Wasserstoff-Busse können einen wesentlichen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen in Städten leisten, wenn sie einerseits mit „grünem“ Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und andererseits vor Ort betankt werden können. Wie kritisch eine solche H2-Betankungsinfrastruktur ist, zeigt sich nun in Wiesbaden: die erst ein Jahr alten Wasserstoff-Busse werden ausgemustert, da die 2,3 Millionen Euro teure Wasserstoff-Tankstelle offenbar nicht funktioniert. Offiziell werden hingegen andere Gründe für das Aus genannt.
EU und Deutschland haben das wegweisende Projekt mit mehr als fünf Millionen Euro gefördert. Zehn Wasserstoff-Busse wurden vom portugiesischen Hersteller Caetano angeschafft und eine eigene H2-Tankstelle am Busdepot errichtet. In die Umstellung wurden große Erwartungen gesetzt, wie man heute noch auf der Website der ESWE Verkehr – der Wiesbadener Verkehrsbetriebe – lesen kann. Wegen eines Defektes ist die Tankstelle nun dauerhaft außer Betrieb, wie die Frankfurter Allgemeine meldet. Die von den Bundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz gewährte Förderung für die Tankstelle (mehr als 2 Millionen Euro) muss nun wohl zurückgezahlt werden. Letzteres Bundesland war involviert, weil das geförderte Projekt auch die Stadt Mainz umfasste.
Offiziell begründet die Stadt das Aus der Wasserstoff-Busse mit der zu geringen Passagier-Kapazität und den Herausforderungen, die der Betrieb von zwei alternativen Antriebstechnologien mit sich bringe. In Wiesbaden fahren außerdem noch 120 batterieelektrische Busse. Damit betreibt die ESWE Verkehr bereits eine der größten emissionsfreien Busflotten in Deutschland. Nur in Hamburg fahren noch mehr davon. Dennoch will man in den nächsten zwei Jahren noch 36 Dieselbusse anschaffen, da die Lieferzeiten für batterieelektrische Busse derzeit zu lange wären. Auf Wasserstoff will man jedenfalls zukünftig nicht mehr setzen.
Die Verantwortlichen sitzen nun zusammen, um die weitere Vorgehensweise abzustimmen. Weitere Informationen sollen in Kürze folgen. Viele Städte in Europa werden sich das wohl genau ansehen, Duisburg hat erst vor kurzem 100 Wasserstoff-Busse bestellt. In Frankreich und Österreich wurden Bestellungen hingegen wieder storniert: in Montpellier haben die neu gewählten Stadtvertreter erkannt, dass batterieelektrische Busse deutlich billiger sind als Wasserstoff-Busse – 51 Busse wurden gecancelt.
In Graz hat ein Politikerwechsel ebenfalls zu einem Projektstopp geführt: bis 2030 hätte 167 Busse durch batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Busse ersetzt werden sollen. Aus Budgetmangel wurde das gesamte Projekt – ebenfalls großzügig gefördert – nun bis auf weiteres auf Eis gelegt. Zufrieden mit den Wasserstoff-Bussen zeigt sich hingegen die Stadt Frankfurt, wo bereits 13 solcher Busse seit Oktober letzten Jahres im Einsatz sind. 120 weitere sollen in den nächsten zehn Jahren bestellt werden.
Quelle: hydrogeninsight.com – German city to retire its one-year-old hydrogen fuel-cell buses after € 2.3m filling station breaks down
Vielleicht fahren im Raum Wiesbaden ja auch deshalb mehr als 10x so viele BEV Busse, weil die Ladeinfrastruktur nicht gleich in die Millionen geht?
Herr Sperling, Erklärungsversuche ?
Jetzt hat die ESWE auch die guten eCitaro mit Feststoffbatterie und 441 kWh. Da schaut man in die Zukunft. Würde Tesla Busse bauen, wären wahrscheinlich Zehntausende AA-Zellen verlötet. Denn jetzt kam raus, der Semi läuft damit. Technik von 2010 für 2023, da schaut man in die Vergangenheit, meine Güte, sind die hinten!
Aus dem Artikel:
Die können ja mal in HH nachfragen: Die haben nämlich rechtzeitig BEV-Busse bestellt, da die Nachfrage bei den Herstellern ständig steigt –> da können sicher gebrauchte Dieselbusse abgegeben werden …
Aus der gleichen Quelle diese Infos:
(Mit Google übersetzt, deshalb sprachlich teilweise etwas holprig.)
Deshalb auch meine Vermutung, dass hier die Wasserstoff-Lobby und Bestechungen im Spiel waren.
Die Kosten von H2- und BEV-Bussen dürfen die H2-Fans berechnen – ich zerpflücke die Daten dann.
Bei den ‚anderen Gründen‘ fehlen die hohen Betriebskosten und das die Tankstelle mit den 10-12 H2 Bussen bereits überfordert ist. D.h. Wiesbaden muß nicht nur monatelang auf Ersatzteile warten, damit die Tankstelle wieder einsatzbereit ist, sie müsste auch für eine höherer Leitung umgerüstet werden.
Die 120 BEV Busse fahren gleichzeitig ohne Probleme.
Wenn selbst schwere LKW inzwischen vermehrt batterie-elektrisch unterwegs sind, gibt es m.E. kaum noch Gründe, Busse mit Brennstoffzellen bzw. H2 zu betreiben. Die vermeintlichen Vorteile (Gewichtseinsparung, schnellere Betankung) erweisen sich bei näherer Betrachtung, bzw. im Praxisbetrieb, als Flops – stehen Ihnen doch erheblich höhere Kosten pro „Tankstation“ ( nach meiner Kenntnis ca. Faktor 10!), sowie eine wesentlich erhöhte, kostenintensive Wartungs- und Reparaturanfälligkeit mit entsprechenden Ausfallzeiten gegenüber.