Aus dem einstigen Klassikertreff von Pebble Beach ist mit der Monterey Car Week die Automesse der Neuzeit geworden. Keine andere Veranstaltung in den Vereinigten Staaten bietet mehr Neuheiten. Keine große Überraschung: die meisten von ihnen sind elektrisch.
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Autohersteller ihre wichtigsten Neuheiten auf Messen wie der Detroit Motorshow, der einstigen Nachbarveranstaltung in Chicago oder auf den anderen Events in New York oder Los Angeles präsentierten. Die neuen Modelle werden auf der Monterey Car Week entweder bei einem eigenen Event oder bei einem Luxushappening wie dem von The Quail stilecht und gleichermaßen imageträchtig enthüllt.
Lamborghini, Rimac und Pininfarina präsentieren “Ausnahme-Elektroautos”Â
Der große Elektrostar kommt aus Santa Agata d’Bolognese und hört auf den melodischen Namen Lanzador, benannt nach einem erfolgreichen Stier der 1990er-Jahre. Ein knapp fünf Meter langer Elektro-SUV, der Minimum 1.000 kW / 1.360 PS leisten soll. Die neue Volkswagen-Konzernplattform für elektrische Hochbodenfahrzeuge bietet unter anderem Allradantrieb, Luftfahrwerk, Wankausgleich und Hinterradlenkung. Dazu kommen neueste Akkutechnik und luxuriöse Platzverhältnisse für vier Personen, Gepäck und aus dem Unterboden genug Energie für mindestens 500 Kilometer. Einziger Nachteil: Marktstart für den neuen Elektrostar im Lamborghini-Portfolio ist erst im Jahr 2028.
Nicht besser sind die Aussichten beim neuen Rimac Nevera Time Attack, der in The Quail seine Weltpremiere feierte. Sein Name ist Programm, denn er gibt Zeugnis von der neuen Rekordzeit, mit der der elektrische Nevera die Nordschleife des Nürburgrings umrundete: 7:05,298 Minuten. Damit verbesserte er die bisherige Elektro-Rekordzeit um stattliche 20 Sekunden. Die Kleinserie von zwölf Fahrzeugen in der markant schwarz-grünen Lackierung und mit weiteren Designdetails ist jedoch bereits ausverkauft. So heißt es für die Rimac-Fans auf weitere Rekorde warten. „Die wird es geben – Sie werden es sehen“, versprach Rimac-CEO Mate Rimac als er das erste Fahrzeug an den Kunden Jeff Miller übergab.
Sogar noch einen Hauch exklusiver ist der Pininfarina B95. Der offene Zweisitzer erinnert an die italienischen Sportwagenkreationen aus den späten 1950er Jahren. Für spektakuläre Fahrleistungen sorgt der elektrische Antrieb des Pininfarina Battista mit 1.400 kW / 1.900 PS, die den offenen Spaßmacher bis zu 300 km/h schnell werden lassen. Das Akkupaket in T-Form kann mit einer maximalen Ladeleistung von 270 kW von 20 bis 80 Prozent in 25 Minuten aufgeladen werden. Fünf verschiedene Fahrmodi nutzen dabei Torque-Vectoring, um dem Fahrer die Möglichkeit zu geben, Leistungsentfaltung und Fahrverhalten an die Fahrbedingungen anzupassen. Der Preis für die Kleinserie von zehn Fahrzeugen ist schlicht atemberaubend: 4,4 Millionen Euro pro Stück. Die Auslieferungen beginnen 2025 – gerade rechtzeitig zum 95jährigen Firmenjubiläum.
Rolls-Royce und Maserati glänzen mit gehobenem Luxus-Stromer
Rolls-Royce enthüllte bei der gleichen Veranstaltung seinen Spectre, ein elektrisches Luxuscoupé, dessen 430 kW / 584 PS starke Elektromotoren von einem 102 kWh starken Akkupaket mit Energie versorgt werden. Eine wahre Schau beim britischen Elektrocoupé ist nicht nur das sehenswerte Design, sondern auch die grandiose Verarbeitung im Innern mit einer Individualisierung, die keine Grenzen kennt. Der Preis ist entsprechend: mindestens 389.000 Euro.
Eine echte Schönheit ist der elektrische Maserati GranTurismo Folgore, dem auf dem Luxusevent von Pebble Beach durch den spektakulären MC Xtrema etwas die Schau gestohlen wurde. Die Elektroversion des Luxuscoupés wird von drei jeweils 300 Kilowatt starken Elektromotoren angetrieben, die gemeinsam eine Leistung von 560 kW / 761 PS auf die Straße bringen. Die 800-Volt-Ladetechnik soll für kurze Standzeiten am Hypercharger sorgen. Aus dem Stand geht in 2,7 Sekunden auf Tempo 100 und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h sieht es düster aus für die Konkurrenz wie Porsche Taycan oder Audi E-tron GT.
E-Hypersportler sind auch am Start
Nicht zum ersten Mal präsentierte Hispano Suiza seinen elektrischen Hypersportler auf der Monterey Car Week. Die Karosserie des 1,6 Tonnen schweren Doppelsitzers besteht aus Kohlefaser, ebenso wie das Monocoque, das gerade einmal 195 Kilogramm auf die Waage bringt. Der polarisierend gezeichnete Elektrosportler leistet 820 kW / 1.114 PS, was ein Leistungsgewicht von 1,46 kg/PS bedeutet. Diese gigantische Leistung wird von zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren erzeugt, die jeweils an den Hinterrädern angebracht sind. Sie sorgen für 290 km/h Höchstgeschwindigkeit und einen Imagespurt 0 auf Tempo 100 in weniger als 2,6 Sekunden. Seine Reichweite: 400 Kilometer.
Wenn das an Leistung nicht reichen sollte, dann hat der amerikanische Kleinserienhersteller Czinger die rechte Antwort parat. Der Czinger 21C ist ein 932 kW / 1.250 PS starker Hypersportler, der von einem Achtzylinder-Hybridtriebwerk mit 2,9 Litern Hubraum zu sportlichsten Höchstleistungen getrieben wird. Die Karosserie des gerade einmal 1.250 Kilogramm schweren Boliden entsteht größtenteils im 3D-Drucker und das Design wurde durch künstliche Intelligenz erstellt. Auf der Rennstrecke von Laguna Seca unweit von Monterey hält der Zukunftssportler mit 1:25.44 Minuten die Bestzeit für ein Serienfahrzeug.
Kia EV9 und Meyers Manx 2.0 eher Außenseiter?
Deutlich bodenständiger präsentiert sich da schon der neue Kia EV9, der auf der Monterey Car Week ebenfalls seine offizielle Publikumspremiere feierte. Der 5,01 Meter lange Elektro-SUV mit dem überaus selbstbewussten Design wird in seiner Startversion von einem 283 kW / 385 PS starken elektrischen Allradantrieb bewegt. Das 100-kWh-Akkupaket soll für den Sechs- / Siebensitzer Reichweiten von knapp 500 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp ermöglichen. Die edel ausgestattete Launch Edition kostet in Deutschland mindestens 83.190 Euro. Weitere Antriebsvarianten werden folgen.
Noch spaßiger dürfte es wohl nur im elektrischen Meyers Manx 2.0 werden. Angetrieben wird die Neuauflage des Strandbuggys aus den 1960er-Jahren von einem Elektromotor an der Hinterachse, der 150 kW / 204 PS leisten soll. Der Kunde hat die Wahl zwischen zwei Akkupaketen mit 20 und 40 kWh, die Reichweiten von 250 und 500 Kilometern garantieren sollen. Das Leergewicht der Manx-Neuauflage: unter 800 Kilogramm.
Doch nicht alle neuen Modelle auf der Monterey Car Week tragen einen Elektromotor unter dem zumeist überaus schnittigen Blech-, Alu- oder Karbonkleid. So präsentierte Mercedes mit seinem neuen AMG GT einen echten Porsche-911-Jäger und einen direkten Konkurrenten des Aston Martin DB12, der in The Quail erstmals auch als offene Volante-Version enthüllt wurde. Bentley zog das Tuch von seinem Topmodelle Bentayga EWB Mulliner und Porsche lockte puristische Fahrdynamiker mit seinem 718 Spyder RS ebenso wie Ford mit seinem 800 PS starken neuen Topmodell des Mustang GTD. Und wenn doch einmal etwas eleganter sein soll, lockt dann immer noch der Ferrari Roma Spider.