Ladestationen für E-Autos in Polen werden teurer

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Bis vor Jahresbeginn war es an Ladestationen in Polen noch vereinzelt möglich E-Autos kostenlos zu laden. Es handelte sich dabei um Promotionsangebote von Energieversorgern, wie z.B. Tauron. Die Tochtergesellschaft des polnischen Energieriesen Tauron Magenta brachte Ende 2019 ihre App eMap heraus und bot den Nutzern vom 23.12 bis zum 29.12.2019 ein kostenloses Laden an ihren Ladesäulen. Viele große Anbieter, wie PGE, Orlen, Innogy und Energa, haben ihre kostenlosen Angebote inzwischen aber beendet oder stark eingeschränkt.

Parallel zu den speziellen Promotionsangeboten haben Anbieter, wie z.B. Innogy, eine Tochterfirma des deutschen RWE-Konzerns, über Jahre Ladestrom kostenlos bereitgestellt. Innogy, das zu den größten Ladesäulenanbietern in der Hauptstadt Warszawa zählt, hat laut dem E-Mobilitätsexperten und Chefredakteur des Fachportals WysokieNapiecie Bartlomiej Derski diese Dienstleistung sogar 10 Jahre ohne Gebühren oder sonstige Kosten angeboten. Zweifelsohne hat die kostenlose Bereitstellung nicht dazu beigetragen, dass Qualität und Standards beim Laden in Polen verbessert wurden. Derski vertritt die Meinung, dass es eher dazu geführt hat die Modernisierungsmaßnahmen zu verzögern.

Die günstigste Möglichkeit bleibt aber das Laden über Nacht im eigenen Heim. Hier können bei geschickter Nachttarifauswahl Preise von bis zu 9 cent pro kwh erreicht werden.

Von den elf wichtigsten Anbietern von Ladepunkten in Polen haben inzwischen sechs ihre neuen Tarife vorgestellt. Das wichtigste Unternehmen dieses Marktsegments, GreenWay, hatte zum Jahresende 2019 175 Ladesäulen, darunter auch die schnellsten Lademöglichkeiten des Landes mit 150 kw. GreenWay verwaltet auch weitere Ladesäulen von Partnerunternehmen sowie rein gewerblich orientierte Stationen, die für privaten Kunden nicht zugänglich sind. Über 50% der Ladevorgänge bei GreenWay setzen auf CHAdeMO. GreenWay zählte Ende 2019 4300 Nutzer. Seit Anfang des Jahres können GreenWay nutzer das Angebot “roam like at home“ in Anspruch nehmen, das ihren bei Partnerunternehmen im In- und Ausland dieselben Tarife wie bei GreenWay Polska garantiert. Der Grundtarif für das Laden mit AD beträgt 0,27 Euro/kwh und für das schnelle DC 0,39 Euro/kwh. Tarife für die Nutzung des Schnellladers 150 kW liegen um bis zu 19 % höher.

In der Innogy – App “eCharge” ist bereits an einzelnen Ladesäulen in der Hauptstadt der Preis mit 0,39 Euro/kwh angegeben, während das Unternehmen auf Nachfrage mehrerer polnischer Medienvertreter betont sich preislich noch nicht endgültig festlegen zu wollen und erst die Preispolitik der Konkurrenz abwarten will. Tauron Magenta wird nach anfänglichen Einstiegspreisen ab dem 27. Januar 2020 0,55 Euro pro kwh im Schnellladeverfahren und ansonsten 0,39 Euro/kwh verlangen.

Im Durchschnitt liegen die Tarife für das langsame Laden im Bereich zwischen 25-29 Cent pro kwh, während die schnellere Variante an den meisten Ladesäulen 39 Cent pro kwh kostet.

Mit der elektrischen Energie aus der Ladesäule im Stadtverkehr dürfte ein durchschnittliches E-Auto etwa 18 kwh bei normalen Fahrbedingungen pro 100 km verbrauchen. Ausgehend von den günstigsten Tarifen würde dies einem Betrag von 4,3 Euro entsprechen. Bei den Kraftstoffpreisen in Polen ist damit der Preisvorteil eines E-Autos zwar noch gewährleistet, doch nicht mehr so markant wie bei einem kostenlosen Laden. Schlechter sieht es hingegen auf langen Strecken aus. Hier werden deutlich schlechtere Kosten für Strom im Vergleich zum fossilen Kraftstoff erreicht. Der preisliche Nachteil im Vergleich zum Diesel beträgt hier bis zu 5 Cent je 100 km.

Konkurrenzlos günstig im Vergleich zum Verbrennungsmotor bleibt hingegen das Laden aus der heimischen Steckdose. Hier betragen die Kosten für eine Fahrt von 100 km gerade einmal 1,66 Euro.


Aleksandra Fedorska ist polnisch-deutsche Politologin und Publizistin. Sie arbeitet als Korrespondentin für polnische und deutsche Medien in den Fachbereichen Energiepolitik und E-Mobilität. Fedorska lebt und arbeitet im schleswig-holsteinischen Jagel und in der polnischen Stadt Poznań.

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Klaus Normann:

Zu dem Beitrag von Didier Gross kann ich nur zustimmen. Es wird so werden, dass an öffentlichen Landesäulen das Aufladen
sehr,sehr teuer werden wird. Wenn sich das nach einer gewissen Zeit herumgesprochen hat, wird es dazu führen, dass immer weniger Menschen auf E-Autos kaufen wollen. Das wird ein großes Problem werden! Der Staat ist dann gefragt! VW insbesondere VW Mosel wird das Problem zuerst spüren!!

Aleksandra Fedorska:

Danke – das ist tatsächlich ein tolles Thema. Ich werde es mir vormerken.

Didier GROSS:

Interessantes Thema, das in Deutschland derzeit so noch nicht öffentlich diskutiert wird. Nach meiner Beobachtung wird ein Ladepreis an öffentlichen Ladestellen von EUR 0,70 und mehr verlangt. Bei ‚getankten‘ 18 kW macht das EUR 12,60 für 100 km. 6 l Superbenzin à EUR 1,50 kosten hingegen nur EUR 9. Das bedeutet einen Zuschlag von über 28 %!
Für Laternenparker sind Stromer daher nach allen geplanten Förderungen nicht attraktiv.
Die Förderung des Kaufpreises von Stromern ist m.E. nicht zielführend um den Anteil von E-Autos in Städten zu erhöhen. Eher sollten die Prämien in öffentlich zugängliche Ladepunkte fließen, die dann zum Preis von Haushaltsstrom verkaufen.

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