Kaum hat das neue Jahr begonnen, beginnt die Zeit der Zahlen, Zusammenfassungen und Rückblicke. Ausgewertet wurde inzwischen unter anderem auch, wie viele Elektroautos chinesischer Marken im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft wurden. Dabei lassen sich verschiedene Trends und Entwicklungen beobachten, die im engen Zusammenhang mit Veränderungen in der Politik stehen.
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt 2,8 Millionen Autos zugelassen, was einem Rückgang von einem Prozent gegenüber 2023 entspricht. Die Zulassungen von Elektroautos sanken im gleichen Zeitraum um 27,4 Prozent auf 380.000, womit sie im vergangenen Jahr 13,5 Prozent des Marktes in Deutschland ausmachten. Davon entfielen insgesamt 43.903 Verkäufe auf Elektroautos aus China.
Eine ernüchternde Bilanz für die Mobilitätswende in Deutschland, jedoch zugleich kaum überraschend, nachdem Ende 2023 die staatlichen Subventionen beim Kauf eines Elektroautos vorzeitig wegfielen. Dieser Trend in Deutschland ist jedoch nicht auf die globale Ebene übertragbar, denn insgesamt wuchs die Elektromobilität weiter, vor allem in China.
Der Start in das neue Jahr gestaltete sich 2024 mit dem wegfallenden Umweltbonus für die Elektroauto-Branche sowie für Verbraucher:innen eher holprig. Des Weiteren zeichnete sich mit den Untersuchungen der Europäischen Kommission im Laufe des Jahres bereits ab, was im Oktober in Kraft trat: die Strafzölle auf Importe chinesischer Elektroautos aus China. Entsprechend mehr oder weniger stark wurden verschiedene Hersteller aus China getroffen, deren Zollsätze zu den regulären 10 Prozent Importzoll hinzukommen. Im Vergleich zu den USA, die Importzölle von 100 Prozent auf chinesische Elektroautos fordern, sind die EU-Regelungen jedoch relativ mild.
Einzig die Zulassungen von Plug-in-Hybriden stiegen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 9,2 Prozent auf 191.905 Einheiten, womit sie einen Marktanteil von 6,8 Prozent hatten. Dieser Trend dürfte sich auch dadurch erklären lassen, dass chinesische Hersteller mit der Einführung der EU-Zölle zunehmend auf den Verkauf von Hybridautos gesetzt haben, da diese den Zöllen nicht unterliegen.
Chinesische Hersteller im Ãœberblick
Zulassungen von BYD
Die EU-Ausgleichszölle für Importe von BYD wurden auf 17 Prozent festgelegt. Das Unternehmen, das den chinesischen Markt für Elektroautos im Inland klar dominiert, verzeichnete einen Rückgang der Neuzulassungen in Deutschland um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und landete so bei lediglich 2891 Neuzulassungen von Elektroautos. Im Dezember wurden 323 BYD-Autos zugelassen, knapp ein Viertel weniger als im November und mehr als die Hälfte weniger als im Dezember 2023.
Zulassungen von Geely
Geely muss seit Inkrafttreten der Zölle 18,8 Prozent auf Importe von Elektroautos in die EU zahlen. Als Konzern gehören Geely mehrere Marken an. Smart, das als Joint-Venture mit Mercedes-Benz gegründet wurde, wird von Mercedes-Benz entworfen, während Geely für Konstruktion und Entwicklung zuständig ist. Smart produziert im Geely-Werk in Xi’an seit Oktober 2021. Auch die Marken Lotus, Polestar sowie Lynk gehören dem Konzern Geely an. Letzteres gehört außerdem zu Zeekr.
Entwicklungen bei Smart
Smart verzeichnete im Jahresvergleich den stärksten prozentualen Zugewinn chinesischer Hersteller von mehr als 60 Prozent. Im Jahr 2024 gab es 12.463 Neuzulassungen der Marke in Deutschland, womit sie unter den chinesischen Marken in Deutschland auf Platz 2 landet. Jedoch zeichnete sich hier im Vergleich zum Vormonat und Vorjahr ein abnehmender Trend ab: Im Dezember wurden 572 Fahrzeuge von Smart zugelassen, über ein Viertel weniger als im November und über zwei Drittel weniger als im Dezember 2023.
Entwicklungen bei Lotus
Lotus hat im vergangenen Jahr in Deutschland 365 E-Autos neu zugelassen, knapp 34 Prozent mehr als 2023. Davon entfielen 41 Elektroautos auf den Dezember, was 8 Prozent mehr sind als im November und 156 Prozent mehr als im Dezember 2023.
Entwicklungen bei Polestar
Eine weitere Marke der Geely Holding, Polestar, verzeichnete im Jahr 2024 mit 3181 Elektroautos einen Rückgang von 39 Prozent gegenüber 2023. Trotzdem landete der Hersteller unter den chinesischen Marken in Deutschland auf Platz 3. Die Endjahrestendenz war ebenfalls aufsteigend: Im Dezember wurden 328 E-Autos von Polestar zugelassen, was über 57 Prozent mehr sind als im November und 24 Prozent mehr als im Dezember 2023. Alle Elektroautos von Polestar werden in China in den Geely-Werken hergestellt, hauptsächlich in Chengdu und Hangzhou.
Entwicklungen bei Lynk
Den prozentual stärksten Verlust im Vergleich zum Vorjahr hatte Lynk mit über 90 Prozent. Insgesamt kam die Marke auf 67 Elektroautos, die in Deutschland neu zugelassen wurden.
Zulassungen von SAIC
Der staatliche Konzern SAIC erhielt den Höchstsatz der EU-Zölle mit zusätzlichen 37,6 Prozent, da das Unternehmen bei der Aushandlung der Zölle nicht transparent kooperierte. Auch zu diesem Konzern gehören verschiedene Marken, wie MG und Maxus.
Entwicklungen bei MG
MG wurde mit EU-Importzöllen von 35,3 Prozent belegt, jedoch sicherte sich die Marke trotzdem den ersten Platz aller chinesischer Hersteller in Deutschland mit 20.977 zugelassenen E-Autos im Jahr 2024. Dies entspricht einem Anstieg von 21 Prozent gegenüber 2023. Kurzfristtrend: Im Dezember wurden 1854 Elektroautos zugelassen, was 94 Prozent mehr sind als im November, aber 28 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres.
Entwicklungen bei Maxus
Mit knapp 70 Neuzulassungen in Deutschland im Jahr 2024 machte die SAIC-Tochtermarke Maxus Zugewinne von knapp 11 Prozent. Zuletzt brachte die Marke 2023 den elektrischen Van Xantu heraus.
Zulassungen von Nio
Mit 20,7 Prozent erhielt Nio von der EU einen Zollsatz im Mittelfeld. Jedoch brachen die Neuzulassungen des Herstellers in Deutschland bereits weit vor Beginn der Zölle ein, nämlich seit Ende 2023.
Im Jahr 2024 gingen die Verkäufe von Nio in Deutschland dann um fast 70 Prozent zurück auf insgesamt nur 398 Neuzulassungen. 2023 waren es noch 1263 Elektroautos. Im Dezember 2024 hat Nio 31 Elektroautos zugelassen, immerhin 7 Prozent mehr als im Vormonat.
Der in Shanghai ansässige Hersteller von Elektroautos ist im Oktober 2022 in Deutschland sowie in Schweden, Dänemark und den Niederlande auf den Markt gekommen. In den Niederlanden verkaufte das Unternehmen im Jahr 2024 etwa 260 Autos. Bereits seit 2021 verkauft Nio auch in Norwegen, wo der Verkauf 2024 mit 850 Elektroautos bedeutend besser abschnitt. Insgesamt erreichte Nio als Unternehmen 2024 ein Rekordjahr.
Zulassungen von Xpeng
Wie Nio erhielt Xpeng ebenfalls einen Importzollsatz von 20,7 Prozent. Das von Volkswagen unterstützte Unternehmen hat im vergangenen Jahr 362 E-Autos in Deutschland verkauft. Für den Newcomer in Deutschland mit Markteintritt im März und Auslieferungsbeginn im Juni sind die Zahlen positiv. Der Trend war dabei über die Monate hinweg stetig steigend. Im Dezember hat Xpeng 99 Fahrzeuge zugelassen und damit über ein Fünftel mehr als im November.
Zulassungen von Great Wall Motor
Von Great Wall Motor (GWM) und seiner Marke Ora wurden im Jahr 2024 in Deutschland 3002 E-Autos zugelassen, was einem Rückgang von 33 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Auf den Dezember entfielen davon 439 Elektroautos, was 125 Prozent mehr als im November waren und 8 Prozent mehr als im Dezember des Vorjahres.
Aussichten für 2025
Der Markt für Elektroautos in Deutschland dürfte sich in diesem Jahr angesichts strengerer CO2-Vorgaben wieder zu seinem alten Potenzial aufschwingen und den Negativtrend des vergangenen Jahres beenden. Was chinesische Unternehmen angeht, die zunehmend um Billigpreise konkurrieren dürften, sind die Prognosen ebenfalls gut. Für 2025 wird mit einem Absatzwachstum chinesischer Hersteller für Elektro- und Hybridautos von knapp einem Drittel gerechnet.
Zugleich dürften dabei aber auch einige hinter der starken Konkurrenz zurückbleiben. Einige Unternehmen gehen bereits davon aus, dass über die bevorstehende Phase der chinesischen Branche nur die innovativsten, stärksten Unternehmen durchkommen dürften, was zuletzt auch aus einem internen Schreiben bei Xpeng hervorging.
Hinsichtlich der EU-Importzölle zeichnete sich bereits Ende des vergangenen Jahres eine mögliche Einigung ab, was die Importzahlen von chinesischen Elektroautos auch in Deutschland wieder erhöhen könnte. Angesichts der Inflation und immer knapper werdender Budgets dürfte ein Interesse der Verbraucher:innen an günstigen Alternativen bestehen.
Quelle: CarNewsChina – China EV registrations in Germany in 2024 / Reuters – Electric dreams turn into a nightmare for battery metals