Ted Cannis, Director Global Electrification bei der Ford Motor Company, sprach in einem ausführlichen Interview mit dem Branchendienst Electrive über das neue Ford-Elektrozugpferd Mustang Mach-E, die Entwicklung des Fahrzeugs und der weltweiten Nachfrage und eine Besonderheit, die es nur in Deutschland gibt.
Die Reservierungen für den Mustang Mach-E seien „für mich sehr überraschend“ gewesen, so Cannis. Es gebe „sehr viele Neukunden“, die zuvor keinen Ford besessen haben. Ein deutscher Händler, mit dem er gesprochen habe, „hat zwölf Reservierungen – alle Neukunden“. Auffallend sei, dass Reservierungs-Inhaber im Schnitt „mehr als zehn Jahre jünger“ seien als die üblichen Ford-Kunden.
Schon bei der Entwicklung habe Ford in „Design-Kliniken“ das Fahrzeug ohne Ford- und Mustang-Branding internationalen Kunden gezeigt, um Feedback zu gewinnen: „Viele haben darin ein echtes Premium-Modell gesehen und Vergleiche zu deutlich höherpreisigen Autos gezogen“, erklärt Cannis. Zudem hätten viele das Fahrzeug „mit der dynamischen Dachlinie, den dreigliedrigen Rückleuchten und den starken Schultern der hinteren Radkästen als Mustang erkannt – obwohl wie gesagt kein Branding an dem Auto war.“
Ford wollte, dass man den rein elektrischen Mustang mit allen Sinnen spüre, auch beim Fahren. Der Stromer sei auf den selben Prüfständen wie der Ford GT und Ford-Rennautos abgestimmt worden. „Mit dem niedrigen Schwerpunkt der Batterie und dem E-Allradantrieb wird das Fahrverhalten sehr emotional. Da werden wir einen Mustang liefern“, verspricht Cannis.
Von Tesla abgeschaut hat sich Ford, dass die gesamte Software des Mustang Mach-E Over-the-Air-Updates erhalten kann, „damit das Auto über die Jahre frisch bleibt. Wir wollen unseren Kunden eine moderne User Experience bieten, die sich mit der Zeit entwickelt – so wie sie es von Websites oder Apps kennen.“
„In Deutschland denken viele, dass die Brennstoffzelle bald kommt“
Deutschland habe im Vergleich zu allen anderen Märkten, in denen Ford den Mustang Mach-E anbietet, eine Besonderheit: „In Deutschland denken viele, dass die Brennstoffzelle bald kommt. Egal ob ich mit Franzosen, Kanadiern oder Chinesen spreche, nirgendwo kommen die Bedenken gegenüber der Batterie, weil die Kunden auf Wasserstoff warten“, sagt Cannis über diese speziell deutsche Eigenheit.
Damit man auch den Massenmarkt der Zögerer und Zweifler erreicht, „müssen in erster Linie die Kosten sinken“, sagt der Ford-Manager. Das werde „eine Weile dauern, Adaptionskurven verhalten sich meist exponentiell.“ Am Anfang wachse es „nur langsam, aber danach geht das Wachstum durch die Decke.“
Zum Marktstart des elektrischen Mustang will Ford auch seinen Ladedienst Ford Charging Solutions anbieten, konkrete Zahlen könne Cannis aber noch nicht nennen. „Wir haben viel Geld investiert, auch in Ionity – deshalb muss der Dienst für den Kunden gut werden.“
Quelle: Electrive — Ford-Manager: „Nur elektrisch zu sein, ist nicht gut genug.“