Honda baut Wasserstoff-Elektrolyse in Offenbach auf

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der japanische Autohersteller Honda baut an seinem europäischen R&D-Hauptsitz in Offenbach eine Produktionsanlage für grünen Wasserstoff auf. Die neue Anlage nutzt überschüssige Solarenergie aus Photovoltaikanlagen, um im Elektrolyseverfahren grünen Wasserstoff zu erzeugen. Das Unternehmen startet damit in die jüngste Phase des Smart Company-Konzepts, einer Testumgebung für die Entwicklung neuer Technologien, mit der die Nutzung erneuerbarer Energien gesteigert werden soll.

Honda R&D Europe hat 2017 in Zusammenarbeit mit dem Honda Research Institute Europe das Smart Company-Konzept ins Leben gerufen. Ziel dieser Einrichtung ist es:

  • Simulationsmodelle und -methoden für die Optimierung von Energiesystemen zu entwickeln,
  • Honda Technologien unter europäischen Marktbedingungen zu entwickeln und zu testen,
  • neue Geschäftsmodelle zu prüfen sowie neue intelligente Energiemanagementlösungen zu erforschen,
  • integrierte Energiemanagementsysteme sowie intelligente Anwendungen im Bereich E-Mobilität auszuarbeiten und zu entwickeln.

 

Die Anlage kombiniert bislang insgesamt 749 Kilowatt-Peak (kWp) selbsterzeugter Solarenergie aus mehreren Photovoltaikanlagen, eine Speichereinheit aus Second-Life-Batterien, einen unidirektionalen Honda Power Charger S+, bidirektionale Honda Power Manager Ladesysteme sowie mehrere batterieelektrische und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge. Alle Einheiten sind an ein Energiemanagementsystem angeschlossen. Smart Company ermöglicht es, die Technologien und Systeme direkt vor Ort zu erproben.

Nun wird das Energiemanagementsystem um die Produktion von grünem Wasserstoff erweitert. Wenn die Photovoltaikanlagen überschüssige Elektrizität zur Verfügung stellen, wird diese über das Elektrolyseverfahren in grünen Wasserstoff umgewandelt.

Die dezentralisierte Erzeugung erneuerbaren Wasserstoffs aus überschüssigem Strom ist eine effiziente Methode, um erneuerbare Energie im Transportsektor nutzen zu können. Zusätzlich zum emissionsfreien Betrieb von Fahrzeugen werden auf diese Weise die Produktionskosten für Wasserstoff gesenkt. Das Potenzial wird allerdings durch die schwankende Verfügbarkeit von Wasserstoff sowie durch die hohen Energiekosten begrenzt, die durch den Betankungsprozess verursacht werden.

Honda R&D Europe hat daher ein neues Betankungskonzept für Wasserstofffahrzeuge entwickelt. Dabei liegt der Fokus auf Zeitfenstern, die in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit erneuerbaren Wasserstoffs eine bedarfsgerechte und energieeffiziente Betankung ermöglichen. Daraus ergebe sich die Chance, CO2 und Kosten zu senken – ein Anreiz für Fahrzeugflotten, verstärkt auf erneuerbaren Wasserstoff zu setzen. Das Betankungskonzept wird vom Elektromobilitätsprogramm des Bundeslandes Hessen mit Unterstützung durch HA Hessen Agentur gefördert.

Aktuell wird die für das Wasserstoff-Betankungskonzept benötigte Hardware auf dem Gelände von Honda in Offenbach installiert, darunter ein Elektrolyse-Modul, eine Niedrigdruck-Wasserstoffspeichereinheit, Kompressorausrüstung, eine Hochdruck-Speichereinheit sowie eine experimentelle Station zur Wasserstoffbetankung.

Ein Energieträger mit Potenzial

Wasserstoff gilt aufgrund einiger positiver Eigenschaften als zukunftsträchtiger Energieträger. Er lässt sich problemlos speichern und transportieren und ermöglicht zudem eine schnelle Betankung. Grüner Wasserstoff wird nach allgemeiner Einschätzung beim Kampf gegen die Erderwärmung eine zentrale Rolle spielen. Wenngleich Wasserstoff bereits seit Jahrzehnten in der Industrie zum Einsatz kommt, befindet sich der Markt für grünen Wasserstoff noch im Aufbau.

Honda arbeitet bereits seit mehr als 30 Jahren an der Forschung und Entwicklung von Wasserstofftechnologien und Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb. Das Unternehmen hat sich zur Bewältigung globaler Umweltprobleme verpflichtet und strebt für alle seine Produkte und Unternehmensaktivitäten bis 2050 CO2-Neutralität an. Die Initiativen basieren auf den drei Säulen CO2-Neutralität, saubere Energie und Rohstoffkreislauf. Honda will den Einsatz von Wasserstoff in Zukunft auf verschiedene Anwendungen ausdehnen und so zu einer steigenden Nachfrage nach Wasserstoff beitragen.

Quelle: Honda – Pressemitteilung vom 06.02.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Josef:

Rein rechnerisch haben wir keinen Überschuß an grünen Strom.

ABER…da das Leitungsnetz nicht ausgebaut ist, werden immer wieder Windräder und riesige Solaranlagen aus dem Netz genommen, da der Strom nicht abtransportiert werden kann.
Dies scheint bei einigen Anlagen an die 100 Tage im Jahr zu sein und gerade bei Sonnenschein ist zuviel Strom da und der Strom wird weggeworfen. Irrsinn…ist aber derzeit der Fall.

D.h. wenn diese Anlagen statt dessen Wasserstoff herstellen, ist der Strom nicht ganz verloren, müssten dann aber auch nahe an der Anlage stehen, da ja eben die Durchleitungskapazität zu gering ist…oder andere Anlagen müssen dann nicht vom Netz genommen werden, da der Strom wegverbraucht wird.

Wenn die Netzkapazität mal aufgebaut ist…vielleicht in 10 Jahren…dann ist die Situation komplett anders und es kann sich evtl. nicht mehr rechnen „uneffektiv“ Wasserstoff zu erzeugen.

Abgesehen davon dass inzwischen australische Forscher eine Elektrolysemethode gefunden haben mit einem Wirkungsgrad bei 90%…das verbessert die Situation erheblich.
Einfach mal nach „Breaking Lab“ und Wasserstoff in YT suchen…

Eine einfache Antwort gibt es nie…für eine viel komplexere Welt.

Alexey:

Forschung und Pilotprojekte sind meistens nicht effizient. Ohne Firmen und Staaten die Gelder in Forschung und Entwicklung stecken kommen wir halt nicht weiter.

Und mal ganz ehrlich bei den Einspeisevergütungen muss doch jeder selbst wissen was er mit seinem PV-Überschuss machen möchte. Wenn Honda damit in einer Testumgebung Wasserstoff erzeugen will ist das ok.

Angenommen es ginge um Deine private PV Anlage, würde es Dir doch auch nicht gefallen wenn Dir Jemand vorschreiben wollte wie Du den damit erzeugten Strom einzusetzen hättest.
Mal abgesehen davon das die meisten einen Überschuss der den evtl. vorhandenen Batteriespeicher übersteigt, eh nicht anderweitig „verwerten“ können.

Kona64:

Mir fehlen eigentlich die Worte. Ist das Gelände von der öffentlichen Infrastruktur getrenn? Der PV Strom mag für Honda Überschuss sein, im Netz aber nicht. Effizient ist das nicht. Eine Elektrolyseanlage die nur wenige Stunden am Tag läuft ist nicht effizient. Das ist eine Verschwendung an Geld und Ressourcen.Alleine die Tankanlage dürft ja gut eine Million Euro kosten.

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