Die US-Regierung scheint vorzubereiten, die Zölle auf chinesische Elektroautos dramatisch zu erhöhen. Medienberichte, unter anderem in der FAZ, deuten darauf hin, dass diese Zölle bald auf 100 Prozent steigen könnten, was einer Vervierfachung der bisherigen 25 Prozent entspräche. Die Ankündigung dieser Maßnahme wird für Dienstag erwartet.
Diese drastische Erhöhung steht im Kontext des wachsenden chinesischen Exports in den Sektoren der erneuerbaren Energien, was in Washington als Bedrohung für die noch junge amerikanische Industrie wahrgenommen wird. Die Biden-Regierung sieht sich durch Chinas Fortschritte in diesen Technologiebereichen herausgefordert und reagiert mit einer Verschärfung der Handelspolitik. Unter Ex-Präsident Donald Trump wurden bereits Zölle auf chinesische Waren im Wert von rund 300 Milliarden Dollar (ca. 278 Mrd. Euro) eingeführt.
Die Debatte über die Anpassung dieser Zölle dauerte Jahre. Während einige Beamte eine Erhöhung befürworteten, schlug Finanzministerin Janet Yellen vor, die Zölle auf Konsumgüter zu reduzieren und stattdessen die strategischen Sektoren stärker zu belasten. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums kritisierte die geplanten Zollerhöhungen der USA und betonte, China werde seine Rechte verteidigen.
Bereits Ende März konnten wir berichten, dass China eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die Vereinigten Staaten eingelegt hat, im Zentrum der Auseinandersetzung steht der “Inflation Reduction Act” (IRA). Dieses Gesetz der USA, so die Argumentation Chinas, diskriminiere ausländische Autohersteller durch seine Subventionspolitiken und stelle eine Bedrohung für das weltweite Ziel dar, die Verbreitung von Elektroautos zu beschleunigen. Weiterhin wird bemängelt, dass der IRA den fairen Wettbewerb verzerre.
Im Hinblick auf die anstehende Präsidentschaftswahl zeigen sowohl Biden als auch Trump eine harte Haltung gegenüber China. Biden hat bereits höhere Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus China angekündigt, während Trump eine weitere Zollerhöhung auf alle chinesischen Produkte um 60 Prozent verspricht, sollte er wiedergewählt werden.
Neben Elektroautos aus China werden auch andere Branchen von den neuen amerikanischen Zollvorgaben betroffen sein. Ein zusätzlicher Zollsatz von 2,5 Prozent ist für alle in die USA importierten Autos geplant, was insbesondere deutsche Autohersteller treffen könnte, die ihre Verkäufe in den USA zuletzt steigern konnten.
In Europa zeichnen sich ähnliche Erwartungen ab. Derzeit untersucht die Europäische Kommission, ob die chinesischen Automobilhersteller durch staatliche Subventionen vor allem für Elektroautos einen Wettbewerbsvorteil erzielen, der Strafzölle als Sanktionierung nach sich ziehen könnte. Analysten der Rhodium Group seien in einem Bericht zu dem Schluss gekommen, dass die chinesischen Elektroautohersteller derart wettbewerbsfähig sind, dass sie auch dann noch Gewinne machen würden, wenn die EU Einfuhrzölle von 15 bis 30 Prozent erheben würde.
Mögliche Strafzölle gegen chinesische Autos werden in der europäischen Automobilbranche mitunter sehr kritisch gesehen. So haben sich inzwischen neben mehreren Herstellern auch die großen Automobilverbände gegen Strafzölle auf chinesische Autos ausgesprochen.
Quelle: FAZ.net – USA wollen 100-Prozent-Zoll auf chinesische Elektroautos