Sascha Koberstaedt, einer der Gründer von Evum Motors, dem elektrischen Pick-up und Nutzfahrzeug aus München, sprach mit der WirtschaftsWoche über die jüngst abgeschlossene neue Finanzierungsrunde, die mehr als zwölf Millionen Euro eingebracht hat, den für Ende des Jahres anvisierten Serienstart sowie die Herausforderungen, mit denen das Start-up aktuell und in Zukunft konfrontiert ist.
Die Corona-Krise habe auch bei Evum „einiges durcheinandergebracht“. Das Start-up spüre eine Absatzflaute und die Auswirkungen der Krise deutlich. Allerdings sei „das generelle Interesse an einem bezahlbaren und elektrischen Nutzfahrzeug im Pick-up-Format ist aber nach wie vor da. Nach der anfänglichen Schockstarre geben viele Unternehmen nun Vorbestellungen ab – auch wegen der neuen Kaufprämie für E-Autos“, so der Gründer.
Den Lockdown und die anschließende Zeit des allgemeinen Wiederzusichfindens, was unter anderem auch zu Engpässen bei den Zulieferern geführt habe, habe Evum dafür genutzt, „noch mehr Zeit in Qualitätsverbesserungen“ zu investieren, statt wie eigentlich geplant im Frühjahr mit der Produktion des aCar zu beginnen. Auch der Abschluss der neuesten Finanzierungsrunde habe sich verzögert, sei nun aber in trockenen Tüchern.
Die größten Probleme auf dem Weg zur Serienreife bestanden darin, „für alle Teile passende Zulieferer zu finden“, wie Koberstaedt erklärt. Als Start-up mit kleinen Stückzahlen werde man jedoch „teilweise gar nicht erst angehört“. Als eine Ausgründung der TU München habe Evum allerdings auf ein breites Netzwerk an „sehr wertvollen Kontakten“ zugreifen können. Außerdem konnte das Start-up für Führungspositionen erfahrene Ingenieure aus der Automobilbranche gewinnen.
Produzieren wird Evum Motors das aCar im niederbayerischen Bayerbach in der Nähe von Landshut, wo das Start-up ein altes Gelände eines seiner Investoren nutzen kann. Im Werk in den Hallen des Autozulieferers Otto Spanner sollen mittelfristig 2500 aCar pro Jahr gebaut werden. Man habe sich bewusst gegen eine höhere Produktionskapazität entschieden, so Koberstaedt: „Ich halte es für einen Fehler, als Newcomer direkt mit hohen Stückzahlen zu planen, ohne die Marktreaktionen zu kennen“. Evum gehe da „behutsamer“ vor und strebe „ein vielleicht langsameres, aber gesundes Wachstum an“.
„Auf lange Sicht wollen wir auch die Produktpalette erweitern“
Das aCar, ein günstiges und einfach konstruiertes Elektrofahrzeug, verzeichne eine „überraschend hohe Nachfrage aus Europa“. Die wesentlichen Kundengruppen seien „agrar- und forstwirtschaftliche Betriebe, die Offroad-taugliche Fahrzeuge suchen“, Unternehmen, „die Transporter für die Logistik innerhalb des eigenen Werksgeländes brauchen“ sowie kommunale Firmen, „für die das aCar beispielsweise in der Landschaftspflege interessant ist.“
Als nächstes wolle Evum Motors zusätzlich zum Onlineshop ein Händlernetz aufbauen und den Vertrieb hochfahren. Mittelfristig will sich das Unternehmen auch „geografisch erweitern“. Seine Ursprungsidee, in Afrika eine lokale Produktion aufzubauen, treibe das Start-up weiterhin um. „Und auf lange Sicht wollen wir auch die Produktpalette erweitern – Ideen dazu haben wir viele.“
Quelle: WirtschaftsWoche – Evum Motors: „Wir bauen ein Fahrzeug ohne Schnickschnack“