Das ist mal eine Ansage: Der chinesische Zellhersteller CATL will sein Batteriewerk in Erfurt deutlich größer ausbauen, als bislang gedacht: „Wir wollen im ersten Schritt mit 14 Gigawattstunden beginnen und schätzen nun, dass wir spätestens ab 2026 im dreistelligen Gigawattbereich sein könnten“, sagte Matthias Zentgraf, CATL-Europachef, auf dem Car Symposium in Bochum. Damit wäre die Batteriezellenfabrik in Thüringen eine der weltweit größten und gut dreimal so groß, wie aktuell Teslas Gigafactory in Nevada.
Allerdings sei diese Rechnung sogar noch am untersten Ende der Skala angesiedelt, wie Zentgraf dem Branchendienst Electrive verriet: „Die Anfragen der Automobilhersteller sind da! Bei realistischer Planung gehen wir – niedrig gerechnet – von einem Bedarf in Höhe von 100 GWh im Jahr 2025 aus.“
Diese hohen Erwartungen kämen nicht von ungefähr, so Zentgraf, schließlich müssen die Autohersteller in Europa immer strengere CO2-Vorgaben erfüllen können. Mit Verbrennern ist das kaum machbar, Elektroautos gelten als der Schlüssel dafür: „Im vergangenen Jahr hat sich einiges getan, die neuen CO2-Ziele führen zu einer schneller anziehenden Nachfrage nach E-Autos, als wir gedacht hatten“, erklärte Zentgraf im Gespräch mit dem Handelsblatt.
CATL hat bereits Milliarden Euro schwere Lieferverträge mit BMW und VW abgeschlossen und kann mit dem Standort in Deutschland ab dem geplanten Start in 2021 auf kurzem Lieferweg seine Aufträge erfüllen. Auch Daimler, der französische PSA-Konzern sowie Volvo und Jaguar Land Rover gehören zu den möglichen Kunden. Dass die erste Batteriezellenfabrik in Deutschland von einem chinesischen Unternehmen gebaut wird, sei, so das Handelsblatt, für den ehemaligen BMW-Manager Zentgraf nichts anderes als die Folge einer deutschen Wirtschaft, „die sich nicht getraut hat“.
CATL sei bereits auf der Suche nach weiteren Standorten in Europa, zudem werde die Möglichkeit geprüft, die vereinbarten 70 Hektar in Erfurt zu erweitern. Konkret geplant sei aber noch nichts, man sondiere lediglich in verschiedene Richtungen. Zentgraf erklärte Electrive auch, warum man gerade Thüringen als Standort ausgewählt hat und nicht einen vermeintlich günstigeren Standort in Osteuropa: Es wäre demnach aus CO2-Sicht nicht klug gewesen, Rohstoffe wie Kobalt erst aus den Nordsee-Häfen nach Osteuropa zu transportieren, um später fertige Batteriezellen wieder zu den Autobauern nach Deutschland zu liefern.
Um den CO2-Fußabdruck möglichst gering zu halten will CATL die Materialien für die Produktion sowie die fertigen Zellen wo es nur möglich ist auf dem Schienenweg transportieren. Dafür soll das Werk in Erfurt sogar einen neue Bahnanschluss mit einem kleinen Containerterminal erhalten.
Quelle: Electrive – CATL legt Erfurter Batteriewerk für bis zu 100 GWh aus // Handelsblatt – Chinesisches Batteriewerk in Erfurt soll größer werden als Teslas Gigafactory