Verkehrswissenschaftler: „Erst die Infrastruktur bringt den Durchbruch“

Verkehrswissenschaftler: „Erst die Infrastruktur bringt den Durchbruch“
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Wolfgang Plank
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Bei aller Euphorie in Sachen Elektromobilität hat der Verkehrswissenschaftler Professor Arnd Stephan (TU Dresden) Geduld angemahnt. Die Erwartung in der Gesellschaft sei groß. Diese werde aber zunächst enttäuscht werden. Der Durchbruch sei keine Frage der Technik, sondern der Infrastruktur. Dazu brauche es Ladesäulen, Netze mit Ökostrom, einheitliche Abrechnungssysteme – und das alles flächendeckend. Stephan: „Derzeit ist E-Mobilität auf der Straße mehr Reklame als Wirklichkeit auf dem Markt.“

Die Menschen hätten sich an Unabhängigkeit von der Infrastruktur gewöhnt, so Stephan. Sich jetzt von Ladezeiten und -stationen abhängig zu machen, sei unbequem und anstrengend. Darum habe E-Mobilität eben auch eine psychologische Komponente. Parallel dazu seien Aufbau und Betrieb von Ladestationen wirtschaftlich bislang wenig lukrativ, weil dort nicht viel Energie verkauft werde. „An einer Benzin-Zapfsäule werden in einer Minute per Kraftstoff Megawattstunden abgeben – an einer Ladestation in viel längerer Zeit nur Kilowattstunden.“

Auch bei den Batterien gebe es noch viel zu tun. Technisch, aber eben auch ökologisch und ethisch. Schließlich kämen die Rohstoffe in aller Regel nicht aus demokratischen Ländern. „Die Frage ist immer: Wie gehen wir mit Ressourcen und Wohlstandsgefälle um. Verkehr muss ganzheitlich gedacht werden.“

Dass die deutsche Autoindustrie ihre führende Rolle an die USA oder China verliert, glaubt Stephan nicht. Allerdings seien dazu Anstrengungen notwendig. Auch, weil Konkurrenten andere Ansätze bevorzugen. So habe etwa Tesla seine Modelle weniger aus der Sicht eines Autobauers gedacht als aus der eines Informatikers. Software sei aber in modernen Fahrzeugen die Schlüsselkomponente.

Die Entwicklung reiche aber weit über einfaches Programmieren hinaus. Diese Erfahrung habe VW mit dem ID.3 machen müssen. In den Anlaufschwierigkeiten sieht Stephan zwar eine kurzfristige Blamage für den Konzern, dauerhaften Schaden befürchtet er indes nicht. Stolpern gehöre in einer sich technisch so schnell verändernden Welt nun mal dazu.

Quelle: MDR – Dresdner Forscher: „E-Mobilität mehr Reklame als Wirklichkeit am Markt“

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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