Die deutsche Hauptstadt hat jüngst neue Pläne vorgestellt, wie die Ladeinfrastruktur im Stadtgebiet bis zum Jahr 2030 vorangetrieben werden soll. In einer Pressemitteilung der Stadt Berlin heißt es: “Der Ladebedarf für Elektroautos in Berlin wird bis zum Jahr 2030 um das Siebenfache im Vergleich zu heute ansteigen, von 300 MWh pro Tag auf 2000 MWh pro Tag. Damit jetzt die richtigen Weichen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in der Stadt gestellt werden, haben die Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt gemeinsam mit der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO die Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur 2030 für das Land Berlin erarbeitet.” Diese sei bereits vom Senat beschlossen worden.
Das Strategiepapier zeigt auf 40 Seiten den heutigen Stand des Ladeangebots in Berlin und die Ziele für das Jahr 2030 auf. 29 Maßnahmen wurden demnach zur Zielerreichung festgelegt. Dabei unterscheidet die Strategie zwischen drei Raumtypen, in denen Laden stattfindet und die sich von den Rahmenbedingungen her unterscheiden. Für diese drei städtischen Raumtypen wurde der Ladebedarf jeweils ermittelt: im öffentlichen Straßenraum, auf privaten, aber öffentlich zugänglichen Flächen wie beispielsweise auf Supermarktparkplätzen und Tankstellen sowie ausschließlich privaten Flächen, also etwa zuhause oder beim Arbeitgeber.
Derzeit sind in Berlin laut Mitteilung etwa 70.000 elektrische Fahrzeuge zugelassen, 90 Prozent davon seien Pkw (Elektroautos und Plug-In-Hybride). Die restlichen 10 Prozent entfallen demnach auf E-Busse und -Transporter, E-Motorräder und Leichtfahrzeuge. Diese Fahrzeuge laden derzeit an etwa 25.000 Ladepunkten gut 300 MWh täglich. Der Großteil dieser Ladepunkte ist rein privat, rund 3850 sind öffentlich zugänglich (davon rund 2400 im öffentlichen Straßenraum und 1450 auf privaten Flächen). Für das Jahr 2030 wird angenommen, dass insgesamt 400.000 Elektrofahrzeuge in Berlin unterwegs sein werden, die wiederum einen täglichen Ladebedarf von 2000 MWh haben werden. Dies entspricht dem Energieverbrauch einer Kleinstadt.
Mehr als die Hälfte des Ladens auch 2030 privat?
Der für 2030 errechnete Ladebedarf basiert auf der Zahl der elektrischen Fahrzeuge, die zu diesem Zeitpunkt in Berlin zugelassen sind und die nach Berlin einpendeln. Die flankierenden Maßnahmen, um diesen Ladebedarf zu decken, umfassen beispielsweise die Erarbeitung einer Potenzialanalyse für Lademöglichkeiten auf Liegenschaften der Berliner Landesunternehmen und eine Umsetzungsstrategie für diese kommunalen Liegenschaften. Ebenso soll die Flächensuche für Aufsteller von Ladepunkten erleichtert werden. “Forschungs- und Pilotprojekte im Bereich des Ladens werden unterstützt und der Fortschritt der Maßnahmen durch ein Monitoring begleitet”, heißt es. Das Land Berlin setze auf intensive Kooperation und Informationstransfer mit allen Akteurinnen und Akteuren, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu beschleunigen, zu verbessern und zu vereinfachen.
Wie auch schon heute soll der überwiegende Teil des Ladens (54 Prozent) privat erfolgen. So hätten Fahrzeuge zuhause oder beim Arbeitgeber die längste Standdauer und werden dort vorrangig mit normaler Geschwindigkeit mit bis zu 22 kW Leistung laden. Hierfür werde die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit relevanten Akteuren wie der Wohnungswirtschaft und Arbeitgebern in den Austausch treten, damit die öffentlichen Liegenschaften mit gutem Beispiel vorangehen. Dass sehr viele Berliner über keinen eigenen Stellplatz verfügen dürften, bleibt an dieser Stelle offenbar zumindest zunächst einmal unberücksichtigt. Jedoch gibt es in der Hauptstadt schon vielversprechende Projekte wie Laternen-Ladeplätze.
Auch die Möglichkeiten für spontanes Laden im öffentlichen Bereich sollen weiter ausgebaut werden. Im öffentlichen Straßenraum werden demnach voraussichtlich 20 Prozent des Ladebedarfs gedeckt, wofür die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt das bewährte Berliner Modell der Ladeinfrastruktur weiterführen wird, in dessen Rahmen bereits rund 2400 öffentliche Ladepunkte aufgebaut wurden. Auch auf privaten Flächen sollen E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrer künftig vermehrt auf ihren alltäglichen Wegen laden können: auf Parkplätzen und in Parkhäusern oder an Tankstellen, während sie dort Erledigungen machen. Mithilfe von Schnellladern mit hohen Ladeleistungen, die kurze Ladedauern ermöglichen, werde die E-Mobilität unkompliziert in den Alltag integriert.
Giffey: Zukunft der Mobilität ist elektrisch
Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, sagt: „Die Zukunft der Mobilität in Berlin ist elektrisch. Deshalb wollen wir eine echte Ladesäulenoffensive starten. Mit unserer erstmals in diesem Umfang erstellten Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur wollen wir mehr Anreize für den Ausbau der Elektromobilität in unserer Stadt schaffen und dafür sorgen, dass die Berlinerinnen und Berliner Elektromobilität leichter als bisher in ihren Alltag einbauen können. Ziel ist, dass in der ganzen Stadt ausreichend und verlässlich Ladesäulen für E-Autos verfügbar sind. Die bisher verfügbaren 25.000 Ladepunkte in Berlin sind ein gemeinsamer Erfolg des Senats, unserer landeseigenen Betriebe, der Berliner Wirtschaft und auch vieler Privatpersonen, die auf ihren Grundstücken Ladesäulen zur teilöffentlichen Nutzung ermöglicht haben. Eine enorm wichtige Rolle spielt auch unser Stromnetz, dessen Kapazität wir in den nächsten zehn Jahren verdoppeln werden, damit es den immer weiter wachsenden Strombedarf decken kann. Mit den Maßnahmen unserer Gesamtstrategie kommen wir unserem Ziel der Klimaneutralität bis 2045 wieder ein gutes Stück näher.“
Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, ergänzt: „Mit der Gesamtstrategie Ladeinfrastruktur 2030 liegt nun eine umfassende Strategie für die weitere zielgerichtete Entwicklung der Ladeinfrastruktur in Berlin vor. Das im öffentlichen Straßenraum bereits sehr erfolgreiche Berliner Modell mit seinen vielen Ladeinfrastrukturbetreibern geht darin auf. Ich freue mich besonders, dass damit nun zusammen mit dem öffentlichen Raum auch private und öffentlich zugängliche Flächen auf privatem Grund in ein Gesamtkonzept zum Ausbau der Ladeinfrastruktur in Berlin eingebettet werden. Damit werden sich die Ladeangebote für die Berliner und Berlinerinnen, unsere Berliner Wirtschaft sowie unsere Gäste in den nächsten Jahren weiter spürbar verbessern. Eine verlässliche Ladeinfrastruktur ist ein wichtiger Hebel für den Umstieg auf E-Mobilität.“
Gernot Lobenberg, Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO, sagt: „Vor allem die von der Wirtschaft und von den Behörden zugelassenen Fahrzeuge spielen eine große Rolle bei der Umstellung auf Elektromobilität. So sind heute in Berlin fast 60 Prozent aller elektrischen Pkw gewerblich zugelassen – Tendenz steigend, wie die Zulassungszahlen zeigen. Daher brauchen wir vor allem mehr Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz und zu Hause. Die Berliner Agentur für Elektromobilität eMO bei Berlin Partner ist dafür da, die Berliner Wirtschaft und auch die Behörden rund um den Aufbau kostenfrei zu unterstützen und zu begleiten.“
Quelle: Stadt Berlin – Pressemitteilung vom 19. April 2024