E-Auto auf Langstrecke: „Die Zeiten akribischer Vorplanung sind zum Glück vorbei“

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Aiways

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Unter dem Titel „What’s next?“ veröffentlicht das chinesische Elektroauto-Start-up Aiways eine Interviewreihe mit Gesprächspartnern aus Industrie, Wirtschaft und Politik. Der siebte Gesprächspartner ist Pedro Faria, Gründer und Präsidiumsmitglied der Associação de Utilizadores de Veículos Elétricos, kurz UVE, aus Portugal. Mit Aiways Geschäftsführer Dr. Alexander Klose unterhielt er sich vor allem über die Frage, wie man die Menschen von den Vorurteilen gegenüber der E-Mobilität löst. Zusammen mit seiner Frau Carla ist Faria deshalb mit einem Aiways U5 von Lissabon in Portugal bis nach Antwerpen in Belgien zur Premiere des Aiways U6ion Konzept gefahren, um zu beweisen, dass auch ein Elektroauto heute schon für echtes „Grand Touring“ bereit ist.

Es lief wunderbar. Wir waren über 2100 Kilometer unterwegs und haben die Strecke in drei Etappen aufgeteilt“, sagt Faria. Die erste Übernachtung hat das Duo in San Sebastián eingelegt und die zweite Nacht in Paris. „Von da aus war es dann nur noch ein kurzer Hüpfer nach Antwerpen.“ Eine besondere Strategie, etwa zum Laden, hat der E-Mobility-Verbandspräsident auf der Fahrt nicht verfolgt: „Die Zeiten, in denen man jede Fahrt akribisch vorplanen muss, sind zum Glück vorbei“, sagt der Portugiese und verweist darauf, dass das Ladenetz etwa in Spanien und Frankreich zwar noch nicht so gut ausgebaut sei wie etwa in den Belgien, den Niederlanden oder Deutschland. „Aber gerade auf den großen Transit-Routen ist es überhaupt kein Problem mehr“, so Faria weiter.

Er hatte deshalb nur eine Strategie: „Möglichst schnell ans Ziel, eben genau so, wie man es mit einem Verbrenner auch machen würde. Deshalb sind wir auch immer mit Richtgeschwindigkeit unterwegs gewesen, in Frankreich etwa mit konstant 130km/h.“ Je nach Verkehrsaufkommen, Topografie und Geschwindigkeit sei er zwischen den Stopps jeweils zwischen 200 und 220 Kilometer am Stück gefahren. Die Ladepausen habe er „immer bewusst mit 30 Minuten kurzgehalten, was dank der guten Ladeleistung des Aiways U5 wunderbar funktioniert“ habe. Er sei bei den Ladestopps meist wieder auf gut 80 Prozent Ladestand für das nächste Teilstück gekommen.

„Eine Echtzeit-Lösung wäre schon toll“

Die Navigation sei über Apple CarPlay und Karten erfolgt, was „vor allem mit den Echtzeit-Verkehrsdaten eine wirklich überzeugende Lösung“ sei. Für die Ladestopps habe er unterwegs „A better route planner“ genutzt. Hier könne man „die Verbrauchsdaten aus einer Datenbank ziehen und dann noch auf die eigenen Bedingungen anpassen“. Faria etwa habe den Durchschnittsverbrauch auf das hohe Autobahn-Dauertempo angepasst und damit eine gute Planbarkeit der Stopps erreicht. „Allerdings wäre eine Echtzeit-Lösung schon toll, also dass Auto und App direkt kommunizieren und den Ladestand auf der Route und am Ziel direkt mit in die Streckenplanung übernehmen“, sagt der Portugiese.

Dr. Alexander Klose von Aiways erwidert hierzu, dass die Kommunikation zwischen Auto und Apps ein wichtiger Punkt sei, den sich der Hersteller in der Entwicklung „intensiv“ anschaue: „Viele Kunden kamen mit dem Wunsch auf uns zu, eine Echtzeit-Anbindung der Batterie- und Verbrauchsdaten in die Routenplanung zu integrieren“, sagt er. Lösungen mit externen Dongles über den Diagnoseport halte Aiways aber für nicht komfortabel genug. „Wir arbeiten deshalb an einer rein Software-basierten Lösung, die wir wohl schon in sehr naher Zukunft präsentieren können. Ich denke damit werden wir eines der aktuell beste Routen- und Ladeplanungs-Tools auf dem Markt anbieten können“, so Klose.

Quelle: Aiways – Pressemitteilung vom 20.04.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Jürgen Baumann:

Reisen oder rasen?

Dom:

Interessanter Ansatz, aber nachdem ich 2.100km Gesamtstrecke und jeweils Etappe zwischen 200 bis 220 km gelesen habe, adje merci. Sowas tue ich mir sicher nicht an.

Peter:

Das man sich eine externe App besorgen muss, ist m.E. völlig benutzerunfreundlich. Als speziell interessierter und motivierter Fan/Nerd kein Problem, ich würde es auch problemlos schaffen, aber es muss auch für völlig desinteressierte Nutzer „out-of-the-box“ reibungslos funktionieren.

Das kann man als Autoproduzent ja auf zig verschiedenen Wegen erreichen. Aber ohne eine irgendwie geartete allgemeingültige herstellerübergreifende Schnittstelle zum Datenaustausch (z.B. über Belegung und Funktionsstatus der Säule sowie Anzahl der Fahrzeuge, die die Säule aktuell als Routenziel haben, deren erwartete Ankunftszeit, deren Akkustand bei Ankunft und der erwarteten Ladekurve) wird es vermutlich nicht gehen.

Nick888:

Hä, wie kann man so eine banale Selbstverständlichkeit 2022 noch immer äußern? Nicht reden, sondern machen. Tesla bekommt es doch auch hin. Es ist zum weinen.

Viele Kunden kamen mit dem Wunsch auf uns zu, eine Echtzeit-Anbindung der Batterie- und Verbrauchsdaten in die Routenplanung zu integrieren“, sagt er. 

Ben:

Ach ja typisch FUDavid, traurig wenn man in nem überteuertem premium Porsche eine 3rd Party App für Ladestopps braucht.

Sam:

Interessanter Ansatz, aber nachdem ich 2.100km Gesamtstrecke und jeweils Etappe zwischen 200 bis 220 km gelesen habe, war es schon wieder vorbei….
Nach gerade Mal 1,5 Stunde Fahrt eine Pause, wenn ich Langstrecke absolvieren will? Nicht wirklich…ein E Auto muss als Langstrecken Fahrzeug 500km weit kommen bei 130km/h, ansonsten keine Chance.

Skodafahrer:

Tesla Supercharger sind nicht an der Autobahnraststätte oder an einem Autobahnparkplatz.
Daher braucht man zusätzliche Zeit und der Weg kann sich um mehrere km verlängern.
Für die berufliche Nutzung optimal wären Schnelllader direkt an der Autobahn mit „Plug and Charge“ und Toilette und Raststätte in der Nähe. Man könnte Zeit gegenüber einem Verbrenner gewinnen, bei dem Tanken, Bezahlen, Essen und der Toilettengang hintereinander statt parallel stattfinden muss.

Noch interessanter wird das Elektroauto, wenn Volumenhersteller Fahrzeuge 700 km Reichweite anbieten werden, wie dies von VW für die Zukunft angekündigt wird.

Jürgen Baumann:

Na ja – wer angeblich Protze fährt, muss natürlich aus alle anderen herabschauen.
Frage an die Fachleute: Wie kommt man ohne Schuhanzieher in das Ding rein und wieder raus? Und wieso ist die Augenhöhe gefühlt 10 cm über dem Asphalt?

Jürgen Baumann:

Guter Beitrag. Werde demnächst Zürich —> Lissabon retour probieren. Vorderhand schaue ich noch mal im Internet genau nach. Unser Kona electric 2018 ist noch nicht ganz so gut ausgerüstet mit Navi. Aber es sollte alles gut gehen. Bis Pfingsten wollen wir ca. 5’000 km gemütlich abspulen.

Davi:

In einem Tesla werde ich nicht einmal auf Kurzstrecke unterwegs sein, wenn ich es vermeiden kann. Diese billig gebauten, knarzenden Plastikkarren mit knallhartem Fahrwerk sind nur für verblendete Menschen. Aber ich sehe, auch du nutzt ABRP. Ein weiterer Vorteil von ABRP, man kann eingeben, mit welchem Akkustand man an welchem Zwischenhalt ankommen möchte. Tesla kommt im Bordnavi gerne zwischendrin mit 38 % Akkustand an, wenn man die Navi machen lässt. Und dann wird die eh schon miserable Ladegeschwindigkeit noch ein Stück miserabler.

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