Ekoen aus Zielona Gora hat mit seiner ersten E-Tankstelle in Polen bereits gezeigt, dass die E-Mobilität in Polen neue Ideen braucht. Die Verbraucherbedürfnisse müssen den Zielen des Klimaschutzes einhergehen. Dies wurde dadurch umgesetzt, dass eine angenehme Umgebung mit entsprechender Möglichkeit geschaffen wurde, sich zu entspannen, einen Imbiss oder ein Getränk einzunehmen, während das E-Auto geladen wird.
Die erste E-Tankstelle in Polen hat nach Angaben des Betreibers im Jahr 2020 bereits 10.000 Kunden bedient. Ekoen sieht aber das Potenzial zukünftig bis zu 9 Millionen Fahrzeuge im Jahr mit Elektrizität zu versorgen. In der Praxis steckt dahinter der Gedanke die Ladepunkte auf öffentlichen Parkplätzen möglichst zu begrenzen. Stattdessen sollen Tankstellen auf verkehrsgünstigen Grundstücken entstehen, die nicht in Konkurrenz zu den Parkmöglichkeiten stehen.
Ekoen geht davon aus, dass die Entstehung von einer E-Tankstelle einer Einsparung von bis zu 100 Parkplätzen entspricht, die ansonsten durch Ladepunkte in Beschlag genommen werden würden. Das Unternehmen möchte das Konzept der E-Tankstelle in Polen auszubauen. Bis 2026 will Ekoen 100 E-Tankstellen mit dazugehörenden Lounge-Bereichen bauen. Laut der polnischen Medien werden diese E-Tankstellen mit jeweils mindestens 5 Ladepunkten ausgestattet sein.
An den Stationen, die rund um die Uhr betriebsbereit sind, sollen Ladepunkte von bis zu 350 kW eine Ladezeit von bis zu 15 Minuten gewährleisten. Ekoen ist eine Marke des Ladegeräteherstellers Ekoenergetyka und hat daher direkt die Möglichkeit, die neuesten Ladegeräte des Herstellers in sein Landestationennetz einzubauen. Aktuell werden die ersten Möglichkeiten für den Einsatz von Ladeinfrastruktur mit einer Leistung von 750 und sogar 1.500 kW sondiert.
Ekoenergetyka, deren wichtigstes Standbein die Ladeinfrastruktur von E-Bussen ist, möchte nun auch sowohl in Deutschland als auch in Polen besonders leistungsstarke Lademöglichkeiten für elektrische Lieferfahrzeuge, aber auch PKWs anbieten. Im Fokus der Expansionspläne von Ekoenergetyka und der Tochterfirma Ekoen stehen deshalb zunehmend Lieferfahrzeuge und sonstige E-Fahrzeuge, die z.B. im Einsatz für die städtischen Ordnungsämter oder sogar bei der Polizei sind. Ihre Präsenz nimmt in Polen in letzter Zeit deutlich zu.
Der polnische Markt für Ladepunkte erfährt in der letzten Zeit erhebliche Veränderungen. So gaben die Branchenriesen PGE Nowa Energia und 4Mobility bekannt, sich aus diesem Markt vollständig zurückzuziehen. Diese Unternehmen hatten ursprünglich die Absicht entlang der größten polnischen Autobahnen A1, A2 und A4 Ladepunkte zu montieren. Die polnische Straßenverwaltung (Generalna Dyrekcja Dróg Krajowych i Autostrad) gab bekannt, dass sie aber andere Interessenten durchaus vergleichbare Pachtbedingungen, wie im Falle von PGE, anbieten möchte.
Wie das polnische Fachportal WysokieNapiecie im August 2020 berichtete, waren an den Pachtverträgen mit der Straßenverwaltung vor allem Greenway, der größte Anbieter von Ladepunkten in Polen, Orlen, aber auch vereinzelt Ekoen interessiert. Während Ekoen sich auf Energiehubs in Form von E-Tankstellen konzentrieren will, könnte Orlen das Geschäft mit den einzelnen Ladepunkten entlang der Autobahnen übernehmen.
Im März wurde bekannt, dass 36 Grundstücke der Kategorie I entlang der wichtigsten Autobahnen von Greenway und von Ekoen zukünftig genutzt werden sollen. Das Portal moto.pl geht davon aus, dass bereits im Laufe dieses Jahres das Angebot an Lademöglichkeiten entlang der polnischen Autobahnen deutlich zunehmen wird.
Aleksandra Fedorska ist polnisch-deutsche Politologin und Publizistin. Sie arbeitet als Korrespondentin für polnische und deutsche Medien in den Fachbereichen Energiepolitik und E-Mobilität. Fedorska lebt und arbeitet im schleswig-holsteinischen Jagel und in der polnischen Stadt Poznań.