ABB-Manager: „An Elektromobilität führt kein Weg vorbei“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der Technologiekonzern ABB gehört bei Wallboxen und Schnellladestationen für Elektroautos zu den Weltmarktführern. Frank Mühlon, der bei dem Unternehmen die weltweiten Geschäfte bei der Ladeinfrastruktur verantwortet, sprach in einem Interview mit der Autogazette über das Engagement von ABB in der Formel E, den Ausbau des Ladenetzes und darüber, was die Autohersteller bei Elektroautos besser machen könnten.

Wir sind in die Formel E eingestiegen, weil wir uns der Elektromobilität sehr verbunden fühlen“, sagt Mühlon zu Beginn des Gesprächs. Es sei bei der Formel E gut zu beobachten, dass „Elektromobilität für Emotionen sorgt“. Auch bei den Mitarbeitern von ABB habe sich dadurch eine kleine Veränderung ergeben: „Wir stellen fest, dass wir bei der der ABB immer mehr Mitarbeiter für das Thema begeistern.“

Mühlon spricht sich in dem Interview dafür aus, den Energiemix möglichst schnell möglichst nachhaltig zu gestalten, nur dann sei der CO2-Ausstoß von Elektroautos deutlich niedriger als von Verbrennern und die Maßnahme der EU, CO2-Limits von Fahrzeugen immer niedriger zu setzen, wirklich wirksam: „Wir brauchen die Fahrzeuge, die Infrastruktur, eine Stabilisierung der Grids und ich brauche erneuerbare Energien als Basis.“

Bei den Stromnetzen sieht Mühlon, wie etliche andere Energieexperten auch, kein Problem damit, dass es immer mehr Elektroautos gibt: Sollten in Deutschland „zu 100 Prozent Elektrofahrzeuge unterwegs sein, bräuchten wir nur zehn Prozent mehr Energie als wir jetzt haben“. Das sei problemlos zu schaffen. Etwas anderes sei für die flächendeckende Einführung von Elektroautos dringlicher: das gesteuerte Laden, um Lastspitzen zu vermeiden. „Wenn jeder sein E-Auto zeitgleich lädt, haben wir ein Problem, aber da sind wir beim intelligenten Laden – und mit dem kann man das Problem in den Griff bekommen“, so der Manager.

In Sachen öffentlicher Ladeinfrastruktur sei es „schwer, ein Geschäftsmodell zu entwickeln“, findet Mühlon. Bei „Schnellladestationen mit einem geringen Nutzungsgrad“, die nur von wenigen Fahrzeugen angefahren werden, dauere die Amortisation sehr lange. Von daher sei es „gut, was Ionity gerade im High-Power Bereich macht“. Das Unternehmen baut europaweit entlang der wichtigsten Autobahnen an gut 400 attraktiven Standorten Schnellladestationen mit bis zu 350 kW Ladeleistung auf. Fahrzeuge, die dieses Potenzial nutzen können (der Porsche Taycan wird das erste Auto sein, welches dies auch kann), laden an so einer Station innerhalb von zehn bis 15 Minuten ausreichend Strom für die nächsten gut 300 bis 400 Kilometer.

„Es gibt keinen Weg zurück mehr“

Damit eine Infrastruktur entsteht, die den künftigen Anforderungen des Marktes genügen kann, seien „alle Parteien von der Politik über die Hersteller bis hin zu den Energieversorgern gefragt. Nur durch eine konzertierte Aktion kommen wir voran“, sagt Mühlon. Es sei nicht sinnvoll, „dass ein einziger Hersteller, siehe Tesla, seine eigene Ladeinfrastruktur aufbaut.“ Für Tesla als Pionier war das zwar „nötig, aber in der Breite ist das nicht skalierbar.“ Das Betreiben von Ladestationen sei „ein Geschäftsmodell – und es muss sich Tragen. Nur damit kommt man zu einem Hochlauf.

Von den Autoherstellern zeigt sich Mühlon etwas enttäuscht, „die Modelle bleiben noch deutlich hinter den Erwartungen zurück“, sagte er der Autogazette. „Dass es keinen Weg mehr zurück gibt, kein Weg mehr an der Elektromobilität vorbeiführt, das ist noch nicht in allen Köpfen angekommen“, findet er. Die Ankündigungen von Volkswagen etwa fand er „recht vollmundig, doch das erste Modell kommt nun erst Mitte 2020. Da klemmt es noch an ein paar Stellen.“

Quelle: Autogazette – „Nur durch konzertierte Aktion kommen wir voran“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Strauss:

Aber Vorsicht, wenn wir auf einen Schlag 100% E Autos hätten. Sicher keine Stromprobleme aber das Aufladen………….
Wieviele Tankstellen gibt es heute und wo sind die platziert. Sicher nicht nur den Autobahnen entlang aber überall auch in ländlichen Gebieten verteilt. Das Laden dauert mindestens 5x so lange wie das Tanken. Es wären also 5x mehr Tankstellen erforderlich. Weil sich an einer Wallbox nicht gleichzeitig 10 Autos laden lassen ist die Aufstellung solcher an Strassenlampen und Privathäusern nicht ganz unproblematisch. E Auto- und Batterietechnik ist praktisch ausgegoren.

Mit der Aufladerei gibt s noch viel zu hirnen…….

Manfred Stummer:

Warum sollen Fehleinschätzungen vor einem Dr. der Physik Halt machen?
Persönlich wäre ich für eine Atommüllentsorgung bei Ihnen vor Ort, gut abgeschirmt von der restlichen Welt!
https://europeanlithium.com/de/
https://www.mobilegeeks.de/news/tesla-panasonic-elektroauto-akkus-ohne-kobalt/

Robert:

na endlich kapieren es auch Manager von Konzernen daß die E-Mobilität alternativlos ist und es Zeit ist Vollgas zu geben wenn man nicht von Rest der Welt dauerhaft abgehängt werden will, sogar Indien ist uns vorraus in der E-mobilität

Noticed:

Als Physiker sollte ihnen bewusst sein, dass aktuelle Verbrenner mehr seltene Erden benötigen als aktuelle Elektrofahrzeuge. Desweiteren werden die Akkus aktueller Elektrofahrzeuge nicht in Afrika entsorgt, sondern nach ihrem Lifecycle im Fahrzeug in Stromspeichern eingesetzt. Bis diese dann hinüber sind, werden Akkus schon lange recycle (erste Industrieanlagen entstehen schon jetzt dafür).
Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland ist in den letzten vier Jahren um über 30% gestiegen. Wenn Ihnen also die Menschen in Afrika wirklich am Herzen liegen, sollten Sie die aktuelle Entwicklung begrüßen.
Vielleicht sollten sie weniger Zeit am Stammtisch und mehr Zeit mit der Recherche verbringen.
Viele Grüße,
ein Ingenieur

Franz Fleischer:

So schnell wird es mit der Ausrottung der Bevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent nicht gehen, da ist die Kinderzahl pro Frau wahrscheinlich schon etwas höher als bei uns Europäer, ausserdem gibt es ja noch andere Kontinente um das Zeug zu entsorgen, z. B. Australien.
Was ist dann nun bitte die längerfristige Zukunft nach ihrer Meinung? Saubere Verbrenner, z. B. mit synthetischem Kraftstoff oder der Antrieb mit Wasserstoff (Brennstoffzelle)?
Sie als Physiker können es uns ja wahrscheinlich vorrechnen welches die umweltfreundlichste Lösung ist, mit Berücksichtigung aller Varianten, mit vor und nachgelagerter Produktion bzw. Entsorgung.

Johannes Bacher:

e mobile sind auch hin zukunft extrem unweltschädlich , wer die ausrottung der afrikanischen Bevölkerung durch akkuentsorgung und gut heißt und die schürfung seltener erden durch sklavenarbeit ist natürlich für emobile .
die akku emobilität ist die größte politisch gewollte lüge der neuzeit , dann lieber weiter atomstrom und die atommüllentsorgung in afrika durchführen.
dr. bacher physiker

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