Im Hinblick darauf, dass bis 2020 auf Deutschlands Straßen rund 500.000 Pkw mit elektrischen Antrieben unterwegs sein sollen, zwei Jahre später schon eine Millionen E-Autos, werden einige Fragen aufgeworfen. Unter anderem steht die Frage im Raum, ob unsere Stromnetze der Zusatzbelastung standhalten können und wo in die Infrastruktur investiert werden muss. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass E-Mobilität nicht nur in Ballungsräumen möglich sein soll, sondern auch in Kleinstädten und im ländlichen Raum.
Die ADAC Stiftung hat dies zum Anlass genommen die Studie „Analyse eines koordinierten Infrastrukturaufbaus zur Versorgung von Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeugen in Deutschland” der Ludwig-Bölkow-Stiftung, die von Oktober 2017 bis Mai 2019 gemeinsam mit der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH und dem Institutsteil Angewandte Systemtechnik (AST) des Fraunhofer IOSB durchgeführt wurde, zu fördern.
Im Mittelpunkt der Studie steht die Berechnung der Infrastrukturkosten für die Einführung von 40 Millionen Nullemissions-Pkw in Deutschland bis zum Jahr 2050. Interessant ist hierbei das Zusammenspiel der Infrastruktur für Batterie- und Brennstoffzellen-Autos. Die Studie untersucht dies in drei Szenarien mit jeweils unterschiedlichen Anteilen der Fahrzeugtechnologien. Hierbei hat man Ballungsräume, den klein- und vorstädtischen Bereich sowie den ländlichen Raum untersucht und der Netzausbaubedarf errechnet.
“Vor dem Hintergrund des Klima- und Gesundheitsschutzes müssen alle emissionsarmen Fahrzeugtechnologien berücksichtigt werden. Da das Ziel des Klimaschutzplanes 2050 der Bundesregierung für den Straßenverkehr aus Sicht von Experten mit rein batteriebetriebenen Fahrzeugen nicht erreicht werden kann, haben wir den Infrastrukturbedarf sowohl für die Batterie- als auch die Brennstoffzellentechnologie betrachtet:” – Dr. Andrea David, Vorstand der ADAC Stiftung
Des Weiteren ist David der Meinung, dass man mit der wissenschaftlichen Studie der Ludwig-Bölkow-Stiftung einen Beitrag dazu leisten möchte, dass die Infrastruktur in Deutschland rechtzeitig fit für eine Elektromobilität auf Basis erneuerbarer Energien ist. Im Rahmen der Studie wurde ersichtlich, dass “in Kleinstädten, den großstädtischen Speckgürteln und im ländlichen Bereich mehr investiert werden muss.” Gerade der zunehmende Strombedarf wird dort stärker spürbar sein; denn die Pendler werden das Netz mehr als bisher in Anspruch nehmen.
Aufgefallen ist ebenfalls, dass die Netze in der Peripherie und auf dem flachen Land schwächer ausgebaut sind, da hier oft die große Anzahl von Betrieben mit großem Tagesstromverbrauch fehlen, wie Dr. Werner Zittel, Vorstand der Ludwig-Bölkow-Stiftung, die wichtigsten Ergebnisse der Studie erläutert. Geht es nach Zittel wäre die Brennstoffzelle eine perfekte Ergänzung zur Batterie-Technologie.
Positiv würde sich hierbei auswirken, dass es durch Wasserstoff-Tankstellen keine zusätzlichen Engpässe im Stromverteilnetz geben würde. Der Hauptausbaubedarf für Stromverteilnetze könne durch den parallelen Ausbau und die Nutzung von Wasserstoff zeitlich nach hinten verschoben und verringert werden, so Zittel weiter. Auch hinsichtlich der Kosten wirkt sich die parallele Nutzung, also einem Mix von je 50 Prozent batterie- und brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen, positiv aus. Bis zu sechs Milliarden Euro könnten pro Jahr gespart werden.
Die Einsparungen kommen unter anderem dadurch zustande, dass für reine E-Autos viele einzelne Ladepunkte eingerichtet werden müssen. Das Tanken von Wasserstoff wäre an größeren und kosteneffizienten Tankstellen möglich. Die Studie spricht somit die “Empfehlung an Politik, Kommunen und Wirtschaft, den Ausbau der Infrastruktur für Strom und Wasserstoff rechtzeitig, parallel und koordiniert voranzutreiben”, so David weiter.
Die komplette Studie zum Herunterladen findest du auf dieser Webseite.
Quelle: ADAC – Pressemitteilung vom 27. Juni 2019