Rolls-Royce Spectre: So fährt sich die Luxus-Limousine

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Rolls-Royce

Stefan Grundhoff
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Rolls-Royce stand jahrzehntelang nicht nur für die exklusivsten Autos der Welt und spektakuläre Individualisierungen, sondern auch für einen nahezu geräuschlosen Antrieb mit zwölf Zylindern. Doch damit ist bald Schluss. Das Luxuscoupé Spectre lässt die Briten in ein neues Elektrozeitalter schweben. Ganz anders und doch typisch Goodwood.

Zwölfzylinder-Triebwerke gelten seit einem Jahrhundert gemeinhin als die Krone der weltweiten Motorenbaukunst und so stattete auch Rolls-Royce seine exklusiven Fahrzeuge seit Langem mit einem Dutzend Brennkammern aus. Diese sorgten nicht nur für einen souveränen Antrieb, sondern auch eine Laufruhe, die über Jahrzehnte Maßstäbe setzte. Fahrleistungen und Souveränität bleiben, doch der Spectre ist der erste Rolls-Royce, der seine Hightech-V12-Verbrenner durch Elektromotoren ersetzt. Das Ergebnis des E-Antriebs ist dabei nicht weniger einzigartig als das Design des 5,47 Meter langen Beaus. „Es ist ein Höhepunkt meines Berufslebens, den Rolls-Royce Spectre entwickelt zu haben – das Automobil, das Rolls-Royce in seine mutige, elektrische Zukunft katapultiert“, sagt Dr. Mihiar Ayoubi, Technischer Direktor bei Rolls-Royce, „Rolls-Royce Spectre bringt die Zukunft dieser großen Marke in die Gegenwart.“

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Der elektrische Antrieb an sich ist das eine, doch wie seine Ahnen ist das zweitürige Coupé auch unabhängig von seinen beiden E-Maschinen an Vorder- und Hinterachse eine wahrhaftige Schau. Ähnlich dem Wraith setzen die Briten ihre Idee eines Luxuscoupés als nicht enden wollenden Fastback um – mit grandiosen Formen, gigantischen Türen und einem einzigartig gestylten Heck. Dabei wurde das Design an die gestiegenen Aerodynamikanforderungen eines Elektroautos angepasst. So glänzt der britische Allradler mit einem allemal beeindruckenden cW-Wert von 0,25, der seinen entsprechenden Anteil an Fahrleistungen und insbesondere dem geringen Geräuschniveau auf Flüsterniveau hat. Die Nummer ist Programm, trägt der Spectre die interne Bezeichnung RR25.

Einen seidig weichen Zwölfzylinder sucht man vergeblich und wohl niemand wird ihn vermissen – denn an Vorder- wie Hinterachse arbeiten nahezu geräuschlos zwei Elektromotoren mit 190 kW / 365 Nm und 360 kW / 710 Nm, was letztlich eine Gesamtleistung von 430 kW / 584 PS bedeutet und ein maximales Drehmoment von 900 Nm. Das Antriebspaket reicht jedoch locker für 250 km/h Spitze und einem Imagespurt 0 auf Tempo 100 in 5,4 Sekunden. Die Motorleistung ist für einen entspannten Vortrieb und souveräne Fahrleistungen mehr als ausreichend.

Selbst wenn der ein oder andere elitäre Kunde in einem solchen Coupégeschöpf dieser Liga eine höhere Leistungsausbeute erwartet hätte, wird er seine Meinung revidieren, wenn er mit dem Spectre unterwegs war. Das Fahrgefühl des Spectre ist ebenso wie das Design typisch Rolls-Royce – entkoppelt, luxuriös und schlicht spektakulär. Das Fahrwerk als Symbiose aus Luftfeder, elektronischen Dämpfern, Allradantrieb und entsprechender Lenkung lässt Fahrzeug und Insassen über alle nur erdenklichen Unwägbarkeiten des Alltags hinwegschweben. Die Lenkung ist leichtgängig und präzise – typisch Rolls-Royce eben.

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Nicht ganz unwichtig bei der Kundenansprache: einen echten Wettbewerber hat der Spectre auf absehbare Zeit nicht. Wer daran zweifelte, dass ein Luxusgefährt aus dem Hause Rolls-Royce ohne das seidige Zylinderdutzend unter der langen Motorhaube auskommen kann, der sieht sich eines Besseren belehrt. Die mächtige Kraftentfaltung ist schlicht nicht spürbar und so schiebt der Elektroallradler so perfekt an, wie man es sich kaum hätte vorstellen können.

Was der Fahrer hinter dem Steuer jedoch ebenso merkt, sind das gewaltige Gewicht von 2,9 Tonnen und der niedrige Schwerpunkt. Das 700 Kilogramm schwere Batteriepaket im Unterboden ist dabei fester Bestandteil der Fahrzeugkonstruktion und sorgt somit gleichermaßen für Stabilität, Verwindungssteife und Geräuschdämmung. Durch seine 102 kWh reichen die Akkus für Strecken von 530 Kilometern, bis es zum nächsten Ladestopp geht. Die maximale Ladegeschwindigkeit von 195 Kilowatt dürfte die Kunden ebenso kaum interessieren wie der Normverbrauch von 22,2 kWh / 100 Kilometer. „Unsere Kunden genießen es, nicht an eine Tankstelle fahren zu müssen und den Spectre zu Hause laden zu können“, ergänzt Rolls-Royce-CEO Torsten Müller-Ötvös. Verstehen kann man es nur zu gut.

Im Innern ist der mindestens 389.000 Euro teure Spectre typisch Rolls-Royce: perfekt verarbeitet und auf Wunsch einzigartig zu individualisieren. War bisher nur der Sternenhimmel von Ghost und Phantom perfekt illuminiert, so sorgen im neuen Elektro-Coupé 4796 leuchtende LED-Sternchen in den sogenannten Starlight Doors für eine einzigartige Atmosphäre. Noch mehr Sternenkörper umgeben allein das Spectre-Signet im Innern. Mehr Luxus auf vier 23-Zoll-Rädern geht wohl nicht – vorne wie hinten ist der Spectre dabei modern, bleibt seiner Marken-DNA mit Dreh-Drücksteller auf der Mittelkonsole oder einer Analoguhr aber ebenso treu wie der leicht historisch anmutenden und den Kunden so gefeierten Klimabedienung.

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Dabei sitzt es sich nicht nur vorn in den belederten Komfortsesseln im neuen Elektrocoupé aus Goodwood prächtig, denn auch hinten können groß gewachsene Personen ideal sitzen, genießen separate Klimatisierung, Sitzheizung oder herunter fahrbare Seitenscheiben, wenn es abends mit Freunden in die Oper oder zum Essen geht. Der Spectre zeigt eindrucksvoll, dass man gerade in einem solchen Nobelcoupé auf einen V12 verzichten kann und diesen durch einen Elektroantrieb ersetzt – wenn er so perfekt arbeitet wie im neuen Rolls-Royce. Kein Wunder, dass die Warteliste lang ist – bereits weit im Jahr 2025, während die ersten Modelle Ende des Jahres auf die Straße rollen.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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Nostradamus:

Mit dem e-Antrieb wird Rolls-Royce noch extravaganter und noch charaktervoller als bisher! Ich bin ganz sicher, dass seine Käufer den V12 überhaupt nicht vermissen werden. Der Grund ist einfach – dieser Motor ist nicht gemacht um Krach zu machen, sondern möglichst leise zu sein! Also, E-Antrieb wird als ein Fortschritt genommen! Gewicht von 2,9 Tonne? Nichts Neues, da Rolls war immer groß und schwer!

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