Die Frankfurter Rundschau hat sich im Detail mit dem Thema E-Mobilität beschäftigt. Insbesondere mit der Tatsache, dass die Strompreise zum Laden für E-Autos teils erheblichen Schwankungen unterliegen. So kostet der Strom zum Laden oft mehr als der für die Steckdose zuhause. Des Weiteren bilden sich im Sektor der Ladeinfrastruktur neue regionale Anbietermonopol. Im Detail zeigt dies der „Ladesäulencheck“ des Hamburger Ökostromanbieters Lichtblick und des Marktforschungsinstituts Statista.
Derzeit kann man von rund 5.000 öffentlich zugänglichen Ladesäulen mit meist je zwei Anschlüssen in Deutschland ausgehen. Für Verbrenner stehen dem rund 14.500 normale Tankstellen gegenüber. Die Auswertung von Statista zeigt, dass sieben von elf Anbietern zum Teil deutlich mehr berechnen, als normale Stromkunden für Haushaltsstrom bezahlen müssen. Der kostet im Schnitt knapp 30 Cent pro Kilowattstunde.
Update – 25.07.2018:
“Diese Zahl müssen wir nun revidieren, nachdem die bdew bekannt gegeben hat, dass rund 13.500 öffentliche und teilöffentliche Ladepunkte an rund 6.700 Ladesäulen vorhanden sind. 13 Prozent davon sind Schnelllader.” – Über 25 Prozent mehr Ladestationen innerhalb eines Jahres
Betrachtet man nun die verschiedenen Anbieter zeigt sich, dass der Stromkonzern EnBW umgerechnet 54,5 Cent pro Kilowattstunde verlangt, bei den Stadtwerken München sind es 46,7 Cent und bei Allego in Berlin 44,3 Cent pro Kilowattstunde. Der Tarif von Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie (29,5 Cent) liegt in der Nähe des Haushaltsstrompreises.
Deutlich preiswerter ist das Laden bei der Frankfurter Mainova mit 13,3 Cent. Als Grundlage für diese Kosten hat man die Batterieaufladung für 100 Kilometer mit einem BMW i3 an einem Elf-Kilowatt-Anschluss genommen, wobei die Ladedauer gut eineinhalb Stunden beträgt.
Nicht unerwähnt darf man die Möglichkeit des kostenlosen Stromtankens lassen, auch wenn dies eher die Minderheit ist. Möglich ist dies beispielsweise bei den Stadtwerken Leipzig sowie der Rhein-Energie in Köln und Umgebung. Es wurden für den Check allerdings nur Tarife ohne Vertragsbindung berücksichtigt. Problematisch ist hierbei, dass jeder Anbieter laut der Studie sein eigenes Tarifsystem hat.
Innogy, Deutschlands größter Ladesäulen-Betreiber, verlangt pauschal 7,95 Euro pro Ladevorgang respektive 39 Cent pro Kilowattstunde. Der Stromkonzern EnBW rechnet zeitbasiert ab, hier kostet eine Stunde Laden für einen BMW i3 sechs Euro. Stromnetz Hamburg/Hamburg Energie rechnet nur pro Kilowattstunde ab. Ein System ist hierbei noch nicht zu erkennen. Kompliziert wird es des weiteren durch die jeweiligen Zugangsvoraussetzungen. Nutzer müssen sich entweder per SMS, App oder Ladekarte anmelden, anderswo geht es nur mit Vorabregistrierung auf der Internetseite des Anbieters.
Um auf die eingangs erwähnten regionalen Anbietermonopole zu sprechen zu kommen sollte man beispielsweise den Oldenburger Stromversorger EWE betrachten. Dieser betreibt rund 90 Prozent der rund 500 öffentlichen Ladesäulen im eigenen Netzgebiet des Weser-Elbe-Gebiets. In München, wo die Stadtwerke Stromnetzbetreiber sind, sei der Anteil mit 88 Prozent ähnlich hoch.
“Die örtlichen Stromnetzbetreiber und Grundversorger nutzen ihre Vormachtstellung im Strommarkt, um über das Ladenetz ein weiteres Monopol zu etablieren und den Wettbewerb zu unterlaufen. Kunden sollten mit einer Ladekarte ihren Haushaltsstrom-Tarif an jeder Ladesäule tanken können.” – Gero Lücking, Lichtblick-Geschäftsführung
Quelle: Frankfurter Rundschau – Elektromobilität: Teurer Saft aus den Ladesäulen