BMW Entwicklungsleiter Klaus Fröhlich gab am Dienstag in München zu verstehen, dass es “keine Kundenwünschen für Elektroautos gibt. Keine. Es gibt regulatorische Anfragen für E-Autos, aber keine Kundenanfragen.” Geht es nach ihm könnte man, wenn die Nachfrage/Anreiz da wäre, Europa überfluten und eine Millionen E-Autos verkaufen. “Aber die Europäer werden diese Dinge nicht kaufen”, betonte Fröhlich. Aus Sicht von BMW sind E-Fahrzeuge für China und Kalifornien interessant, ansonsten ist es besser auf Plug-In-Hybride mit entsprechender elektrischer Reichweite zu setzen.
BMW setzt auf Plug-In-Hybride als Fahrzeug erster Wahl
Fröhlich betonte im Gespräch, “dass der europäische Kunde nicht bereit ist, das Risiko für ein E-Auto einzugehen, weil die Infrastruktur nicht vorhanden ist” und Informationen zum Wiederverkauf ebenfalls kaum vorhanden sind. Seine Einschätzung führt er auf eigene Erfahrungen zurück. So habe man selbst Elektroautos – bisher als reines E-Auto der Marke BMW nur den BMW i3 – auf die Straße gebracht, aber sie werden nicht gekauft.
BMW geht davon aus, dass für Kunden in Europa, die zögern E-Autos zu kaufen Plug-In-Hybride die bessere Option sind. Die PHEV basieren auf der gleichen Architektur wie die E-Fahrzeuge, so dass die Batterie, im Boden verbaut, zusätzliche Reichweite durch zusätzliche Batteriemodule leisten kann. Interessant ist auch Fröhlichs Betrachtung des US-Automarktes im Vergleich zum europäischen Automarkt:
“In den USA können sie verschiedene Autos für verschiedene Zwecke haben, wie Pickups und SUVs und kleinere Autos, aber oft haben die Haushalte in Europa nur ein Auto, so dass sie sich nur ungern auf ein E-Auto verlassen. Ein PHEV gibt ihnen volle Freiheit und 80 km Reichweite.” – Klaus Fröhlich, BMW Entwicklungsleiter
BMW im hausinternen Widerspruch hinsichtlich E-Mobilität
Ganz schlüssig scheinen diese Aussagen nicht. Vor allem, wenn man sich an unseren Artikel von Mitte der Woche erinnert. Darin war die Rede, dass BMW sich zu steiler Wachstumskurve und schnellere Markteinführung von elektrifizierten Fahrzeugen bekennt. Neue E-Fahrzeuge sollen dabei unterstützen.
“Wir drücken beim Wandel hin zu nachhaltiger Mobilität aufs Tempo und machen unser Unternehmen fit für die Zukunft: In den vergangenen zwei Jahren haben wir konsequent zahlreiche Entscheidungen getroffen, die wir jetzt auf die Straße bringen. Bis 2021 werden wir den Absatz elektrifizierter Fahrzeuge gegenüber 2019 bereits verdoppeln.“ – Harald Krüger, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG
Krüger gab des weiteren zu verstehen, dass man in der Tat bereits 2023 25 elektrifizierte Fahrzeuge anbieten werde, damit zwei Jahre früher als bisher geplant. Zudem rechne man bis 2025 mit einer steilen Wachstumskurve: „Jahr für Jahr soll der Absatz unserer elektrifizierten Fahrzeuge um durchschnittlich über 30 Prozent steigen“, so der Vorsitzender des Vorstands der BMW AG.
Autos verändern Kunden nicht; Anreize schon
Die Wahrheit wird wie immer irgendwo dazwischen liegen. Fröhlich seinerseits kritisierte im Zusammenhang mit der Markteinführung von E-Autos in Europa die mangelnde staatliche Unterstützung auf den wichtigsten europäischen Automobilmärkten und wies darauf hin, dass sie sich in Norwegen, Schweden und den Niederlanden mit hoher Unterstützung gut verkauften, aber nicht in Deutschland, Frankreich, Italien oder dem Vereinigten Königreich.
Aus seiner Sicht ändere man die Ansichten der Kunden mit Anreizen, nicht mit Autos. Und auch sei es für BMW nicht zu spät mit E-Autos auf den Markt zu kommen. “Ich denke, wir kommen zur richtigen Zeit, weil wir nicht genügend Verbraucher haben, die diese Autos kaufen. Wir brauchen 70.000 bis 100.000 Euro und das ist nicht das Marktsegment, in dem Sie Volumen machen können”, so Fröhlich weiter.
Reichweitenangst nur ein Thema der eigenen Geldbörse…
Interessant ist auch seine Einordnung zur Reichweitenangst, bei der man ihm durchaus zustimmen kann. Eine größere Reichweite wünsche sich jeder Kunde, solange er dafür nicht extra zahlen müsse. Dabei sei es aus seiner Sicht eine rein ökonomischer Betrachtung: Jeder bekommt das, was er sich leisten kann. “Die Differenz zwischen 350 km und 600 km der BEV-Reichweite wird 10.000 Euro betragen. Du hast sie beide da draußen platziert und siehst, wie viele Leute das 600 km lange Auto kaufen werden,” so Fröhlich.
Bei einem BMW 180d und eine M4 macht der Preisunterschied die Leistung. Bei einem E-Auto ist der Preisunterschied Leistung und Reichweite. Schlußendlich entscheidet die Geldbörse des Kunden und was er bereit ist zu zahlen, ob und wie weit sein E-Auto rein elektrisch fahren kann. Geht es nach optimistischen Betrachtungen von BMW werden 2025 noch “mindestens 80 Prozent unserer Fahrzeuge über einen Verbrennungsmotor verfügen”, so Fröhlich.
Ausschlaggebend sei hier unter anderem die fehlende Ladeinfrastruktur. Gerade in Gebieten wie Russland, den Mittleren Osten und den westlichen, inneren Teil Chinas, spielt dies eine entscheidende Rolle.
Quelle: Forbes – BMW Says European Customers Aren’t Demanding EVs