Die Betreiber von Tankstellen sind zunehmend bemüht, ebenfalls die Transformation hin zur Elektromobilität zu schaffen. Für den Mineralölkonzern BP, zu dem auch die Tankstellenmarke Aral gehört, geht es dabei aber zunächst einmal wieder einen Schritt zurück: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, sollen zehn Prozent der Arbeitsplätze im Bereich der Ladeinfrastruktur gestrichen und die globalen Ziele in diesem Bereich nach unten korrigiert werden.
Unter anderem kämpfe BP mit Zweifeln auf Seiten der Investoren, ob der Weg weg von Öl und Gas hin zu kohlenstoffarmer Energie der richtige sei. Geschäftsführer Murray Auchincloss wolle sich vorerst auf die profitabelsten Geschäftsbereiche konzentrieren – und dazu gehört das Laden von Elektroautos offenbar derzeit nicht. “In den vergangenen Monaten hat BP die Anzahl der Länder, auf die es sich konzentriert, von zwölf auf vier reduziert – die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Deutschland und China –, in denen das Unternehmen das schnellste Wachstum des Elektroauto-Marktes erwartet”, zitiert Reuters das Unternehmen.
Gelockerte Regelungen als Ursache
Australien, Neuseeland und Frankreich seien darüber hinaus als Wachstumsmärkte vorgesehen. In fünf Ländern werden die Ambitionen demnach aber zumindest erst einmal deutlich zurückgeschraubt. Vor allem dort wurden offenbar Mitarbeiter entlassen oder in andere Geschäftsbereiche verlagert. Welche Länder davon besonders betroffen sind, wird im Reuters-Artikel nicht thematisiert.
BP sei ursprünglich davon ausgegangen, dass gewerbliche Fahrzeugflotten als erste und am schnellsten auf E-Fahrzeuge umsteigen würden, aber das habe sich nicht bewahrheitet. Zum Teil liege das daran, dass Regierungen die Auflagen für die Dekarbonisierung der Flotten gelockert hätten. Dies nannte BP-Geschäftsführer Auchincloss bereits vor einigen Wochen als Gründe, weshalb der Lade-Markt noch nicht so lukrativ sei wie ursprünglich angenommen.
Derzeit betreibt BP etwa 29.000 Ladepunkte weltweit (Stand Ende 2023). Nach eigenen Angaben erwartet das Unternehmen, dass die Rendite aus dem Geschäft mit Schnellladestationen und Tankstellen bis 2025 mehr als 15 Prozent betragen und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar erzielen wird, schreibt Reuters. Trotz der zunächst etwas zurückgeschraubten Aktivität ist BP also weiterhin von der Zukunft der Elektromobilität überzeugt.
Quelle: Reuters – “Exclusive: BP’s EV charging arm cuts jobs, reduces global ambitions”