Ein Kommentar von Wolfgang Gomoll
Nach jahrelanger Durststrecke schreibt Tesla endlich schwarze Zahlen. Unlängst ist das viermillionste Auto vom Band gerollt. Doch mit der Mutation zum traditionellen Autobauer verliert das US-Unternehmen seine disruptive Verve, die einen großen Teil des Sex-Appeals ausgemacht hat.
Wie Tesla an einem „Day“ alles umkrempeln will
Was bei traditionellen Automobilbauern die Jahrespressekonferenzen sind, ist bei Tesla der „Day“. Allerdings gibt es von diesen Veranstaltungen mehrere, einen für Investoren, einen, der sich mit Batterien beschäftigt und einen, bei dem es sich um die künstliche Intelligenz dreht. Diese Ereignisse werden von den Jüngern der us-amerikanischen Elektromarke sehnsüchtig erwartet. Schließlich nutzt Elon Musk diese Gelegenheiten, Neuigkeiten mit großem Tamtam anzukündigen. Man denke nur an die Begeisterungsstürme beim Hyperloop oder dem Cybertruck (inklusive Glas-Panne bei der Vorstellung) zurück.
Unlängst hatte Tesla zu einem „Investor Day“ nach Texas geladen. Die Erwartungen waren groß. Schließlich sollte der Masterplan 3 verkündet werden. Vollmundig garniert mit einem gehörigen Schuss muskscher Attitüde: „Eine Botschaft voller Hoffnung und Optimismus“ sollte es werden. Der Heiland spricht zu seinen Jüngern, die zurecht Antworten auf fast schon profane Autobauer-Fragen erwarteten. Wie sieht es aus mit neuen Modellen? Neuen Plattformen? Und so weiter und so fort. Schließlich sind das nicht ganz unerhebliche Aspekte, wenn es um die Zukunft einer automobilen Marke geht.
Nicht immer gab es darauf eindeutige Antworten. Auch diesmal nicht. Dennoch muss man konstatieren, dass Elon Musk einen Automobilhersteller aus dem Taufbecken gehoben hat, der die Welt der Mobilität verändert hat. Die Fahrzeuge verkaufen sich gut: Im Jahr 2022 belegten zwei Teslas die ersten beiden Plätze der deutschen Zulassungsstatistik bei den Elektroautos: Das Model Y war die Nummer eins, das Model 3 Zweiter.
Tesla senkt Preise und ruft 20 Millionen Ziel aus
Während die deutschen Autobauer über den Halbleitermangel klagen, liefert Tesla seine Produkte vergleichsweise schnell aus. Und das billiger als zuvor. Tesla hat den Preis beim Model Y um 9100 Euro gesenkt. Das zeigt, dass auch die US-Amerikaner den Atem der Konkurrenz im Nacken spüren. Ein Grund, der die Stromer aus Kalifornien sexy macht, ist der Coolness-Faktor. Als Tesla-Fahrer gilt man als hip und fortschrittlich. Wenn jetzt ein solches Auto zu Massenware mutiert, müssen andere Anreize her.
Doch Elon Musk wäre nicht Elon Musk, wenn nicht ein wenig Selbstbeweihräucherung dazugehört. Erst verkündete der Tesla-Chef, dass sein Unternehmen das viermillionste Fahrzeug produziert habe, um dann gleich nachzulegen. „Die Nachfrage nach unseren Autos könnte unendlich sein“, trompetete er. Schließlich will er gemäß dem firmeneigenen Impact Report im Jahr 2030 rund 20 Millionen Autos pro Jahr verkaufen.
Dazu müssten langsam neue Produkte her. Was sagt der Master Plan 3 beziehungsweise Elon Musk? Fehlanzeige. Dafür sei es zu früh. Immerhin waren zwei Autos zu sehen, die mit Planen abgedeckt waren. Später ließ er sich – sicher nicht ohne Kalkül – entlocken, dass der „kleine“ Tesla erst in einer neuen Gigafabrik in Mexiko produziert werde.
Salami-Taktik statt vollständigem Plan
Diese Episode beweist: Die Elon-Musk-Show mutiert zunehmend zu einer Salami-Taktik, bei der kleine Informations-Häppchen verteilt werden. Der Alltag eines Autobauers hält Einzug. Gewöhnlich, aber auch nachvollziehbar. Nachdem man jahrelang Verluste geschrieben hat, muss Tesla jetzt Geld verdienen. Dass die Klientel, an das die Veranstaltung eigentlich gerichtet war, enttäuscht war, zeigte sich noch während des Investor Day. Denn die Tesla-Aktie gab nach, statt hoffnungsvoll nach oben zu schnellen.
Immerhin kündigte Musk eine neue Antriebseinheit an, die mit jeder Form der Batteriechemie kombiniert werden kann, rund 1000 US-Dollar billiger ist, mit 75 Prozent weniger Siliziumkarbid (SiC)-Chips auskommt und deren Elektromotoren keine seltenen Erden mehr benötigen. Aber auch das sind Technikdetails, wie sie auch aus München oder Wolfsburg kommen. Interessant, durchaus, aber keine Revolution. Auch wenn es Elon Musk nicht wahrhaben will, die großen Elektro-Auto-News kommen aktuell China, wo Hersteller wie Nio oder Great Wall Motor mit einem forschen Stakkato Neuigkeiten ankündigen und diese auch umsetzen.
E-Auto top, Stromnetz-Integration Flop
Ansonsten ging es um das Ökosystem rings um das Elektroauto und wie die erneuerbaren Energien am effizientesten genutzt werden können. Tesla setzt auf lokale Energiespeicher wie seine Powerwall und will bis 2025 Autos entwickeln, die per Vehicle-to-Grid (V2G) in das Stromnetz eingebunden werden können. „Ich glaube nicht, dass sehr viele Leute das bidirektionale Laden nutzen werden, es sei denn, sie haben eine Powerwall. Denn wenn Sie Ihr Auto ausstecken, bleibt Ihr Haus dunkel. Und das ist extrem unpraktisch“, macht Musk in seiner direkten Art deutlich. Die Möglichkeit, mit dem Auto Geld zu verdienen, indem man die Batterie zur Verfügung stellt, spielt für den gebürtigen Südafrikaner offenbar keine Rolle.
Anscheinend hat sich der Autor nicht mit den Förderungen der Biden Regierung auseinandergesetzt, denn sonst wüsste er, dass die Fabrik Förderungen sowohl bei den Elektrischen Autos als auch bei den Batteriefabriken auch für Mexico gelten, denn die Biden Regierung möchte das Mexico mehr Jobs bekommt und damit die Einreise von Flüchtlingen unterbunden wird,
Denn wenn ein Land Jobs bietet wollen die Leute vielleicht gar nicht mehr in die USA einreisen.
Dazu benötigt die Biden Regierung eine Alternative zu China, wenn man aktuell schaut wer alles Halbleiter Fabriken in Mexico und USA baut kommt da einiges Zusammen.
Der Artikel steht für das, was ich hier auch immer schreibe. Ein Elektroauto ist ein Auto. Wenn man in große Stückzahlen kommen will, muss man sich anpassen: Es geht um Qualität, es geht um attraktive Produkte, es geht um neue Kundensegmente.
Qualität meint auch Servicequalität. Attraktive Produkte meint eine Palette zur Abdeckung verschiedenster Bedürfnisse, inklusive Facelifts und Nachfolgemodellen. Neue Kundensegmente meint Behörden und Firmen sowie die untere Mittelschicht und das Luxussegment. Und es geht darum, Verrücktheiten zu unterlassen: CarPlay und Android Auto erwartet der Kunde, Instrumente erwartet der Kunde, Plug&Charge, induktives laden, v2g, v2h und alle weiteren Features der ISO 15118-20 werden kommen und Tesla wäre gut beraten, wenn sie vorbereitet sind.
Diese Nummer als Softwarekonzern zieht nicht mehr. Beim autonomen fahren sind sie hinten. Sie haben nicht einmal im Heimatland Testlizenzen für autonomes Fahren beantragt. Dabei hat die NHTSA gesagt, dass nur ein jahrelanger, von ihnen überwachter Testbetrieb Voraussetzung für das Erteilen einer unlimitierten Genehmigung sein kann. Von Scheibenwischer über Fernlicht bis Einparkautomatik oder Schildererkennung sind Themen bekannt, wo andere deutlich besser abschneiden.
Ich sehe auch nicht ihren Plan bezüglich Zellen. Ein Battery Day gab es schon länger nicht mehr. Tatsache ist, die eigene 4680 Produktion mit Trockenbeschichtung funktioniert nicht. Aber Investoren und Kunden würden gerne wissen, was denn funktioniert. Haben sie sich Zellkapazitäten mit Investitionen in relevanter Höhe für die nächsten Jahre gesichert? Denn realistisch werden sie keine Selbstversorgung hinbekommen, das sieht man jetzt. Vor allem möchte man gerne wissen, wie ihre Aktien bei neuen Zelltechnologien sind – ob Natrium-Ionen oder Feststoffbatterie.
Jetzt muss man sich auf die Kernaufgaben eines klassischen Automobilherstellers besinnen. Ich glaube nicht, dass sie mit ihrem chinesischen Eigengewächs auf der richtigen Spur sind. Wahrscheinlich wäre es wesentlich besser gewesen, Herbert Diess zu verpflichten. Nur wird der nicht kommen, wenn Chef Musk überall reinredet.
Wieso muss man eigentlich bei jedem Bericht über Tesla immer gleich reflexartig mit Ausdrücken wie „Tesla Jünger“ oder „Tesla Fanboys“ um sich schlagen? Langsam wird das echt nervig. Nehmen Sie bitte endlich zur Kenntnis, dass nicht jeder der Tesla eine interessante Marke findet, es sich gefallen lassen muss angefeindet und als Idiot hingestellt zu werden.
Ouhh … da ist aber jemand negativ gegenüber Musk eingestellt …
Was habe ich da gerade gelesen?!
Endlich schwarze Zahlen? Als hätten sie es erst Ende 2022 knapp geschafft eine schwarze 0 zu schreiben.
Und dann das übliche Tesla Bashing, mit Jüngern und Heiland.
Alles nur weil die eigenen Erwartungen enttäuscht wurden, weil kein neues Model
vorgestellt wurde und man den Rest der Präsentation nicht verstanden hat.
Zum Abschluss noch ‚the competition is coming‘ wie schon die letzten 10 Jahre und fertig ist der Artikel, welcher sich die Diesel-Dieter’s rumschicken können, warum Tesla
nun doch bald pleitegehen könnte.
Aber sparen wir uns doch die Diskussion und lassen den Artikel altern.
Mein Tipp:
Milch.
Übrigens nochmal zum Artikel.
Hyperloop ist kein Projekt von Musk. Er hat die Idee verbreitet (ich gehe nicht davon aus, dass die ursprünglich von ihm ist) und unterstützt Firmen zumindest ideell.
Trotzdem ist Hyperloop keine Technologie oder Idee, die er oder eine seiner Firmen aktiv vorantreibt. Ich sehe keinen Grund, ihm die Entwicklungsgeschwindigkeit oder ein Scheitern von Projekten im Hyperloopumfeld zum Vorwurf zu machen.
Ich persönlich bin der Meinung, das der Aufwand von Unterdruck in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Aber das eine reine Personenbeförderung, völlig getrennt von der Technik für Frachtbeförderung, als Konkurenz zum Fliegen, Sinn macht.
Die Grenzen ohne Trennung werden im deutschen Bahnnetz immer deutlicher, seit wir das wirklich ernsthaft nutzen wollen.
Ich habe, im Gegensatz zum Autor, überhaupt nicht den Eindruck, das in China ‚in forschem Stakkato‘ Neuigkeiten präsentiert werden. Es sei denn, man definiert Neuigkeiten fast ausschliesslich als Markteintritt neuer Modelle mit standard Technik und im Standardformat. Man kann einer einzelnen Firma wie Tesla wohl nicht zum Vorwurf machen, das dutzende Konkurenten zusammen mehr Fahrzeuge neu präsentieren.
Teslas Änderungen, wie z.B. serienmäßige Einführung der Wärmepumpe oder die LFP Zellen im kleinen Akku fallen eben weniger auf, wenn nicht jedesmal das Styling geändert wird.
So wird es bestimmt auch sein, wenn Tesla auf eine höhere Ladespannung umstellt, bidirektionales Laden einführt oder weitere Zellentypen einsetzt.
Im Übrigen (etwas ot) hat Tesla im Januar und Februar zusammen etwa halb soviel Fahrzeuge in Deutschland zulassen können wie 2022 insgesamt. Und das trotz der verlängerten Haltungsdauer und des gesenkten Betrags für den Umweltbonus seit Anfang des Jahres.
Geht dieser Trend so weiter wird Tesla in Deutschland 2023 etwa 4-5x soviele Fahrzeuge verkaufen wie 2022.
Dafür darf Musk sich ruhig etwas ’selbst beweihräuchern‘, wie es der Autor ausdrückte.