EU-Parlament: Deutliche Mehrheit für strengere CO2-Limits bei Neuwagen

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Michael Neißendorfer
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Mit deutlicher Mehrheit hat das EU-Parlament neue, mit den EU-Ministern bereits vereinbarte Vorschriften zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen von Pkw und Transportern bis 2030 angenommen. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments haben der informellen Vereinbarung mit den EU-Ministern aus dem Dezember zugestimmt und damit für strengere CO2-Reduktionsziele gestimmt.

Bis 2030 sollen die flottenweiten Emissionen von Neuwagen um 37,5 Prozent im Vergleich zu 2021 sinken, die Kommission hatte ursprünglich eine Reduktion von 30 Prozent vorgeschlagen. Bis 2025 gilt ein Reduktionsziel von 15 Prozent. Die Gesetzgebung setzt auch ein CO2-Reduktionsziel für neue Transporter von 31 Prozent bis 2030.

„Als Parlament haben wir uns nachdrücklich dafür eingesetzt, die Umweltverträglichkeit des Vorschlags zu gewährleisten und den europäischen Bürgerinnen und Bürgern echte Vorteile für Gesundheit, Verbraucher und Innovation zu bieten. Wir haben diese Gesetzgebung trotz des heftigen Widerstands der Automobilindustrie und einiger Mitgliedstaaten erreicht, die sich weigerten, die Chancen anzuerkennen, die sich aus einem ehrgeizigeren Ziel ergeben.“ – Miriam Dalli, Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament

Die Gesetzgebung wurde mit 521 Stimmen bei 63 Gegenstimmen und 34 Enthaltungen angenommen. Sie bedarf nun einer endgültigen Annahme durch den Rat, bevor sie im Amtsblatt veröffentlicht wird.

Soziale Folgen der kohlenstoffarmen Gesellschaft

Hersteller, deren Flottenemissionen die Grenzwerte überschreiten, müssen eine Abgabe für alle zusätzlichen CO2-Emissionen zahlen. Bis 2023 wird die Europäische Kommission prüfen müssen, ob diese Beträge einem bestimmten Fonds zugewiesen werden sollen, um den Übergang zu einer emissionsfreien Mobilität zu ermöglichen und die Weiterbildung von Arbeitnehmern im Automobilsektor zu unterstützen.

Das neue Gesetz verlangt, dass die Emissionen EU-weit in Zukunft über den gesamten Lebenszyklus von Kraftfahrzeugen bewertet werden. Die Kommission soll deshalb bis spätestens 2023 prüfen, ob eine gemeinsame Methodik für die Bewertung der Emissionen und die EU-weit einheitliche Datensammlung möglich ist. Gegebenenfalls sollten Rechtsvorschriften folgen.

Straßenverkehr bleibt die Dreckschleuder der EU

Der Verkehr ist der einzige Sektor in der EU, in dem seit 1990 kein signifikanter Rückgang der Treibhausgasemissionen verzeichnet wurde. Zahlen der Europäischen Umweltagentur zeigen, dass der Straßenverkehr von allen Verkehrsträgern in der EU den größten Anteil an den Treibhausgasemissionen verursacht (72,9 Prozent im Jahr 2016) und damit für rund 20 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich ist.

Laut Umweltbundesamt wurden in Deutschland zwar Verbesserungen bei den Emissionen einzelner Fahrzeuge erzielt, weil aber deutlich mehr Fahrzeuge unterwegs sind, stiegen die CO2-Emissionen von Lkw zwischen 1995 und 2017 um 20 Prozent, bei Pkw um 0,5 Prozent.

Elektroautos gewinnen an Fahrt, aber sind sie sauberer?

Es gibt zwei Möglichkeiten, die CO2-Emissionen von Autos zu reduzieren: durch effizientere Fahrzeuge oder durch Änderung des verwendeten Kraftstoffs. Die Mehrheit der Autos in Europa fährt derzeit mit Benzin (52 Prozent). Elektrizität gewinnt jedoch an Bedeutung. Trotz ihres geringen Marktanteils ist die Zahl der Neuzulassungen von Elektroautos in der EU in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Der Verkauf von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen in der EU stieg zum Beispiel 2017 gegenüber 2016 um 51 Prozent.

Bei der Frage „Wie viel CO2 produziert ein Auto?“ müssen aber nicht nur der CO2-Ausstoß während der Nutzung, sondern auch die durch Herstellung und Entsorgung verursachten Emissionen berücksichtigt werden. Die Herstellung und Entsorgung eines Elektroautos ist weniger umweltfreundlich als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor, und das Emissionsniveau von Elektrofahrzeugen variiert je nach Art der Stromerzeugung.

Unter Berücksichtigung des durchschnittlichen Energiemixes in Europa erweisen sich Elektroautos dennoch bereits heute als sauberer als benzingetriebene Fahrzeuge. Da der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen in Zukunft steigen soll, werden Elektroautos noch umweltfreundlicher werden.

Quelle: Europäisches Parlament – Pressemeldungen vom 22. und 27.03.2019

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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