Am Rande des Genfer Automobilsalons sprach die Neue Zürcher Zeitung mit Audi-Entwicklungsvorstand Hans-Joachim Rothenpieler ausführlich über Elektromobilität, die Macht der Chinesen auf dem Elektroauto-Markt und wann wir uns endgültig von Verbrennungsmotoren verabschieden können.
Audi werde „vorläufig bestimmt noch nicht“ zu einer reinen Elektroauto-Marke werden. „Und das wird sich auch in Zukunft nicht so schnell ändern“, so Rothenpieler, da es „nach wie vor für die Langstreckenfahrer den Dieselmotor“ brauche. Allerdings sei für das typische Langstreckenauto in Zukunft auch eine Kombination von Batterie und Brennstoffzelle denkbar. „Wenn wir das serienmässig hingekriegt haben, ist es die Ablösung vom Verbrennungsmotor“, so Audis Entwicklungsvorstand. Wann dies der Fall sein wird, sei aber nicht abzusehen, „denn bezüglich Gesetzgebung und Wasserstoff-Infrastruktur müssen noch viele Fragen geklärt werden. Aber wir arbeiten mit Hochdruck an der Brennstoffzelle. Für den heutigen Dieselfahrer ist das eine echte Alternative.“
Dennoch gehe es in Sachen reine Elektroautos in großen Schritten vorwärts. Schließlich eigne sich das Batterieauto bestens für die Mobilität in Städten, so Rothenpieler. Bei kleineren Elektroautos werde Audi den modularen Elektrifizierungsbaukasten MEB von Volkswagen nutzen, etwa für den Q4 e-tron. Die gemeinsam mit Porsche entwickelte PPE-Plattform „ist für Modelle der höheren Leistungsklassen konzipiert. Wir können damit schneller laden, wir können aber auch schneller entladen, so dass wir für leistungsstarke Fahrzeuge von Audi und Porsche gut aufgestellt sind.“
Für das Jahr 2025 rechnet man bei Audi dem Interview zufolge mit der Einführung von serienreifen Feststoffbatteriesystemen. Allerdings sei gerade zu sehen, „dass die Batterietechnik in China stark durch den Gesetzgeber beeinflusst wird“, was Prognosen schwierig mache, schließlich ist China der – mit Abstand – größte Produzent und Markt für Elektroautos. Dass China bei der Batterietechnik einen großen Vorsprung habe, könne man aber auch nicht so pauschal sagen. „Ganz vereinfacht“ erklärt es Rothenpieler so:
„Die Chinesen wählen eher die einfachere Lösung, bewerten aber die Sicherheit nicht gleich wie wir. Beispielsweise geben sie sich bei der Einführung eines neuen Systems mit der halben Leistung zufrieden, wenn diese zu einem Drittel des Preises zu haben ist. Unter diesem Aspekt sind sie auch schnell unterwegs und machen uns schon ein bisschen Druck – was ja auch gut ist, weil es den Wettbewerb fördert. Oft greifen sie, wenn sie die Expertise nicht haben, zu einer wesentlich einfacheren Lösung zu einem niedrigeren Preis. Da müssen wir dagegenhalten.“
Quelle: Neue Zürcher Zeitung – „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Brennstoffzelle“