke Dacia, der ehemalige Bestseller in Frankreich. Ähnlich verhält es sich mit den Modellen von Tesla: Während das in China produzierte Model 3 nicht förderfähig ist, kann das Model Y staatlich subventioniert werden, weil es vor allem in Berlin hergestellt wird.
Quelle: AutomotiveNewsEurope – BYD is welcome to open factory in France, French finance minister says