In Deutschland gibt es Start-Up’s in der Elektromobilitätsszene, die ihre innovativen Ideen mit gehörigen Bambam an die Öffentlichkeit bringen und dann leider, so schnell wie sie nach oben schossen, auch im gleichen Tempo, wieder in der Vergessenheit verschwinden. Das liegt oft an der Blauäugigkeit der Erfinder, die einfach übersehen haben, dass es ein Riesenschritt von der Idee zum Massenprodukt ist und vor allem ein sehr teurer.
So gut wie das E- Fahrzeug auch ist, wenn es noch nicht zu Ende gedacht ist, dass heißt zur Serienreife bereit ist, dann hat man es als Start-Up doppelt schwer. Zu früh, zu groß zu werden kann in der schnelllebigen und von der Verbrennerlobby stark beobachteten, E-Autoszene schnell zum frühzeitigen Aus führen. Gewollt oder ungewollt, spielt dann nicht die Frage. Die besten Beispiele dieses Ikarus- Effektes sind StreetScooter und Sono Motors.
Doch dann gibt es noch Ideenschmieden, die sich entschieden haben, langsam zu reifen und die sich bestimmt nicht von der Corona- Krise aufhalten lassen. Ambitioniert kann man auch in kleinem Rahmen sein und Absatzzahlen von 1.000 Fahrzeugen in einem Jahr, sind auch eine Ansage. Vor allem wenn das Fahrzeug im täglichen Einsatz sein Bestes geben und mit Einfachheit überzeugen muss. Robustheit, Praktikabilität, Tragfähigkeit und Bärenstark im Antritt, das sind die Attribute eines E- Fahrzeugs, dass eigentlich für Afrika entwickelt wurde und ideal in unsere Heimat passt.
Glücklicherweise dürften wir durch unsere Kontakte zur TU München, dieses, als Forschungsprojekt geplantes Fahrzeug, seit der Geburt am PC begleiten und es wachsen sehen. Inzwischen hat sich viel getan und aus einer Idee mit gewaltigen Potential 2013, wurde die Firma EVUM und das A-Car steht kurz vor den letzten Tests der Serienproduktion. Als E-Autotester freut es uns natürlich immer, wenn wir von einer Firma zur Testfahrt eingeladen werden. Nur diesmal war alles ein wenig anders, da wir aus verständlichen Gründen, schon ab dem Zeitpunkt der Einladung von Justus Freuendorf, dem Sales Manager von EVUM Motors, feuchte Augen bekamen. Wir wären auch nach Hamburg gefahren, um die Testfahrt und den jetzigen Entwicklungsstatus wahr zu nehmen, aber zu unserem Glück liegt die Produktionsstätte und das Testgelände in Niederbayern. Bei der Firma Otto Spanner in Bayerbach hat EVUM und das A-Car eine neue Heimat gefunden und genau dort durften wir, wie ich immer so schön sage, unseren „elektrischen Pinzgauer“ auf den Zahn fühlen.
Schon bei ersten Anblick fällt dieses eigenständige Design dieses für den täglichen harten Einsatz, konzipiertes Fahrzeug auf . Schmal genug, um über enge Forstwege oder Alpensteige zu fahren/ zu klettern und zwei Personen genügend Sitzplatz zu geben. Hoch genug, um Hindernisse aller Art mit reichlich Bodenfreiheit überwinden zu können. Lang genug, um auf der Pritsche der eine Tonne Last, ausreichend Platz zu geben und stark genug, um mit seinem Allrad durch den größten Dreck zu fahren oder die knackigsten Anstiege, mit Links zu meistern.
Natürlich stachen uns beim ersten Rundgang um das Fahrzeug, Neuerungen, wie die neuen LED Scheinwerfer, oder die verfeinerte untere Frontpartie sofort ins Auge. Aber zu meinem Glück behielten sie die auffällige grüne Farbe, die mich immer an Hulk erinnert, bei. Ähnlichkeiten mit dem Superhelden sind zwar mehr zufällig, aber in dem kleinen A-Car steckt auch mehr als man auf den ersten Blick so sieht. Und alles natürlich unter dem Aspekt, die Umwelt nicht zu belasten. Der Einsatzzweck des Fahrzeug wird sofort klar, als wir uns das erste Mal damit über die Teststrecke machten.
Der enge Wendekreis von knapp 10,5 m wird sofort bemerkt und durch die erhöhte Sitzposition und die erstaunlich ungestörte Rundumsicht, wird hantieren auf kleinsten Raum, zur Leichtigkeit. SUV Fahrer können davon ein Lied singen und auch wenn man Mal touchiert wird, hätten sie ein A-Car und seine Robustheit, wären sie dankbar. Doch auch wenn es Mal beim A-Car zu unabsichtlichen Schäden kommt, ist dies durch die Ersatzteilbeschaffung über die zahlreichen BayWa Center oder bei gröberen Schäden, durch den Besuch von der „schnellen Eingreiftruppe“ von EVUM oder durch die Hilfe von der Bosch-Gruppe, kein Beinbruch. Ausfälle von Fahrzeugen, die im täglichen Einsatz gebraucht werden, sind immer schmerzlich und sollten immer so kurz wie möglich sein.
So gutmütig und handlich sich das A-Car Onroad verhält, sein wahres Potential zeigt sich dort, wo andere Fahrzeuge schon lange die Segeln streichen. Offroad auf kleinen steilen Forstwegen im unwegsamen Gelände mit der Power eines E-Motorallradfahrzeugs, das zwar bärenstark im Antritt ist, aber auch sanftmütig über Rutschpartien klettern kann. Natürlich gibt es auch für das A-Car physikalische Grenzen, aber bis man dort hin gelangt, hört man nicht mehr Lachen auf und das dauert lange. Es macht so Spaß das grüne Gefährt im Gelände zu bewegen, dass sogar Fahrfehler durch die Leichtgängigkeit der Schaltung und den verhältnismäßig kurzen Radstand, schnell korrigiert werden können.
Dass dieses Fahren nicht schon am nächsten Berg zu Ende ist, dafür hat EVUM auch gesorgt. Das Verhältnis Akku-Verbrauch in Bezug auf Fahrleistungen überzeugt mit knapp 100 km (NEFZ) mit dem kleinen Speicher und kann natürlich noch ums Doppelte erweitert werden. Doch erste Erfahrungswerte durch Tests zeigen, dass Evum auf dem richtigen Weg ist. Zuviel Akku bedeutet höheres Gewicht und eingeschränktes Verfügbares Nutzgewicht, da der Grundaufbau( bis jetzt) immer der Gleiche ist. Doch das dürfte sich zur Serienreife noch ändern. Wie schon gesagt, soll am Ende ein absolut gebrauchsfertiges Fahrzeug auf den Markt kommen. Denn das A-Car soll nicht nur mit den Technischen Daten überzeugen, sondern auch im Einsatz das bringen, was man sich vorgenommen hat.
Und nach diesem Testcamp, incl. Testfahrt und Feedback des aktuellen Standes, sind wir überzeugt, dass EVUM das alles im Griff. Wie heißt es so schön, auf etwas Gutes wartet man sehr gerne ein wenig länger. Jetzt geht es für das Team um Dipl. Ing. Soltes und Dipl. Ing. Koberstaedt um die letzte Feinabstimmung vor dem großen Schritt in die Serienproduktion. Doch wir sind überzeugt, dass sie mit dem A-Car diesen Berg, äh Diese Hürde mit Leichtigkeit und ohne Umweltbelastung alsbald überwunden haben werden.
Markus Gust ist der Autor hinter “Revolluzzer- der etwas andere E-Autoblog”. In seinem aktuellen Artikel lässt er uns an seiner Erfahrung mit dem Start-Up EVUM teilhaben.