Nicht weniger als ein leistbares Elektroauto für die Massen will Dacia mit seinem Erstlingsstromer, dem Dacia Spring Electric, auf die Straße bringen. Ob dies dem zu Renault gehörenden rumänischen Automobilhersteller gelungen ist, davon konnte ich mir Anfang/ Mitte April 2021 einen ersten Eindruck verschaffen. Denn zu diesem Zeitpunkt hat Dacia nach Bonn eingeladen, um mit dem E-Auto auf Tuchfühlung zu gehen.
Vielmehr als ein kurzes Abtasten mit dem E-Fahrzeug und ein Austausch vor Ort mit Benjamin Blanke, Head of Marketing Dacia D-A-CH, Renault Deutschland AG, war nicht drin (Podcast mit ihm folgt). Hat aber ausgereicht, um ein Gefühl für den E-CUV, auf Basis der CMF-A Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz für kleine Autos, zu erhalten.
Hierzu ein kleiner Exkurs: Für das erste Dacia-Elektroauto waren zwei Szenarien denkbar: Es könnte einerseits eine abgespeckte Version des Twingo Z.E. werden, der sich schon seit einigen Jahren die Plattform mit dem Smart EQ ForFour von Daimler teilt. Andererseits könnte der Dacia-Stromer auch eine europäische Variante des Mini-SUV Renault City K-ZE handeln, den der Hersteller bislang exklusiv in China vertreibt. Zweiteres hat sich mittlerweile als die richtige Vermutung herausgestellt.
Dacia Spring Electric leistbares E-Auto für die Massen
Wie man es von Dacia gewohnt ist setzt die Marke auf alltagsorientierte Ausstattung und robuste Konstruktion. Das Ganze soll dazu führen, dass das Elektromodell Kunden den Einstieg in die Elektromobilität zum erschwinglichen Preis gestattet. Mit der Serienversion des Stromers gelingt dies Dacia den eigenen Plan entsprechend zu unterstreichen. Ab Herbst 2021 soll dieser auch in Deutschland auf die Straße kommen.
Dann soll der elektrische City-SUV in der Einstiegsversion „Comfort“ bereits ab 20.490 Euro erhältlich sein. Abzüglich den 9.000 Euro Umweltbonus und der Mehrwertsteuerersparnis in Höhe von 570 Euro (vorbehaltlich der Aufnahme in die Liste der förderfähigen Fahrzeuge durch BAFA, Antragsprozess laufend) startet der Spring bei nur 10.920 Euro und ist damit eines der erschwinglichsten Elektroautos auf dem deutschen Markt.
Die zum Marktstart in Deutschland angebotene und bereits jetzt vorbestellbare Ausstattungsvariante „Comfort Plus” wird dem Hersteller zufolge 21.790 Euro kosten, abzüglich 9.570 Euro Umweltbonus sind das nur 12.220 Euro. Beide Ausstattungsvarianten kommen zeitgleich auf den Markt, wobei die Comfort+-Variante die Nase vorn haben dürfte, aufgrund der bereits möglichen Vorbestellung. Dennoch gilt: Einmal mehr gelingt es dem Automobilhersteller somit vergleichsweise viel Auto zu günstigem Preis anzubieten. Doch was erhält man dafür?
E-CUV für die Stadt erdacht, für die Stadt gemacht...
Der Spring Electric versteht sich als rein elektrischer City-SUV – beziehungsweise als Stromer mit SUV-Anmutung, wie Benjamin Blanke vor Ort zu verstehen gab – mit viel Platz, vier Sitzen und einer alltagstauglichen Reichweite von bis zu 230 Kilometern im realitätsnahen WLTP-Mix und bis zu 305 Kilometern in der Stadt (WLTP City). Als Stadtfahrzeug erdacht und umgesetzt kommt der Stromer mit recht kompakten Maßen: 1.516 mm Höhe, 1.770 mm Breite sowie 3.734 mm Länge daher. Diese fordern allerdings auch ihr Tribut. Gerade, wenn man ein wenig höher gewachsen ist.
Denn sowohl der Sitz für Fahrer, als auch Beifahrer lässt sich nicht in der Höhe verstellen, lediglich in der Länge. Dadurch, dass diese bereits entsprechend hoch montiert sind, für eine bessere Rundumsicht im Straßenverkehr, wie man es von einem CUV eben erwartet, ist das Blickfeld als großer Fahrer nicht immer ideal. Beispielsweise, wenn man auf eine herabhängende Ampel-Anlage im Straßenverkehr achten möchte. Auch das Lenkrad lässt sich nicht auf die eigenen Bedürfnisse einstellen. Hat sich im Rahmen der Testfahrt das ein oder andere Mal als störend herausgestellt.
Bedingt durch die kompakte Größe des E-Fahrzeugs geht es auch in der zweiten Sitzreihe ein wenig enger zu. Dennoch ist es durchaus realistisch mit dem Stromer zu viert unterwegs zu sein. Vielleicht nur nicht auf langen Strecken. Stauraum bietet der Elektro-CUV ausreichend. Dank der einteilig umklappbaren Rücksitzbank-Lehne lässt sich das Volumen des Kofferraums von 290 auf 1.100 Liter vergrößern. Des Weiteren steht viel Stauraum für Kleinteile und Smartphones zur Verfügung: ein geräumiges Handschuhfach, Türfächer und die Mittelkonsole. Auch die Rückseite der Vordersitzlehnen verfügen über Staumöglichkeiten.
Der Elektromotor mit 33 kW/ 44 PS Leistung, die Batteriekapazität von 27,4 kWh (brutto) sowie Gleich- und Wechselstromladen bis 30 kW (aufpreispflichtig) ermöglichen mit dem Fünftürer alltagsgerechte Reichweiten im Stadtverkehr und urbanen Umfeld. Die erwähnten 230 km rein elektrische Reichweite lassen sich durchaus erreichen, wenn man sanft mit dem Strom-Pedal umgeht. Was an sich nicht ganz so schwer sein sollte, da der Elektro-CUV im Vergleich zu anderen von uns getesteten Fahrzeugen doch eher schwächer – für die Stadt aber ausreichend – motorisiert daher kommt. Kurzfristig sind bis zu 125 km/h Höchstgeschwindigkeit drin. Wohler fühlt er sich aber wohl im unteren Geschwindigkeitsbereich.
Geladen werden kann der Dacia Spring Electric sowohl per Schuko-Ladung an der haushaltsüblichen Steckdose (~13,5 Stunden), über eine Wallbox (~8,5 Stunden) oder optional über eine Gleichstrom-Ladestation. Mit der Gleichstrom-Ladeoption füllt dieser den Akku mit einer Ladeleistung von 30 kW in weniger als einer Stunde auf 80 Prozent der Kapazität auf. Der Verbrauch auf 100 km wird übrigens mit 13,9 kWh angegeben, wie er sich bei der Testfahrt geschlagen hat, dazu später mehr.
Praxisorientiere Ausstattung für den Einstieg in die E-Mobilität
Typisch Dacia setzt man auf ein überschaubares Ausstattungsprogramm. Des Weiteren gibt es nur zwei vorkonfigurierte Ausstattungslinien, welche zumindest noch geringfügig angepasst werden können. Beispielsweise kann man bei der Farbe zwischen fünf Alternativen: Karolin Weiss, Lightning Grau, Cenote Blau, Goji-Rot oder Magma-Schwarz wählen. Dazu noch zwei unterschiedliche Bepolsterungen im Innenraum, welche sich durch Farbe und Ziernähte unterscheiden. Nicht aber in puncto Bequemlichkeit. Denn mit dieser ist es nicht weit her. So sind die Sitze zwar ganz komfortabel, aber in keinster Weise vorkontuiert.
Die Basisversion „Comfort“ wartet mit einer manuellen Kilmaanlage, einem Bluetooth-Radio sowie ein Mode-2-Ladekabel für Steckdosen auf. Für 250 Euro Aufpreis gibt es ein Mode-3-Kabel für öffentliche Ladestationen dazu. In der Basisfarbe Weiß kommt der Stromer ohne weiteren Aufpreis daher, für die drei auswählbaren Metallic-Lackierungen werden 500 Euro Aufpreis fällig.
Bei der zweiten Variante des Stromers, dem Dacia Spring Electric „Comfort Plus“, gibt es noch ein Sieben-Zoll-Navi mit Smartphone-Anbindung dazu. Des Weiteren steht leicht verändertes Interieur zur Auswahl und für eine der drei Metallic-Lackierungen darf man sich ebenfalls entscheiden. Zudem sei das Ersatzrad, das bei „Comfort“ noch 180 Euro Aufpreis kostet in diesem Paket inklusive. Für die optionale CCS-Lademöglichkeit mit 30 kW-Ladeleistung berechnet Dacia 600 Euro Aufpreis, diese ist übrigens bei der „Comfort“-Variante nicht wählbar. Gerade, wenn man mit dem Stromer nicht nur in der Stadt unterwegs sein möchte, empfiehlt sich der Aufpreis für die Comfort+ Ausstattungslinie mit Upgrade auf die CCS-Lademöglichkeit durchaus.
Blicken wir noch kurz auf das Design des Stromers, bevor wir uns dem Fahrgefühl widmen. Typische Merkmale des Dacia Spring Electric sind die breiten Schultern, die konturierte Motorhaube, die Dachreling und die Bodenfreiheit von 150 Millimetern. Dazu kommen ausgeprägte Radlaufschutzleisten und Seitenschweller. Die Front des E-Autos ist geprägt durch schmale, horizontale LED-Tagfahrlicht, welche eine optische Einheit mit dem Kühlergrill bilden. Hinter dem mittig platzierten Markenemblem verbirgt sich der Stromanschluss, die Entriegelung der Klappe erfolgt vom Fahrersitz aus.
Auch von hinten braucht sich das E-Auto nicht verstecken. Hier bestimmen der kräftig gezeichnete, farblich abgesetzte Unterfahrschutz und die konturierte Heckklappe das Erscheinungsbild. Das Design der weit außen positionierten Heckleuchten in Form eines doppelten „Y” greift die neue Lichtsignatur der Marke auf.
Dacia Spring Electric: Fahrgefühl & Fazit zum Kurztest nahe Bonn
Nun dürftest du mittlerweile einen ganz guten Eindruck haben, was dich erwartet, wenn du dich auf den Dacia Spring Electric als E-Auto einlässt. Worüber ich bisher keine Worte verloren habe, war über das Fahrgefühl. Das holen wir nun nach. Im Großraum Bonn war ich mit dem Stromer unterwegs, hatte am Ende selbst 66 km auf dem Tacho, welche sich zum Großteil auf Stadt und Landstraße aufgeteilt haben. Drei Kilometer Autobahn waren ebenfalls mit dabei und haben aufgezeigt, dass der Stromer auch dort nicht gänzlich verloren wirkt.
Aber vor allem in der Stadt hat er seine Vorteile klar ausgespielt: Sprintfähigkeit von 0 auf 50 km/h, kleiner Wendekreis von unter 10 Meter, Übersichtlichkeit sowie kompaktes Auftreten, welches selbst kleine Parklücken nicht ungenutzt zurücklässt. Beim Fahren selbst hat sich die Lenkung als ein wenig schwammig erwiesen, hat spät angesprochen und dürfte ruhig eine Spur direkter sein. Ebenfalls Nachbesserungsbedarf besteht bei der Federung, eine Spur härter, für deutsche Straßen wäre sicherlich von Vorteil. Trotz E-Antrieb sind Fahrgeräusche deutlich zu hören, was der kaum vorhandenen Dämmung zu Schulden ist.
Beim Energieverbrauch hält der Stromer was er verspricht. Laut Dacia-Angaben soll er es auf 230 km nach WLTP-Zyklus bringen, die Akku-Anzeige bei 100% zeigte nach Umdrehen des Schlüssels 215 km an, bei um die 10°C Außentemperatur. Kann man mit leben. Der Energieverbrauch selbst wird mit 13,9 kWh/ 100 km angegeben. Gelandet bin ich nach 66 km bei rund 14,2 kWh/ 100 km. Da die Anzeige nicht komplett zurückgesetzt war, war zu sehen, dass der Spring Electric auf den letzten 197 km rund 14,5 kWh/ 100 km verbraucht hat. Auch noch in Ordnung, vor allem, da man die Fahrweise des vorherigen Testfahrers nicht einzuordnen vermochte.
Alles in allem ein überzeugendes Gesamtpaket, welches man eben auch als solches betrachten sollte. Denn wer den günstigen Einstieg in die E-Mobilität sucht, der wird Abstriche hinnehmen müssen. Erhält dann aber mit dem Dacia Spring Electric dennoch ein überzeugendes Fahrzeug. Am besten selbst einsteigen und Probefahren, ist übrigens ab Mai bei ausgewählten Dacia-Händlern möglich. Für mich überzeugt er als Zweitstromer im Stadteinsatz alle Mal.
Dacia hat zu einem ersten Kennenlernen des Dacia Spring Electric nach Bonn eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine hier geschriebene ehrliche Meinung.