Chinas größter Elektroautohersteller BJEV, ein Tochterunternehmen des chinesischen Herstellers BAIC, setzt sich für die Technologie des Batteriewechsels ein, da geringere staatliche Subventionen, lange Ladezeiten und batteriebedingte Brandunfälle potenzielle Käufer auf dem weltweit größten Markt für Neufahrzeuge oftmals vom Kauf eines Stromers abschrecken, meint das Unternehmen.
Batterien sind nach wie vor das teuerste Bauteil von Elektroautos und machen je nach Modell etwa ein Viertel bis zum Teil sogar die Hälfte des Fahrzeugspreises aus. Analysten gehen davon aus, dass über die komplette Lebensdauer gerechnet die Anschaffungs- und Betriebskosten für Elektroautos noch bis 2025 höher sein werden als für Benzinfahrzeuge.
„Wir planen, mehr als 10 Milliarden Yuan (etwa 1,3 Milliarden Euro) in den Bau von 3000 Batteriewechselstationen zu investieren, die bis Ende 2022 500.000 Elektrofahrzeuge versorgen können“, sagte Ma Fanglie, Präsident von BJEV, der Zeitung China Daily zufolge Anfang September auf einem Branchentreffen.
„Wir werden die Batterien von den Fahrzeugen trennen und sie an Autobesitzer leasen, wodurch die Autos viel erschwinglicher werden“, versprach Ma. Das Batterieleasing sei für Kunden finanziell reizvoller, ist sich der Manager sicher. BJEV bietet derzeit drei Modelle an, die die Technologie unterstützen, etwa die Limousinen EU260 und EU300.
Laut Ma befinden sich die Batterien an den Wechselstationen in einem Erhaltungsladevorgang, der Geld spart, da dieser die Lebensdauer der Batterien um 30 bis 60 Prozent gegenüber denjenigen Akkus verlängert, welche mit der üblichen Hochvolt-Schnellladetechnologie aufgeladen wurden. Das Erhaltungsladen soll auch die Batteriesicherheit erhöhen. Statistiken zufolge ereignen sich etwa 75 Prozent der Brandunfälle mit Elektroautos, während die Fahrzeuge aufgeladen werden.
Ein Batteriewechsel erspart den Besitzern von Elektroautos auch lange Wartezeiten. Bei einigen Modellen auf dem Markt dauert es gut 40 bis 50 Minuten, um einen Ladestand von 80 Prozent zu erreichen – ein Batteriewechsel dauert nur drei Minuten.
„Ich würde nicht sagen, dass dies die einzig sinnvolle Lösung ist, aber der Batteriewechsel wird eine wichtige Alternative sein, insbesondere für Fahrzeuge, die für den öffentlichen Verkehr eingesetzt werden.“ – Ma Fanglie, Präsident von BJEV
BJEV, an dem auch der Daimler-Konzern beteiligt ist, hat bereits 160 Batteriewechselstationen für 13.000 Fahrzeuge errichtet. Zuletzt hat Peking beschlossen, seine Taxiflotte um 6000 Elektrofahrzeuge zu erweitern, die diese Technologie unterstützen, sagte Ma. Weitere 20.000 Fahrzeuge sollen im Jahr 2020 hinzukommen.
BJEV nicht der einzige Befürworter des Batteriewechsels
Ende August gab auch das Elektroauto-Start-up Nio bekannt, dass seine Autobesitzer diesen Service kostenlos nutzen könnten. Nio hat in China bereits 80 Batteriewechselstationen eingerichtet und plant, diese Zahl bis Ende 2020 auf 1100 zu erhöhen, so China Daily.
China ist der weltweit größte Markt für Neufahrzeuge. Im vergangenen Jahr wurden 1,25 Millionen Fahrzeuge verkauft, laut dem chinesischen Verband der Automobilhersteller werden es in diesem Jahr voraussichtlich 1,5 Millionen sein.
Quelle: China Daily – BJEV advocates battery swap service for e-vehicle owners