Dieser BMW polarisiert wie wohl kein anderer vor ihm. Daher hält sich die Überraschung im Rahmen, dass den Bayern potenzielle Kunden bereits seit Monaten die Türen einrennen. Der BMW XM ist trotz seiner üppigen SUV-Dimensionen ein wahrer Sportwagen.
Es ist gerade einmal zwei Wochen her, da stellte BMW auf dem Klassikevent von Amelia Island in Florida die Modellpflege für seine beiden Power-SUV X5 M und X6 M vor. Doch das dynamische Duo wirkt wie ein zurückhaltend-schüchternes Pärchen beim ersten Date, wenn der neue BMW XM hinter ihnen parkt. Der neue XM ist nicht schön und schon gar nicht elegant, sondern ein lautes Ausrufezeichen – dass der spektakulärste Luxuscrossover der Neuzeit nicht von Lamborghini, Ferrari oder Aston Martin kommt, sondern einen blau-weißen Rotor auf der Haube trägt.
Kaum jemand hätte erwartet, dass das erste Fahrzeug, dass die Garchinger M GmbH nach dem spektakulären Erstlingswerk des M1 entwickeln durfte, ein solch martialisch anmutenden SUV werden würde. Der ganz nebenbei mit einem besonders edlen Innenraum begeistert und Dank 3,11 Metern auch in der zweiten Reihe glänzen kann. Das gilt übrigens auch für den Laderaum: 527 bis 1820 Liter bieten einem hinter der elektrischen Heckklappe alle Möglichkeiten.
Wenn der kantig-kastige Kühlergrill des 5,11 Meter langen BMW XM auf der Autobahn im Innenspiegel immer größer wird, dürfte sich so mancher schleunigst aus dem Staub auf die rechte Spur machen. Dass dieser Luxuskoloss ein Plug-in-Hybride ist, der auf Wunsch auch mehr als 80 Kilometer rein elektrisch fahren kann, dürfte die meisten Kunden – vornehmlich aus den USA und den Emiraten – kaum interessieren, denn es geht um Auftritt und Performance und da liefert der XM ab – und wie!
Bereits der Antrieb des normalen BMW XM stellt das Meiste in den Schatten, denn der 4,4 Liter große Achtzylinder-Doppelturbo leistet mächtige 480 kW / 653 PS und ein maximales Drehmoment von 800 Nm. Hierzu wird der Verbrenner mit seinen 360 kW / 489 PS von einem Elektromotor unterstützt, der nochmals 145 kW / 197 PS in den Ring wirft. Der Tritt aufs Gas ist entsprechend, denn trotz seiner mehr als 2,7 Tonnen spurtet der Allradler aus dem Stand in 4,3 Sekunden auf Tempo 100. Wer es auf der Autobahn krachen lassen will, kann dies nahezu ungehemmt tun, denn erst bei 270 km/h Spitze wird der Bayer, produziert in Spartanburg / South Carolina, eingebremst. Wem schon beim Außendesign des BMW XM die Augen übergangen sind, wird sich Blick auf den Normverbrauch Schwindelanfälle bekommen, denn hier verspricht BMW 1,5 Liter Superkraftstoff auf 100 Kilometer. Dazu mag der nach angewähltem Fahrprogramm brachiale Klang aus der vierflutigen Auspuffanlage kaum passen.
Die Leistungsentfaltung ist nicht weniger als brachial und wird nur noch vom strammen Fahrwerkspaket übertroffen. Ein Tritt aufs Gas mit offener Klappenanlage und man erntet in der Umgebung Applaus und Abscheu zugleich, während einem nahezu die Gesichtszüge entgleiten, während die Schubkraft beider Triebwerke nicht nachzulassen scheint. Der Spurt des martialisch illuminierten Allradkolosses ist mächtig, denn hierbei werden die Insassen in wohl ausgeformte Lederstühle gepresst.
Wem der Spurt aus jedem Tempobereich im Standard-XM noch nicht heiß genug ist, muss sich noch ein Jahr gedulden, denn die M GmbH legt Ende des Jahres nach: mit der Red-Label-Edition, deren Namen einen mit dem Kopf schütteln lässt. Hätte es nicht auch ein CS, Performance oder sonst ein Buchstaben-Wirr-Warr am Heck getan? Okay – also Red Label. Und der bekommt neben weiteren Ausstattungsdetails nochmals einen üppigen Leistungsnachschlag auf stattliche 550 kW / 748 PS und gigantische 1000 Nm. Hier wird wohl erst bei Tempo 290 abgeregelt. Für den nötigen Boost aus allen Lebenslagen sorgt wie beim normalen XM ein Batteriepaket im Unterboden, das eine Kapazität von 25,7 kWh bietet. Das ermöglicht nicht nur brutale Zwischenspurts, sondern auch rein elektrisches Fahren auf einer Strecke von bis zu 88 Kilometern. Mit bis zu 7,4 kWh kann an der Ladesäule nachgetankt werden.
Ähnlich polarisierend wie der Auftritt des mindestens 178.000 Euro teuren BMW XM ist übrigens sein Fahrwerk – zumindest mit den 23-Zöllern. Kein Gedanke an die nahezu perfekte Symbiose aus Sportlichkeit und Komfort wie bei dem dynamischen Duett aus X5 M und X6 M. Selbst im Komfortmodus ist die neue Königskobra im bayrischen Modellportfolio härter denn je abgestimmt. Bodenunebenheiten, Schlaglöcher oder Spurrillen übertragen die 23-Zöller bisweilen allzu spürbar in den Innenraum, dessen Ambiente und Verarbeitungsqualität einen schwelgen lässt.
Dann lieber die serienmäßigen 22-Zöller, die nicht schlechter aussehen und einen deutlich besseren Reisekomfort bieten. Was mit den optionalen 23-Zöllern auf einer Langstrecke übrigens nicht begeistern kann, ist auf der kurvenreichen Landstraße eine wahre Schau, denn der XM lenkt ein wie ein Sportwagen, die Wankstabilisierung nahezu jegliche Neigungstendenzen und die Allradlenkung sorgt neben der Citywendigkeit für zusätzliche Dynamik im Grenzbereich.