Eines der aktuell am meisten diskutierten Themen in Sachen Ausbau der Ladeinfrastruktur ist die Novellierung von Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes. Dementsprechend ging es auch beim zweiten Spitzengespräch mit der Energiewirtschaft und kommunalen Unternehmen von Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Verkehrsminister Andreas Scheuer unter anderem um den umstrittenen Gesetzentwurf, der dazu beitragen soll, mögliche Probleme im Stromnetz im Zusammenhang mit dem Laden von Elektroautos von Vornherein zu vermeiden.
Die Netzbetreiber haben bereits deutlich gemacht, dass sie das Laden von E-Autos zur Glättung von Lastspitzen für bis zu zwei Stunden begrenzen möchten. Mit den intelligenten, von der KfW mit 900 Euro geförderten Wallboxen wäre dieser Eingriff technisch möglich. Die Netzbetreiber erhoffen sich durch diese Option, Verlässlichkeit bei der Stromversorgung angesichts der stetig steigenden Zahl an Elektroautos und Ladepunkten gewährleisten zu können. Elektroauto-Fahrer dürften davon nicht begeistert sein, warnt Marcus Fendt von The Mobility House: Er vergleicht die zeitweise komplette Abschaltung eines Ladevorgangs mit einem Smartphone-Nutzer, der zwei Stunden lang pro Tag nicht telefonieren kann. Martin Höfelmann, Leiter Politik und Kommunikation bei der VW-Tochter Elli, sagt, dass eine Unterbrechung von Ladevorgängen „E-Auto-Fahrer massiv verunsichern“ könne.
Grundsätzlich will das Wirtschaftsministerium mit der Novelle von Paragraf 14a des Energiewirtschaftsgesetzes zwar einen „notwendigen energiewirtschaftlichen Rechtsrahmen“ schaffen, „um einen starken Markthochlauf der Elektromobilität netzseitig zu begleiten“. Ein „simples Abschalten von Ladevorgängen“ könne dafür aber nicht die Lösung sein, sagt Volkswagens eMobility-Vorstand Thomas Ulbrich. Auf Nachfrage des Branchendienstes Electrive bekräftigte das Wirtschaftsministerium, dass das Ziel der Neu-Regelung sei, „durch regulatorische Anreize Verbrauchsspitzen sogenannter flexibler Verbrauchseinrichtungen wie E-Autos oder Wärmepumpen zu vermeiden“. Dies solle vor allem durch „Anreize“ geschehen, „das E-Auto beispielsweise eher nachts und nicht gleich nach Rückkehr aus dem Büro zu laden“. Ein Anreiz z.B. wäre, dass das Laden nachts günstiger ist als zu Spitzenlastzeiten. Nur „im Notfall“, wenn „zu einem bestimmten Zeitpunkt zu hohe Verbrauchsspitzen eintreten“, sollten Netzbetreiber „auch regulierend eingreifen können“.
„Jetzt geht es richtig los!“
Bei dem mehr als zweistündigen Gespräch von Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Verkehrsminister Andreas Scheuer mit Vertreterinnen und Vertretern der Energiewirtschaft und der kommunalen Unternehmen sowie dem Automobilverband VDA ging es auch um den Aufbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. „Wir haben festgestellt, dass wir gut vorangekommen sind“, sagte Altmaier zu diesem Thema. Es sei „sehr wichtig, dass es an allen Ecken und Enden Aktivitäten gibt, neue Ladepunkte zu errichten.“
„Fast 500.000 E-Fahrzeuge Ende Oktober, 35.000 öffentliche Ladepunkte und mehr als 85.000 beantragte private Ladepunkte nach nur einer Woche – diese Zahlen zeigen: Jetzt geht es richtig los!“, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer und verwies darauf, dass sein Ministerium in den kommenden Jahren mehr als vier Milliarden Euro in die private und (halb-) öffentliche Ladeinfrastruktur investieren wird. „Kurz: Laden für alle, immer und überall“, sei das Ziel, so Scheuer: „Und damit das funktioniert und die Ladesäulen schnell aufgebaut werden, brauchen wir die Energiewirtschaft als einen der ganz wichtigen Player. Wir brauchen ein schnelles unkompliziertes Verlegen von Netzanschlüssen. Wir brauchen verlässliche und unkomplizierte Ladevorgänge mit einer Zahlungsmöglichkeit für alle Ladesäulen. Und wir brauchen einheitliche Standards, wie etwa beim Plug & Charge. Daran arbeiten wir gemeinsam.“
Quelle: Electrive – Spitzengespräch zur Ladeinfrastruktur: „Ich glaube, dass die Probleme lösbar sind“