Volkswagens Konzernchef Herbert Diess hat keinen leichten Stand in diesen Tagen. Mit dem Betriebsrat gibt es Zwist wegen einer Äußerung zum Stellenabbau, genauer gesagt, geht es seitdem ziemlich wild her im VW Konzern. Dies führt mit dazu, dass VW-Chef Herbert Diess, bei einer Sitzung der Spitzen des Aufsichtsrats vergangene Woche nicht zugegen war. Nicht verwunderlich, ging es doch um den Verbleib seiner Person bei VW.
Zumindest konnte nach der gut vierstündigen Sitzung vernommen werden, dass eine Annäherung in Sicht sei. Doch bis zur endgültigen Entscheidung sei weiter offen, wer das Unternehmen künftig leiten soll. Klar ist bisher nur, dass unterschiedlichen Meinungen hart aufeinander prallen. Vertreten sind in dem Gremium Hans Michel Piëch und Wolfgang Porsche sowie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) als Entsandte der Großaktionäre. Auf Arbeitnehmerseite sitzen Betriebsratschefin Daniela Cavallo und IG-Metall-Boss Jörg Hofmann am Tisch. Gerade de Arbeitnehmer-Vertreter rücken aber wohl Stück für Stück von Diess Seite ab.
Aktuell scheinen diese Auseinandersetzungen das Tagesgeschäft nicht zu stören. Aber langfristig ist es für das Geschäft sicher nicht zuträglich, dass am Vorstandsvorsitzenden vorbei gearbeitet wird. Wie das Handelsblatt berichtet, geht es hierbei konkret um die Investitionsplanung für die kommenden Jahren, welche stets im November vorangetrieben wird. Denn dann fällt der Aufsichtsrat die Entscheidung, in welchem Werk welche Modelle gebaut werden sollen. Geht ein Standort bei zukunftsträchtigen Modellen länger leer aus, zieht das in der Regel einen Stellenabbau nach sich.
Wie das Handelsblatt aus Konzernkreisen erfahren haben will, sei Herbert Diess im aktuellen Jahr bei der Planungsrunde als zentrale Figur nicht im Fokus. Die Gespräche mit den Betriebsräten führten weitgehend die Chefs der einzelnen Marken sowie Oliver Blume als Vorstand für Produktion und Personalvorstand Gunnar Kilian. Dem Vernehmen nach wird Diess über die Beratungen über die Belegung der Werke etwa in Hannover, Neckarsulm, Wolfsburg und in anderen Regionen informiert. Direkt involviert sei er in die jeweiligen Verhandlungen in der Regel nicht, hieß es in Konzernkreisen.
Was darauf zurückzuführen sei, dass Diess sich nur dann einbringe, wenn etwas im operativen Geschäft nicht richtig liefe. Vielmehr verwende er seine Energie darauf sich übergeordneten Technologiethemen zu widmen. Offizielle Stellungnahmen hierzu von Seiten VW, dem Land und dem Betriebsrat bleiben allerdings aus. Lediglich ein Sprecher der Familie Porsche/Piëch wiederholte, dass diese hinter dem VW-Chef stehe. Die Isolierung des Vorstandschefs greift auch bei den Planungen für eine Neuaufstellung des Vorstands, so Insider aus dem Konzern. Auf mindestens drei Positionen soll das Gremium verändert werden. Neu kommen soll eine Vorständin für IT. VW-Markenchef Brandstätter soll in den Konzernvorstand aufrücken. Rechtsvorständin Hiltrud Werner werde für einen Kandidaten aus dem Unternehmen weichen, hieß es. Die Überlegungen über den Vorstandsumbau seien aber nicht beschlossen. Die Situation bleibt weiterhin spannend.
Quelle: Handelsblatt – Machtvakuum bei Volkswagen – Konzernchef Diess bleibt bei wichtigen Gesprächen außen vor
Zitat aus dem Text: „Aktuell scheinen diese Auseinandersetzungen das Tagesgeschäft nicht zu stören.“
Bei VW gibt es aktuell Tagesgeschäft? Wirklich? Davon merke ich als Kunde gar nichts. Bestätigte Liefertermine werden nicht eingehalten, Ersatztermine sind nicht zu bekommen, keine Kommunikation, keine Ersatzmobilität. Wenn VW so wie aktuell weiter macht sind sie nicht nur für mich bald gestorben.
Ich hoffe nur, dass VW nicht den Elektro-Ast absägt, an dem die zukünftigen Gewinn-Früchte wachsen.
Bei der Produktion von Elektroautos werden ganz einfach weniger Mitarbeiter gebraucht, das sollte auch der Betriebsrat begreifen und sich nicht gegen die Zukunft im Automobilbau stemmen, sonst nimmt VW den Weg, den schon viele altbekannte Firmen gingen.
Tipp für die Jobsuche: Tesla braucht noch Mitarbeiter – auch wenn es dort kein Arbeiterparadies gibt.
Ist wirklich nicht einfach zur Zeit bei Volkswagen. Aber die Diess-Geschichte ist so ernst nicht zu sehen. Dass bei Positionen die Familien immer mitreden, lässt sich bei VW nun leider nicht ändern.
Dass der Ministerpräsident, der leider durch das VW Gesetz Sitz und Stimme hat, ein absoluter C-Kandidat ist, der überhaupt nicht gemerkt hat, was die Glocken läuten, ist schon eher ein Thema. Aber es gibt auch Chancen: In der Belegschaft scheint es indessen harten Gegenwind für die Hardcore IG-Metall-Schergen zu geben. Das gab es bisher noch nie. Es zeigt, dass viele Beschäftigte merken, Herbert Diess ist auf dem richtigen Kurs und im Stammwerk in Wolfsburg und im Middle-Management muss sich etwas ändern.
Schade hat VW nichts Besseres zu tun als interne Machtkämpfe auszutragen… Der Zeitpunkt ist tendenziell eher ungünstig.
Bei VW wird gerade mit der Zukunft Deutschlands als Automobil-Standort gespielt. Herr Diess hat vollkommen richtig erkannt, dass zu dessen Zukunftsfähigkeit eine Innovationsdynamik erforderlich ist, die in diesem schwefälligen, patriarchalischen Unternehmen nicht annähernd erreicht wird. Der Flop der ID-Fahrzeuge in China (für den nach meiner festen Überzeugung mitnichten „überaltertes Verkaufspersonal“ primär verantwortlich ist) hat VW schmerzhaft vor Augen geführt, dass es heute absolut nicht mehr ausreicht, sehr gute Hardware abzuliefern; vielmehr geht es nicht nur den Asiaten heute darüber hinaus um ausgereifte Software, sprich IT- Vernetzung der Fahrzeuge. Die deutschen und europäischen Hersteller werden weltweit hinter Asien und Amerika zurückfallen, wenn dieser Entwicklungsrückstand, der mutmaßlich etwa im Vergleich zu Tesla mehrere Jahre beträgt, nicht mit aller Kraft zumindest verringert wird – von Aufholen oder gar Überholen kann hier ohnehin nicht die Rede sein. Was Herr Diess ausgesprochen hat, mag Viele vor den Kopf gestoßen haben, aber es war die schonungslose Wahrheit!