Mehr als doppelt so viel Reichweite wie das Tesla Model S “Long Range” verspricht das Aptera Elektroauto, bei gleicher Akku-Größe wohlgemerkt. Zudem ist die Rede von bis zu 72 km Reichweite durch das verbaute Solarsystem an besonders sonnigen Tagen. Und das schon ab einem Preis von 21.350 Euro. Klingt fast zu gut um wahr zu sein. Dies haben auch die Kommentare unter unserem Artikel „Aptera E-Auto: 1.600 km Reichweite, ab 21.350€ im Vorverkauf gestartet“ aufzuzeigen vermocht. Wobei der Stromer durchaus auch positiv aufgenommen wurde.
Aptera selbst wollte mit entsprechenden Unstimmigkeiten aufräumen und hat in einer Online Q&A-Session Stellung zum Aptera Elektroauto bezogen. Eingangs erwähnt das Unternehmen, dass noch einige Aptera E-Autos verfügbar wären, die erste Auflage aber bereits vollständig ausverkauft sei. Weiterhin können entsprechende Reservierungen für 100 US-Dollar (zurückerstattbar) vorgenommen werden. Die Vorbestellungen seien hierbei nicht nur auf die USA beschränkt, auch internationale Reservierungen seien möglich.
Aptera bestätigt Leistungsdaten und Möglichkeit zum Off-Road-Einsatz
Wir erinnern uns, den Stromer soll es als frontgetriebenes Elektroauto mit 100 kW (136 PS) als Einstiegsvariante geben. Dabei kommt diese Variante mit der niedrigsten Reichweite daher. Verbaut sei ein 25 kWh Akku-Pack, welcher eine Reichweite von etwa 400 km ermöglichen soll. Zudem gibt es eine Variante mit 100 kWh-Akku, welche auf einen Allradantrieb mit 150 kW/ 203 PS Leistung setzt. Sowie eine Reichweite von über 1.600 km ermöglicht. Dazwischen soll es noch einen 40 kWh-Akku (640 km) sowie 60 kWh-Akku (965 km) geben.
Aptera führt auf, dass die Leistung und Effizienz nicht mit „normalen E-Autos“ vergleichbar sei. Schließlich bringt der dreirädrige Stromer weniger Gewicht, weniger Luftwiderstand und dadurch eine bessere Effizienz beziehungsweise Beschleunigung mit sich. Des Weiteren sei es so, dass der Aptera EV nicht nur für die Straße erdacht wurde. Auch im Off-Road-Einsatz könne man sich das Elektrofahrzeug vorstellen. Hierfür wird ein spezielles Off-Road-Paket angeboten.
Dieses kommt mit stabileren Radverkleidungen und einer leistungsfähigeren Federung daher. Zudem soll der Stromer ein wenig aufgebockt werden, um Geröll, Steinen, usw… leichter ausweichen zu können. Aptera gab ebenfalls zu verstehen, dass sowohl an Front, als auch am Heck ein Abschlepphaken montiert werden könne, um sich beispielsweise aus dem Schlamm zu ziehen. Zudem sei es möglich einen kleinen Anhänger zu ziehen, was zu Lasten der Reichweite geht. Kenn man so bereits von anderen E-Autos.
Wartet der Aptera mit Zugang zum Tesla Supercharger-Netzwerk auf?
Das Start-Up hat sich bis zur Q&A-Session nicht über die Lademöglichkeit ihres Stromers geäußert. Gab aber direkt zu verstehen, dass man sich noch bei der Auswahl von Komponenten und Anbieter für das Onboard-Ladegerät, DC-Schnellladen usw. sei. Fotos des Fahrzeugs, welche im Netz vorzufinden sind, als auch Aufnahmen aus dem Clip des vorherigen Artikels zeigen dies mit einem Tesla-Stecker. Es verwundert daher nicht, dass Gerüchte und Vermutungen aufkommen, ob Aptera denn das Tesla Supercharger-Netzwerk nutzen könnte. Verneint habe man diese Option nicht.
Jedoch ist es wahrscheinlicher, dass das Elektrofahrzeug mit einem Standard-J1772- und/oder CCS-Stecker ausgestattet wird. Zudem sei Laden „nur“ mit 50 kW möglich. Ob man dann von „Supercharge“ sprechen darf sei Mal dahingestellt. Die teilweise recht groß erscheinenden und daher auch häufig kritisierten Reichweiten hat Aptera nicht herabgestuft, sondern bestätigt. Neben der Schnellladefunktion wird das Aptera EV auch mit 3 kW-/ 6 kW-Ladegerät daherkommen. Ein Laden an der heimischen Wallbox wird somit auch ohne Probleme möglich sein.
Neben der bestätigten 50 kW-Lademöglichkeit, welche wohl bis zu 800 km/ Stunde aufladen kann, wird auch über andere Ladeleistungen gemutmaßt. So könnte theoretisch an einem 250-kW-Supercharger mit der 100-kWh-Akku-Variante in gerade einmal 15 Minuten 965 km nachgeladen werden. Ein 350-kW-Lader wäre wohl in der Lage 965 km in gerade einmal zehn Minuten zu laden.
Details zur „Never Charge-Solartechnologie“ von Aptera
Neben der Energie aus der eigenen Batterie setzt das E-Auto auf die Kraft der Sonne, von Aptera als „Never Charge-Solartechnologie“ bezeichnet. Erinnert vom Ansatz an den Sion von Sono Motors. Die Reichweite, welche aus der Kraft der Sonne geworden kann, beläuft sich laut dem Start-Up auf um die 72 km an besonders sonnigen Tagen. Somit sollte es möglich sein rein elektrisch zu fahren, ohne den Akku zu laden.
Aptera gibt zu verstehen, dass man mit den Solarzellen, welche auf der Heckklappe vorzufinden sind (optional) einen Spitzenwert von 700 Watt erreichen kann. Wobei dies eher die Ausnahme sei. Getestet habe man die eigene Solartechnologie in San Diego, wo man unter günstigsten Bedingungen: viel Sonne, wenig Wolken – unterwegs ist. 65 km waren in diesem Fall durchaus möglich, wenn man noch ein wenig mehr Glück mit der Sonne hat, seien auch mehr Kilometer drin.
Der Begriff „Never Charge-Solartechnologie“ stammt daher, dass das Unternehmen von „normalen“ Pendelstrecken ausgeht, sowie der optimalen Ausbringungsmenge aus den Solarzellen. In diesem Fall wäre es so, dass man weniger fährt, als man über die Solartechnologie nachlädt. Sprich, man muss „nicht mehr laden“ oder eben „Never Charge“. Was die Solarzellen selbst angeht, hat Aptera noch nicht bekannt gegeben, wer die Zellen liefern wird. Es scheint aber so, als ob das Unternehmen einen Lieferanten bereits ausgewählt hat. Hier sei der Verweis auf das Gespräch mit Frederic Aoun über das Team Sonnenwagen Aachen gestattet, da dieser ein paar Worte über die Leistungsfähigkeit von Solarzellen verloren hat. Dabei hat Aoun auch aufgezeigt, dass es durchuas leistungsfähigere Solarzellen am Markt gibt, als die, welche man aus alltäglichen Anwendungen kennt.
Aptera klärt zum Thema Sicherheit & Infotainment auf
Wenig Gewicht, noch weniger Materialien und nur drei Räder – so richtig Vertrauen in puncto Sicherheit kommt beim Aptera E-Auto nicht auf. Dabei gibt das Start-Up allerdings zu verstehen, dass man auf äußerst stabile Verbundwerkstoffe setzt, welche sich komprimieren, wenn auf diese Druck ausgeübt wird. Es sei demnach nicht so, dass man in einem „billigen Plastik-Ei“ unterwegs sei. Dies scheint sich auch dadurch zu zeigen, dass man den dreirädrigen Stromer bewusst Off-Road-Einsätzen aussetzen möchte. Sicherlich nicht sehr sinnvoll, wenn er dies nicht aushält.
Auf die Frage nach dem Reifenwechsel wurde mitgeteilt, dass das Entfernen des Kotflügels/der Verkleidung um einen Reifen herum einfach ist und dass man nach dem Entfernen vollen Zugriff auf den Reifen hat, um ihn selbst zu wechseln, wenn man es eilig hat. Das Infotainment-System, welches im Stromer verbaut wird, wird von Crank Software, mit Sitz in Kanada entwickelt. Das größte Ziel ist es, mit dem Infotainment-System die Effizienz des Fahrzeugs zu steigern, aber das bedeutet nicht, dass das Unternehmen ein unprofessionelles und/oder unfreundliches Benutzererlebnis haben möchte. Das Unternehmen möchte, dass alle Informationen leicht zugänglich sind.
So werden die üblichen Informationen auf der ersten Seite zur Verfügung stehen, detaillierte Fahrzeuginformationen wie Diagnosen, Reparaturdaten, BMS-Details usw. bringt man in entsprechenden Untermenüs unter. Des Weiteren arbeite man derzeit an der Integration von Wärmepumpe, direkter Heizung/Kühlung von Fahrer und Beifahrer, Integration mit dem Batteriekühlsystem und verschiedenen anderen Dingen, um die Effizienz zu maximieren.
Elektroauto im Baukasten-System
Das Unternehmen gibt zu verstehen, dass man verschiedene Elemente des Fahrzeugs schon vorgefertigt von Zulieferer bezieht. Sprich, nicht der komplette Zusammenbau erfolgt bei Aptera, sondern eben nur der der Halbfabrikate. Das Ziel ist es, einige Unterbaugruppen von Zulieferern einbaufertig zu erhalten, um die Hauptmontage im ersten eigenen Werk in Südkalifornien durchzuführen.
Dabei soll das Werk von Aptera nicht mit großen Werkzeugen und großen Robotern gefüllt werden. Denn die größten Komponenten können alleine von zwei Personen gehoben werden. Zudem sei geplant eine intelligente Mischung aus Automatisierung und menschlicher Arbeit einzusetzen, um die Dinge richtig zu machen. Viele Teile richten sich selbst aneinander aus, was den Einsatz von speziellen Ausrichtungswerkzeugen überflüssig macht. Die vier großen Teile der Karosserie sind die Wanne, das Dach (Spider) und die beiden Seitenteile. Sie werden einfach zusammengeklebt und dannan die Unterbaugruppen montiert.
Quelle: CleanTechnica – We Learned A LOT About The Aptera Today