Greenpeace Öko-Vergleich: Deutsche Automarken schneiden besonders schlecht ab

Greenpeace Öko-Vergleich: Deutsche Automarken schneiden besonders schlecht ab
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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Deutsche Automarken schneiden beim Verbrauch von Energie, Rohstoffen und Platz im europäischen Vergleich besonders schlecht ab. Das zeigt eine zum Start der IAA veröffentlichte Rangliste von Greenpeace mit den 30 in Europa am häufigsten verkauften Automarken. BMW, Mercedes-Benz und Porsche kommen in keiner der drei betrachteten Kategorien über den 23. Rang hinaus, Porsche belegt durchgehend den letzten Platz. In der Gesamtbewertung landen die deutschen Marken allesamt im hinteren Drittel: VW (23), Audi (24), BMW (26), Mercedes-Benz (27), Porsche (30).

Trotz schlechter Platzierungen in den Kategorien Rohstoffe und Platz belegt Tesla als reine E-Automarke den ersten Platz, gefolgt von Dacia und Peugeot. Während die Tesla-Modelle eine im Vergleich gute Energieeffizienz haben, schneidet Dacia bei der Flächen- und Rohstoffeffizienz überdurchschnittlich gut ab. Peugeot landet in allen drei Kategorien unter den Top 10.

Der Verkehr hängt in Deutschland und Europa beim Klimaschutz weit zurück. Um den CO2-Ausstoß mit dem nötigen Tempo zu senken, müssen künftig weniger und kleinere Autos auf die Straße kommen, so Greenpeace in seiner Mitteilung. Die Hersteller allerdings richten ihre Modellportfolios bislang nicht nach Effizienz aus, heißt es in der Studie. Im Gegenteil: Es dominieren übermotorisierte Benziner, Diesel und Plug-in-Hybride. Die Mehrzahl der angebotenen Elektroautos und Verbrenner sei groß und schwer.

Mit extra schweren SUV, hochgerüsteten Sportwagen und XXL-Limousinen verschleudern die deutschen Autobauer knappe Ressourcen wie Energie, Rohstoffe und Fläche. Dabei sind Autos an sich schon ineffizient und können nicht länger im Mittelpunkt des Verkehrs stehen“, so Lena Donat, Greenpeace-Verkehrsexpertin. „Damit sich das ändert, muss der Verkehrsminister teure und falsche Anreize wie den Bau weiterer Autobahnen oder das Dienstwagenprivileg streichen und konsequent auf den Ausbau effizienter Verkehrsformen wie Bahn und ÖPNV setzen.“

Chinesische Konkurrenz schlägt Spitzenreiter beim Energieverbrauch teils deutlich

Für das Ranking hat Greenpeace die jeweils fünf meistverkauften Modelle der europäischen Top-30-Marken ausgewertet. Für jede Marke wurden Energieverbrauch, Gewicht und Platzbedarf der fünf Modelle pro Sitzplatz gemittelt und die Liste nach prozentualen Abweichungen zum effizientesten Modell der jeweiligen Kategorie sortiert. Ergänzend wurden auch neu auf den europäischen Markt drängende chinesische Marken ausgewertet. Die neuen Elektroautos aus China sind mehrheitlich sogar noch sparsamer als die Tabellenführer der Top-30.

Von den untersuchten chinesischen Newcomern landen vier (Ora, Aiways, BYD, Polestar) mit ihrem Effizienzwert noch vor Tesla, zwei hinter Tesla und Dacia, aber vor Peugeot (Lynk&Co, Nio). Bis auf Lynk&Co haben alle genannten Marken nur Elektroautos im Angebot.

Als weiteren Vergleich hat Greenpeace den Ressourcenverbrauch alternativer Verkehrsmittel wie E-Bike, E-Bus und Fernzüge mit dem jeweiligen sparsamsten Pkw-Modell ins Verhältnis gesetzt. Bei Energie- und Flächenverbrauch pro Sitzplatz schneiden die Alternativen oft wesentlich besser ab als die effizientesten Automarken. Der höhere Materialeinsatz bei Zügen wird durch eine rund 40-fach höhere Laufleistung mehr als ausgeglichen. „Viele Menschen wollen sich ressourcenschonend fortbewegen. Das zeigt der Erfolg des Deutschlandtickets. Die Bundesregierung muss diesen Trend verstärken“, so Donat.

Hoher Verbrauch an Energie und Ressourcen beschleunigt Klimakrise

Gegen das klimaschädliche Geschäftsmodell der deutschen Autobauer demonstrieren 14 Greenpeace-Aktivist:innen am Eröffnungstag der IAA vor dem Eingang der Messe in München-Riem. In einem großen Wasserbecken vor der Messe haben sie drei Autodächer unterschiedlich tief versenkt. „Autoindustrie versenkt Klimaschutz“ und „Shrink Now Or Sink Later“ (Jetzt schrumpfen oder später untergehen) stand auf Bannern, die sie im Wasser stehend zwischen den Dächern hielten. Die Protestierenden forderten eine Mobilität, die effizienter und sorgsamer mit Ressourcen umgeht und dabei auf eine solide finanzierte und ausgebaute Bahn und einen besseren ÖPNV setzt.

Greenpeace-IAA-Protest
Greenpeace

Der Greenpeace-Vergleich zeige, dass vor allem deutsche Marken besonders verschwenderisch mit Energie und Rohstoffen umgehen und damit die Klimakrise beschleunigen. Diese lässt Extremwetterereignisse wie Starkregen häufiger und stärker werden. „Die deutsche Autoindustrie prasst, als gäbe es kein Morgen. Der enorme Energieverbrauch ihrer Autos treibt die Klimakrise, das hohe Gewicht steigert die Ausbeutung von Rohstoffen“, sagt Marissa Reiserer, Greenpeace-Verkehrsexpertin. „Damit diese Verschwendung aufhört, brauchen wir eine Verkehrspolitik, die Mobilität nicht länger mit dem eigenen Auto gleichsetzt“. Eine verlässliche Bahn wie etwa in der Schweiz und ein gut ausgebauter ÖPNV seien die Voraussetzung für eine Mobilität, „die nicht länger Klima und Natur versenkt“.

Der Verkehr hängt in der anstehenden Transformation weit zurück. Zum zweiten Mal in Folge hat der Bereich zuletzt seine Klimaziele in Deutschland verfehlt. Ohne zusätzliche Schritte werden im Verkehr bis zum Jahr 2030 laut Projektionsbericht der Bundesregierung mindestens 187 Millionen Tonnen CO2 zu viel ausgestoßen. Das entspricht etwa einem Viertel der deutschen Jahresemissionen. Der Straßenverkehr verursacht gut 97 Prozent der innerdeutschen Verkehrsemissionen.

Quelle: Greenpeace – Pressemitteilungen vom 04.09.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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