Der Vorstandsvorsitzende des Volkswagen-Konzerns, Herbert Diess, gab bei einer Aufsichtsratssitzung im September zu verstehen, dass das Unternehmen 30.000 Arbeitsplätze verlieren könnte, wenn man zu langsam auf vollelektrische Fahrzeuge umsteige. So zumindest die Aussage zweier Insider gegenüber Reuters. Der Vergleich zu Tesla soll gefallen sein, dass diese mit 12.000 Mitarbeitern in Deutschland bis zu 500.000 Autos pro Jahr produzieren wollen. VW beschäftigt 25.000 Menschen, um 700.000 Autos in seinem Stammwerk in Wolfsburg zu bauen.
Von Seiten VW wurde durch einen Sprecher bestätigt, dass die Präsenz von Tesla und anderen Unternehmen in Deutschland die Dringlichkeit des Übergangs zu Elektroautos erhöhe, bestritt aber, dass konkrete Berechnungen darüber angestellt worden seien, wie viele Arbeitsplätze in diesem Prozess verloren gehen könnten. “Es steht außer Frage, dass wir uns mit Blick auf neue Marktteilnehmer mit der Wettbewerbsfähigkeit unseres Werks in Wolfsburg befassen müssen”, sagte VW-Sprecher Michael Manske und verwies auf Tesla und neue chinesische Autohersteller, die in Europa Fuß fassen. Dabei gibt er weiter zu verstehen: “Tesla setzt in Grunheide neue Maßstäbe für Produktivität und Größenordnung.”
Tesla könne bei Spitzenauslastung 5.000 bis 10.000 Autos pro Woche produzieren – mehr als das Doppelte der deutschen Produktion batterieelektrischer Fahrzeuge im Jahr 2020. Zurückzuführen sein könnte die angebliche Aussage von Diess auf die Tatsache, dass E-Autos viel weniger Teile als Autos mit Verbrennungsmotor haben und daher weniger Arbeiter für die Produktion benötigen. Einer Schätzung zufolge könnten bis 2025 durch die Elektrifizierung 100.000 Arbeitsplätze in der deutschen Autoindustrie verloren gehen.
Statt Arbeitsplatz-Abbau heißt es im Stammwerk Wolfsburg den Start einer Revolution ins Leben zu rufen. Denn der Umbau des Werks soll radikaler als bislang geplant ausfallen, heißt es aus Wolfsburg. Gebäude sollen abgerissen werden und Neubauten weichen, die Abläufe in der Produktion sollen effizienter werden. Und auch der Abbau von tausenden von Arbeitsplätzen wurde mittlerweile dementiert. Bei Volkswagen gibt es trotz des steigenden Konkurrenzdrucks keine Pläne, zehntausende Jobs zu streichen. Die Konzernspitze trat am Mittwoch entsprechenden Spekulationen entgegen. “Ein Abbau von 30.000 Stellen ist kein Thema”, hieß es aus dem Umfeld von Vorstandschef Herbert Diess.
Ebenfalls äußerte sich VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo gegenüber der eigenen Belegschaft im Intranet: “Die Schlagzeilen vom heutigen Vormittag haben bei vielen von euch zu Recht Fragen und zum Teil leider auch Sorgen ausgelöst.” Ein Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen wäre “absurd”, schrieb sie. Sie erwarte, “dass der Konzernvorstand sofort unmissverständlich klarstellt: Es gibt keine Gedankenspiele über irgendeinen Arbeitsplatzabbau.” Es scheint, als haben ihre Worte Gehör gefunden.
Quelle: AutomotiveNewsEurope – VW CEO Diess warns shift to EVs could cost 30,000 jobs, report says // heise online – VW-Konzernspitze: Großer Jobabbau “kein Thema”