Solid Power will ab 2022 Feststoffbatterien testen

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Solid Power, ein vom Autohersteller Ford unterstütztes Batterie-Start-up, ist nun schon das zweite Unternehmen innerhalb kürzester Zeit, welches spannende Fortschritte bei der Entwicklung von Festkörperbatterien vermeldet. Wie Automotive News berichtet, will Solid Power Anfang 2022 mit dem Testen von Feststoffakkus für Elektroautos beginnen. Ab 2026 / 2027 dann sollen die ersten Feststoffbatterien von Solid Power in Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen.

Das Start-up, das 2014 aus der University of Colorado ausgegliedert wurde, hatte im zweiten Quartal dieses Jahres mit der Herstellung von Batteriezellen begonnen, auf einer Pilotlinie in seinem Werk in Colorado. Diese Zellen sollen bereits 15 bis 20 Prozent mehr Leistung bieten als Lithium-Ionen-Batterien, die in heutigen Elektroautos verwendet werden, sagte CEO Doug Campbell. Er fügte hinzu, dass einige Autohersteller daran interessiert seien, den Prozess bis zur Serienfertigung zu beschleunigen.

Um jedoch eine Batterie aus dem Labor in die Massenproduktion zu überführen, müssen jahrelange Tests durchgeführt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass sie den hohen Standards im Automobilbereich entsprechen. Solid Power führe aktuell Gespräche mit acht Autoherstellern zur Beschleunigung der Marktreife von Festkörperbatterien, so Campbell. Er kann sich auch 2025 als Startdatum vorstellen, sollte Solid Power eine „umfassende Zusammenarbeit“ mit einem Automobilunternehmen eingehen. Bislang hat das Unternehmen Eigenkapitalfinanzierungen in Höhe von 26 Millionen US-Dollar (etwa 21,4 Millionen Euro) vorzuweisen, einschließlich Investitionen von Ford und Hyundai. Es besteht zudem eine gemeinsame Entwicklungsvereinbarung mit BMW.

Das Start-up habe jedoch nicht vor, nach einem Milliardenschweren Deal zu suchen, welcher etwa für den Bau einer Batteriefabrik erforderlich wäre. Solid Power konzipiere seine Batterien so, dass sie problemlos in bestehenden Anlagen hergestellt werden können. Solid Power könnte möglicherweise auch mit etablierten Batterieherstellern wie Panasonic oder Samsung SDI zusammenarbeiten oder ein Joint Venture mit einem Autohersteller eingehen, welcher seine eigenen Batterien herstellen möchte, wie es Tesla und General Motors bereits machen, sagte Campbell. Der US-Autokonzern Ford etwa überlegt derzeit, eigene Batteriezellen zu produzieren, welche ab Mitte des Jahrzehnts in neuen Elektromodellen verbaut werden könnten, sagte Fords CEO Jim Farley im vergangenen Monat.

Welche Vorteile Festkörperbatterien bieten

In Festkörperbatterien kommen feste Materialien anstelle von brennbaren Flüssigkeiten zum Einsatz. Die Technologie könnte es ermöglichen, auf gleichem Bauraum mehr Energie als in Lithium-Ionen-Batterien zu speichern. Feststoffakkus könnten die Reichweite von E-Autos erhöhen, die Kosten von Batteriepaketen senken, die Sicherheit verbessern und die Ladezeiten verkürzen. Damit würden sich Elektroautos in mehreren Punkten an benzinbetriebene Fahrzeuge annähern. Mehrere Unternehmen weltweit arbeiten an der Entwicklung von Festkörperbatterien. Aber noch keines hat ein kommerzielles Produkt vorgestellt, welches in Serienfahrzeugen verbaut werden könnte.

QuantumScape, ein vom Volkswagen-Konzern unterstütztes Start-up, vermeldete erst vor wenigen Tagen neue und vielversprechende Leistungsdaten für seine Festkörpertechnologie. Die Akkus von QuantumScape sollen beispielsweise innerhalb von nur 15 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen werden können. Anders als Solid Power will QuantumScape eine eigene Batteriefabrik aufbauen, diese soll gut 1,6 Milliarden US-Dollar kosten, umgerechnet etwa 1,3 Milliarden Euro. Das Joint Venture mit VW will bereits 2024 mit der Produktion von Zellen beginnen.

Quelle: Automotive News – Ford’s battery bet says automotive testing will start in 2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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bergfex:

Ankündigungen von Wunderbatterien hören wir schon seit Jahren und doch haben wir bisher nichts gesehen. Man kann solche Prophezeiungen nicht mehr ernst nehmen. Ich verstehe Mark Müller schon ein bisschen.
Offenbar geht es nur darum, sich ins Gespräch zu bringen. Geliefert wurde bisher nichts von diesen Wunderakkus.
Es ist klar, dass es bei der Batterieentwicklung weitergehen muss. Aber solche Phantastereien wecken nur falsche Hoffnungen.

Peter:

Wieso verhönst du die Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf diesem wichtigen Gebiet?

Daniel W.:

Bei Batterien braucht es Fortschritte, weil Lithium-Ionen-Batterien weitgehend ausgereizt sind.

Wenn in einigen Jahren mit der großen Batterieproduktion begonnen wird, gibt es hoffentlich genügend Solar- und Windkraftanlagen, damit die Verbrenner-Lobby nicht wieder mit dem „Strommix“ kommt.

Und die Autohersteller sollten die Produktion der Batterien nicht aus Kostengründen nach Asien abschieben, sondern in Europa bzw. Amerika ansiedeln, damit auch der CO2-Rucksack kleiner wird.

Mark Müller:

Übrigens: Ich will im 2022 das Perpetuum Mobile testen.

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