Renault-Nissan-Mitsubishi erklimmen die nächste Allianz-Stufe

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 4 min

Die Verwaltungsräte der Renault Group und von Nissan Motor haben neue Initiativen zugestimmt, damit die „Renault-Nissan-Mitsubishi Allianz“ ihre Partnerschaft auf die nächste Stufe heben kann. Auch die Nutzung der 800-Volt-Technologie ist Teil der Planungen. Dies tut Renault in einer Pressemitteilung kund. Die Allianzpartner haben demnach ein dreidimensionales Programm definiert, das mittels folgender Maßnahmen zur Maximierung der Wertschöpfung für alle Beteiligten beitragen soll:

  • operative Projekte mit hoher Wertschöpfung in Lateinamerika, Indien und Europa
  • eine von neuen Initiativen geprägte, agile Strategie, an denen sich die Partner beteiligen können
  • eine ausgewogene Überkreuzbeteiligung zwischen der Renault Group und Nissan sowie eine verstärkte Führung der Allianz

Die Renault Group und Nissan hätten einen verbindlichen Rahmen über die oben genannten Aktionen definiert, um bis zum Ende des ersten Quartals 2023 zu einer endgültigen Vereinbarung zu gelangen. „Die in diesem endgültigen Vertrag vorgesehenen Maßnahmen unterliegen einer begrenzten Anzahl von äußeren Einflüssen, einschließlich behördlicher Genehmigungen, so dass der Vertragsabschluss für das vierte Quartal 2023 erwartet wird“, heißt es.

Das weitreichende Programm schaffe die Grundlage für eine erneuerte und gestärkte Zusammenarbeit in der 24-jährigen Partnerschaft. Ziel sei es, einen neuen agilen Geist zu schaffen und die wegweisenden Technologien aller drei Allianzmitglieder zu nutzen. „Die nächste Stufe wird mehr Wachstumschancen schaffen und dazu beitragen, die betriebliche Effizienz jedes Allianzunternehmens zu sichern, sowie Innovationen auf dem sich schnell wandelnden Markt für Automobilprodukte und Mobilitätsdienstleistungen ermöglichen.“

Ein Jahr nach Bekanntgabe des Fahrplans für die Allianz bis 2030 planen die Partner laut der Mitteilung neue Schlüsselprojekte in Lateinamerika, Indien und Europa, die für die Allianzmitglieder in drei Dimensionen – Märkte, Fahrzeuge und Technologien – messbare Vorteile bringen sollen. Jedes Unternehmen soll mittelfristig von diesen wertschöpfenden Projekten profitieren und gleichzeitig kurzfristige Vorteile durch Kostenteilung und Kostenvermeidung erzielen.

Neben Projekten in Lateinamerika und Indien vorwiegend mit Verbrennertechnik hat die Allianz in Europa elektrisch einiges vor. „Die Renault Group und Mitsubishi Motors erwägen, auf Basis der CMF-B-Plattform von Renault Captur und Clio die nächste Generation von ASX und Colt zu entwickeln“, heißt es – beide Fahrzeuge sind mit Hybridantrieben vorgesehen. Die Gruppe ziehe ferner in Betracht, mit dem FlexEVan ihr erstes softwaredefiniertes Fahrzeug ab 2026 auf den Markt zu bringen und das leichte Nutzfahrzeug mit Nissan in Europa zu teilen.

Für die Zeit nach 2026 prüften Nissan und die Renault Group auch eine mögliche Zusammenarbeit bei der nächsten Generation von Elektroautos des C-Segments. Um eine Top-Ladezeit zu erzielen, wollen Nissan und Renault Technologien für ihre europäischen Fahrzeuge weiter gemeinsam nutzen, einschließlich einer gemeinsamen 800-Volt-Architektur. Diese Initiativen würden auf bestehenden Verpflichtungen aufbauen. Dazu zählen Pläne für das künftige Nissan Kompakt-Elektrofahrzeug (B-Segment), das auf der CMF-BEV-Plattform basiert und ab 2026 im ElectriCity-Werk der Renault Group in Frankreich produziert werden soll.

In Europa soll die zukünftige Zusammenarbeit über die Modellstrategie hinausgehen und den gesamten Lebenszyklus vom Vertrieb über die Nutzung bis hin zum Recycling und der Entsorgung abdecken. Vertrieb, Aftersales und Absatzfinanzierung: Die Renault, Nissan und Mitsubishi arbeiteten an gemeinsamen Möglichkeiten innerhalb des Vertriebsnetzes, um die Rentabilität der Händler zu stärken und gleichzeitig Kosten zu senken

„Die Renault Group und Nissan erwägen den Aufbau einer Ladeinfrastruktur in Europa bei Händlern beider Marken (charging@dealer) sowie gemeinsame Partner für das Batterierecycling ihrer Altbatterien und die Entsorgung von Produktionsabfällen auszuwählen“, heißt es ferner.

Im zweiten Teil der engeren Zusammenarbeit hätten sich die drei Allianzpartner darauf geeinigt, ihre aktuellen Strategien in den Bereichen Elektrifizierung und emissionsarme Technologien zu verbessern. Zu diesem Zweck wollen sie in die jeweiligen Projekte der Partner investieren, so dass sich für jedes der drei Unternehmen zusätzliches Potenzial für Wertschöpfung ergebe.

Nissan beabsichtigt, bis zu 15 Prozent an Ampere, dem europäischen EV- und Software-Unternehmen der Renault Group, zu übernehmen und damit strategischer Investor zu werden. Durch die geplante Investition eröffne Nissan neue Geschäftsmöglichkeiten für die Marke in Europa.

Nissan und Mitsubishi Motors erwägen zudem, Kunden des Horse-Projekts der Renault Group zu werden. Die Initiative zielt darauf ab, den Umfang und die Marktabdeckung bei emissionsarmen Verbrennungsmotoren und Hybridantrieben zu erhöhen. Das gesamte Maßnahmenpaket soll die laufenden Technologiekooperationen in den Bereichen All Solid-State Battery (ASSB), Software-Defined Vehicle (SDV), Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) sowie autonomes Fahren ergänzen.

„Da jeder Allianzpartner seine eigenen Geschäftspläne umsetzt, sei eine anteilseignerübergreifende Struktur und eine Unternehmensführung Voraussetzung, die auf die neuen Ziele der Allianz zugeschnitten sind“, ist in der Mitteilung zu lesen. Während die bisherigen Allianzvereinbarungen die Partnerunternehmen in die Lage versetzten, ihre jeweiligen Strategien umzusetzen, sei ein neuer Ansatz erforderlich, um sich optimal auf die künftigen Möglichkeiten der Branche vorzubereiten.

Um eine hohe Effizienz und maximale Wertschöpfung zu gewährleisten, hätten sich die Renault Group und Nissan daher darauf geeinigt, ihre gegenseitigen Beteiligungen und die Bedingungen für die Unternehmensführung neu zu gewichten. Die beiden Unternehmen beabsichtigen, bis zum 31. März 2023 den neuen Allianzvertrag abzuschließen. Dieser soll zunächst für einen Zeitraum von 15 Jahren gelten.

Quelle: Renault Group – Pressemitteilung

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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egon_meier:

Er hat versucht, sowas wie Konzernstruktur reinzubringen und ist letztlich einseits an seiner Hybris, andererseits an dem egozentrischen Wahn der Einzelunternehmen gescheitert.

Es wird jetzt garantiert nicht besser.

Stefan Kort:

Zu Zeiten des alten Renault-Nissan-Chefs Carlos Ghosn wirkte das, zumindest aus Außensicht, integrierter und homogener.
Aber er war wohl auch mehr ein Durchregierer und wie bei Staaten, zufällt und zerfleddert teils so manches, wenn der Diktator mal weg ist.

egon_meier:

Nächste Allianz-Stufe? – dann kann der Betrachter nur lächeln.
Es sind 3 Unternehmen, die alle auf ihre höchst eigene Art Fußkrank sind. Es fehlt eine einheitliche Konzernleitung .. bis dahin ist alles Geschwätz.

Ich lese immer WOLLEN .. das heißt aber nicht machen oder können .. sondern eben nur wollen.

Trauerspiel .. das waren mal die BEV-Wegbereiter

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