Johannes Schlaich ist Professor für Mobilität und Verkehr an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin und beschäftigt sich unter anderem mit integrierter Verkehrsplanung, Verkehrsmodellierung und Digitalisierung im Verkehr. In einem von Volkswagen veröffentlichten Interview spricht er über die Praxistauglichkeit von Elektroautos und erklärt, wie Digitalisierung den Ausbau der E-Mobilität unterstützen kann.
Bei einer Urlaubsfahrt von Berlin auf die gut 250 Kilometer entfernte Insel Usedom hat Schlaich mit einem e-Golf ausprobiert, wie gut E-Mobilität auf längeren Strecken funktioniert. Allerdings hat er ein paar Schwierigkeiten erlebt, die nicht mit dem Auto selber zu tun haben und die sicher einige Elektroautofahrer nachvollziehen können: Der verbesserungswürdige Zustand der Infrastruktur zum Laden. Insgesamt sei Schlaich deshalb mit einem gemischten Bild nach Hause gekommen.
Überzeugt habe ihn das Fahrgefühl: „E-Autos sind dynamisch, man hat keine Schaltung. Gleichzeitig ist es ein angenehmes, ruhiges Fahren.“ Außerdem schätzt er die bessere Klimabilanz im Vergleich zu Verbrennern; das nehme Schlaich, der „sonst lieber mit der Bahn unterwegs“ ist, etwas von seinem schlechten Gewissen. Er musste zwar die Route besser planen, um Zwischenstopps sinnvoll zum Laden nutzen zu können. Dafür hat er aber auch „ein hübsches Städtchen kennengelernt“, an dem er sonst vorbeigefahren wäre. „Unerfreulich“ werde es erst, „wenn etwas Unerwartetes geschieht“.
„Solche Erlebnisse sprechen sich herum“
Zum Beispiel musste er kurzfristig aufgrund einer Stornierung das Hotel wechseln. Die neue Bleibe war vier Kilometer von der nächsten Ladestation entfernt, welche er wegen leerem Akku einmal hin und „am nächsten Morgen wieder zurück“ zu Fuß zurücklegen musste. Es sei zwar „ein schöner Spaziergang“ gewesen. „Aber mit kleinen Kindern oder auf Geschäftsreise braucht man so etwas nicht.“ Ein zweites Problem gab es bei einer Pause auf der Rückfahrt: „Als wir vom Essen kamen, stellten wir fest, dass die Ladesäule nicht funktioniert hatte.“ Schlaich nehme sowas gelassen, aber „solche Erlebnisse sprechen sich herum und beeinflussen die Bereitschaft, auf ein E-Fahrzeug umzusteigen. Beim Neuwagenkauf entscheiden sich die meisten Menschen im Zweifel für die sichere Lösung.“
Vor allem bei Ladeinfrastruktur sieht Schlaich deshalb dringend Nachholbedarf: Es brauche „die richtigen Stationen an den richtigen Stellen in ausreichender Menge.“ Fein raus ist jeder, der bequem über Nacht laden kann, wenn das Auto ohnehin viele Stunden ungenutzt geparkt ist. „Bei Einfamilienhäusern mit eigener Lademöglichkeit ist das die ideale Lösung“, findet der Professor. „In Großstädten, wo viele Autofahrer an der Straße parken, brauchen wir öffentliche Ladesäulen in kurzen Entfernungen“, sagt er. Sinnvolle Ergänzungen dazu seien „Ladestationen am Arbeitsplatz und an Supermärkten. Gerade das Laden während des Einkaufs passt ideal zur Alltagsmobilität, denn an einer Schnellladesäule ist die Batterie binnen 30 Minuten halb voll und nach dem Einkauf wird der Ladeplatz sofort frei.“ Und für Fernreisen sei ein gut ausgebautes Schnellladenetz an den Hauptverkehrsstraßen notwendig.
„Wir müssen raus aus der Henne-Ei-Problematik“
Städte sollten „mehr Mut beim Ausbau der Ladesäulen“ zeigen, findet Schlaich: „Wir müssen raus aus der Henne-Ei-Problematik – niemand kauft ein Elektroauto, wenn es keine Lademöglichkeiten in der Nähe gibt.“ Er rät deshalb, „nicht zu viel Zeit in Kosten-Nutzen-Rechnungen zu stecken, sondern lieber loszulegen. Nach dem Prinzip: Wir schaffen ein Angebot und nehmen in Kauf, dass es erst später voll genutzt wird.“
An den Fernstraßen hingegen „sollte der Bund für eine koordinierte Planung sorgen“, so Schlaich weiter. „Einerseits müssen dünn besiedelte Gebiete versorgt sein“. Andererseits sei es „ineffizient, wenn zu viele Schnellladesäulen nebeneinander gebaut werden.“ Er schlägt digitale Lösungen vor, „die vorhandene Infrastruktur besser zu nutzen“. Dazu gehöre zum Beispiel „eine komplette Übersicht aller Lademöglichkeiten“. Es gebe zwar „verschiedene Karten“, aber keine sei vollständig. Außerdem brauche es „verlässliche Live-Daten zur Verfügbarkeit von Ladeplätzen.“ Man erfahre zwar, „ob an einer Ladesäule ein Stecker eingesteckt wurde“. Man weiß aber nicht, „ob auch der Parkplatz wirklich frei ist.“ Es sollte auch die Möglichkeit geben, sich kurzfristig die Verfügbarkeit zu sichern und die Ladesäule im Voraus buchen zu können. „Für Lkw-Parkplätze gibt es Reservierungsfunktionen – warum nicht für E-Autos?“
Quelle: VW – Pressemitteilung vom 16.07.2020
Wie wäre es wenn Standart Batterien an
Tankstellen leer gegen voll. gewechselt werden könnten.. Es gäbe keine Ladestops
mehr??
A. T Schmid
Wann werden Deutschlandweit die Ladestation für Autos gebaut
Kann ja nicht sein was da alles zu lange dauert ist ja schlimm.
Alleine Niederlande oder andere Regionen sind ja schon in Betrieb von Ladestation
Aber nein Deutschland schläft ja noch
Warum macht das keinen Sinn?
Es macht deshalb keinen Sinn, weil E-AUTOS sogenannte “Totgeburten“ sind, wie ein ehemaliger Politiker mal sagte.
Die INDUSTRIE weltweit präferiert Wasserstoff, China mit noch größerem Elan und ist mal wieder Vorreiter!
Deutschland juckelt mit dem E-Auto hinterher, weil es ein übereifriger Konzernchef als alternativlos postuliert hat und die Politiker in Berlin aufgrund fehlender eigener technischer Kenntnisse ihm wie der “Rattenfänger von Hameln“ hinterher gelaufen sind und über Monate/Jahre keine Wasserstoff-Strategie entwickeln konnten.
Für solche und andere Aufgaben fehlt ja immer die Expertise in den Ministerien und man muss sie sich über “Berater“ kaufen.
Armes Deutschland!
@Wolf
Ein Auto mit Wasserstoff- Brennstoffzelle ist ebenfalls ein E-Auto. Das sollte man schon wissen. Dabei ist Wasserstoff für dessen Betrieb aufgrund des hohen Energieaufwands bei der Gewinnung und der Speicherung (700 bar) zur Zeit sehr ineffizient.
E-Autos (e-Antrieb) sind also mitnichten eine Totgeburt, sondern die Zukunft der Automobiltechnologie. Die Batterietechnologie wird weiter verbessert werden.
Na dann erklären Sie doch mal, wie Wasserstoff die Welt retten soll. 7.000 Zulassungen von Wasserstofffahrzeugen stehen 1,6 Mio E Fahrzeugen 2019 weltweit gegenüber. Wo soll der tolle Wasserstoff herkommen? Im Nutzfahrzeugbereich auf Langstrecke vielleicht, aber nicht im Pkw Bereich. Da ist eher Wasserstoff eine Totgeburt. Warum? Ein Toyota Mirai kostet ca. 70.000. Durch Massenproduktion wird der nicht wirklich günstiger. Aber vielleicht fehlen mir auch technische Kenntnisse.
Das Batterie-Fahrzeug hat seinen Platz in der neuen Mobilität ebenso wie das Brenstoffzellen-Fahrzeug. Alle Fahrzeuge, die aus wirtschaftlichen Gründen möglichst geringe Standzeiten haben sollen, werden wohl mit Wasserstoff betankt. Fahrzeuge, wie PKWs, mit naturgemäß langen Standzeiten, sind für die Batterie als Energiequelle präferiert.
Das Problem des Ladestationen-Flickenteppichs für PKWs ist durch engstirnige Abrechnungsverfahren enstanden, die in erster Linie der Profilierung lokaler Interessen von Unternehmen und Gemeinden dienen. Hier sollte die Bundesregierung dringend nach regeln. Die Reservierung von Ladestationen auf öffentlichem Grund ist nach aktueller Rechtslage nicht möglich, weil ein Stellplatz an einer Straße eine sogenannte Allmende ist, also ein Grundstück, das allen zur Verfügung stehen muss. Anders sieht dies auf privatem Grund, wie zum Beispiel auf Autohöfen oder Supermarktplätzen, aus.
Bin mit vielem einig, was Professor Schlaich hier sagt: z.B das Ladesäulen bei Supermärkten gebaut werden sollten, um denjenigen eine Lademöglichkeit zu bieten, die nicht in Einfamilienhäusern wohnen, und nur einen Strassenparkplatz haben. Desweiteren die Idee, dass „Ladesäule im Voraus buchen“ ein feature sein sollte, für dass eine Lösung entwickelt wird.
In dem Artikel geht es um mehr Ladesäulen. Ich wundere mich immer wieder wie die Diskussion auf Wasserstoff kommt. Wer von H2 überzeugt ist kann sich doch ein entsprechendes Auto kaufen. Für keine Antriebstechnologie gibt es in Deutschland ein Verbot! Wo liegt das Problem?
Zurück zur Ladeinfrastruktur, ein Problem sind die zugeparten Ladesäulen. Aber grundsätzlich sind auch längere Fahrten möglich. Tesla und andere Hersteller bauen eigene Netze auf. Ich selbst fahre eine ZOE. In der Regel lade ich zuhause, habe aber auch schon eine Strecke von knapp 800 km an einem Tag zurückgelegt. Dafür ist allerdings eine Planung erforderlich. Derzeit werden aber viele Ladepunkte an Autobahnen auf CCS Schnell-Laden umgestellt. Stecker Typ 2 sind hauptsächlich in Kommunen. Grundsätzlich muss aber die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut werden. Auf Firmenparkplätze für Mitarbeiter/innen die zuhause keine Möglichkeit haben wäre es sehr hilfreich. Bei Hotels gibt es noch zu wenige die Ladesäulen haben.
Wenn ich längere Fahrten unternehme, nehme ich immer Adapter Stecker mit, hier kann ich im jeden Hotel bisher kostenlos laden. Eine Starkstromsteckdose hat jedes Hotel zur Not auch eine Schukosteckdose. 10 Stunden in der Nacht bringen auch über 200 km.
Einfach als Anregung an Prof. Schlaich.
Josef, du kannst nicht einfach an jeder Steckdose über verschiedene Adapter überall anschliessen. Nur dort wo Wallboxen vorhanden sind . Nur falls du eine Portable dabei hast. Ca Euro 900.- umstellbar von 220 zu 380 Volt die letztere geht für 22 KW, wenn du ein Auto hast das soviel aufnimmt.
Ueber die sauberen Alternativen zu Strom solllte man im E PKW Forum gar nicht reden. Aber über die Notwendigkeit und besserer Abstimmung und Gleichförmigkeit für weitere Ladesäulen zu bekommen, trifft der Verfasser den Nagel auf den Kopf. Jetzt wollen VW und auch Ford jeder ein anderes System auch noch aufbauen ? AC, Typ ll und CCS aber bitte mit jeder Kreditkarte als Zugang, und Abrechnung nach gezogener KW s, reicht völlig aus.