Elektrisch fahren heißt sicher fahren: Bevor die Batteriesysteme moderner Elektroautos auf die Straße kommen, haben sie in umfassenden Sicherheits-Checks die Prüfungen eines ganzen Autolebens bestanden. Dr. Michal Bruna leitet den Bereich Elektronikentwicklung und Test im Batterieentwicklungszentrum der Volkswagen Group Components in Braunschweig. Er erklärte in einem vom Hersteller selbst veröffentlichten Interview, welche Freigabetests die Energiespeicher durchlaufen müssen.
Im Batterieentwicklungszentrum in Braunschweig teste Volkswagen „nahezu jeden denkbaren Fall, der in der Betriebszeit eines Autos auf das Batteriesystem zukommen kann“, so Bruna: „von Unfällen bis zu extremen Temperaturen.“ Die Sicherheit von Fahrerinnen und Fahrern sei für den Hersteller „das Wichtigste“, weshalb „jede Variante der Batterie einschließlich der Software ihre Sicherheit in mehr als 5000 Einzeltests beweisen“ müsse.
Ein wichtiges Thema bei den Tests seien auch die Lebensdauertests. Dabei werden die Batteriesysteme mechanischen Schocks ausgesetzt, wie sie im Alltag „durch Bordsteinkanten, Bahnübergänge oder Steinschläge auftreten“ können. In einem zweiwöchigen Vibrationstest simuliere der Hersteller einen „kompletten Lebenszyklus eines Fahrzeugs“. Bei anderen Tests wiederum müsse „die Batterie Temperaturschocktauchen überstehen, wie es zum Beispiel beim Fahren durch kaltes Wasser entstehen kann.“ Zudem werden die Hochvoltspeicher in elektrischen Batterieprüfständen bei unterschiedlichen Klimabedingungen getestet, mit unterschiedlichen Temperaturen und verschiedenen Graden an Luftfeuchtigkeit, mit geforderten Lade- und Entladeströmen. „Am Ende zerlegen wir jedes Batteriesystem und kontrollieren den Zustand“, so Bruna über den Testzyklus eines Elektroauto-Akkus.
„Die höchsten Sicherheitsstandards, die es in der Automobilindustrie gibt“
Neben diesen System-Tests in Braunschweig gebe es im Unternehmen viele weitere Prüfungen, wie Testleiter Bruna erklärt: Das Center of Excellence in Salzgitter teste die Qualität der Batteriezellen, die Technische Entwicklung in Wolfsburg die Zellmodule. So könne Volkswagen sicherstellen, „dass jede Batterie auch wirklich die maximale Reichweite erreichen kann.“ Auch die Software und Steuergeräte „werden auf sogenannten Hardware-in-Loop-Prüfständen automatisch auf ihre Funktionalität, Sicherheit, Zuverlässigkeit und reibungsloses Zusammenspiel getestet.“
In der Batteriefertigung selbst werde „die Funktionalität und Sicherheit jeder Batterie kontrolliert, bevor sie in das Fahrzeugwerk ausgeliefert wird“, so Bruna. Bei der Batterieelektronik gelten Bruna zufolge „die höchsten Sicherheitsstandards, die es in der Automobilindustrie gibt“. Das bedeute konkret, „dass ein sicherheitsrelevanter Fehler nach frühestens 100 Millionen Betriebsstunden auftreten darf.“
Auch bei einem Unfall sei die Sicherheit der Insassen gewährleistet: „Bei Fahrzeugunfällen schaltet die Elektronik das Batteriesystem ab, sodass das Auto nicht unter Spannung stehen kann und Fahrer und Mitfahrer selbst in dieser Ausnahmesituation sicher sind“, erklärt Bruna. Zudem sei der Akku, der sich im Unterboden zwischen den Achsen der Autos befindet, „schon durch die Fahrzeugarchitektur gut geschützt“. Natürlich könne das Batteriesystem „bei einem außergewöhnlich schweren Crash trotzdem beschädigt werden“. Dabei dürfen allerdings „keine Sicherheitsprobleme auftauchen“. Das Batteriesystem sperre zudem automatisch ab, wenn der Airbag ausgelöst wird. Es könne dann „erst nach einem Sicherheits-Check in der Werkstatt gestartet und wieder geladen werden.“
Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 22.01.2021