Der Batteriehersteller Northvolt und der Volkswagen Konzern haben den nächsten Schritt in der Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen vorgestellt, die 2019 eingeleitet wurde. Die Zusammenarbeit werde einen stärkeren Fokus auf die Gigafabrik von Northvolt in Schweden legen, die weiter ausgebaut werden soll. Der nächste Schritt in der Partnerschaft sei das Ergebnis einer gegenseitigen Analyse, wie die Stärken und Ambitionen der beiden Partner in den kommenden Jahren am besten genutzt werden können. Durch die Konsolidierung der Zellproduktion in der Gigafabrik Northvolt Ett wollen die beiden Unternehmen weitere Skaleneffekte erzielen, wodurch die bestmöglichen Kosten sichergestellt und der weltweit geringste ökologische Fußabdruck für die Zellproduktion ermöglicht werden, so Northvolt in einer aktuellen Mitteilung.
Der Volkswagen Konzern wiederum hat fast zeitgleich auf seinem ersten Power Day seine Technologie-Roadmap für die Bereiche Batterie und Laden bis 2030 präsentiert. Ziel der Roadmap ist, Komplexität und Kosten der Batterie signifikant zu senken, um Elektroautos für möglichst viele Menschen attraktiv und bezahlbar zu machen. Zugleich will der Konzern seinen Bedarf an Batteriezellen über das Jahr 2025 hinaus absichern. Allein in Europa will VW deshalb gemeinsam mit Partnern bis Ende des Jahrzehnts sechs Gigafabriken mit einer Gesamtkapazität von 240 Gigawattstunden errichten.
Volkswagen kauft Northvolt-Zellen im Wert von 12 Mrd. Euro
Um den steigenden Bedarf an Batteriezellen abzudecken, will der Konzern den Aufbau von Produktionskapazitäten in Europa mit voller Kraft vorantreiben. „Bis 2030 wollen wir gemeinsam mit Partnern insgesamt sechs Zellfabriken in Europa in Betrieb nehmen und so Versorgungssicherheit garantieren”, erklärt Thomas Schmall, Vorstand für den Geschäftsbereich Technik der Volkswagen AG und Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Group Components. Die neuen Werke sollen im Endausbau Zellen mit einem Energiegesamtwert von 240 Gigawattstunden pro Jahr produzieren. Damit will Volkswagen aktiv dazu beitragen, die Ziele des Green Deals der Europäischen Union zu erreichen.
Die ersten beiden Fabriken entstehen gemeinsam mit Northvolt im schwedischen Skellefteå und in Salzgitter. Aufgrund des höheren Bedarfs hat Volkswagen entschieden, die bislang geplante Zellproduktion neu aufzustellen. Die Produktion von Volkswagen-Zellen wird in Zusammenarbeit mit Northvolt in der schwedischen Gigafabrik „Northvolt Ett“ in Skellefteå konzentriert. Die Produktion dieser Zellen soll 2023 starten und schrittweise auf bis zu 40 GWh Jahreskapazität ausgebaut werden. Einer Mitteilung von Northvolt zufolge hat sich VW für die kommenden zehn Jahre Batteriezellen im Wert von gut zwölf Milliarden Euro gesichert. Insgesamt habe Northvolt jetzt Aufträge von Schlüsselkunden im Wert von gut 23 Milliarden Euro vorliegen.
„Volkswagen ist ein wichtiger Investor, Kunde und Partner auf dem Weg in die Zukunft. Wir werden weiterhin hart daran arbeiten, ihnen die umweltfreundlichste Batterie der Welt zur Verfügung zu stellen, wenn sie ihre Palette an Elektroautos erweitern.“ – Peter Carlsson, Co-Gründer und CEO von Northvolt
Da der Volkswagen Konzern plant, seine eigene Batterieherstellung in Europa zu vergrößern, verkauft Northvolt seinen Anteil am Joint Venture-Werk Northvolt Zwei in Salzgitter an Volkswagen. Gleichzeitig erhöht Volkswagen seinen Anteil an Northvolt. Die nun also von Volkswagen betriebene Gigafabrik in Salzgitter soll ab 2025 die Einheitszelle für das Volumensegment produzieren und Innovationen in Prozess, Design und Chemie entwickeln. Auch Salzgitter soll perspektivisch bis zu 40 GWh pro Jahr fertigen.
„Volkswagen wird die Zusammenarbeit und Partnerschaft mit Northvolt weiter vertiefen. Sie sind einer unserer wichtigsten Batterielieferanten beim Übergang zur Elektromobilität – und es besteht das Potenzial, diese Partnerschaft noch weiter auszubauen“, so Schmall weiter. Durch diese Neuaufstellung sollen bessere Skaleneffekte erzielt und die Produktionskomplexität reduziert werden. Beide Gigafabriken sollen zudem mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden.
Massive Kostenreduktion durch neue Einheitszelle ab 2023
Volkswagen strebt beim Batteriesystem mit allen seinen Komponenten bis hin zur Zelle große Fortschritte an. „Unser Ziel ist, Kosten und Komplexität der Batterie zu senken und gleichzeitig ihre Reichweite und Performance zu steigern“, so Technik-Vorstand Schmall. Neben der geplanten Eigenfertigung soll vor allem die neue Einheitszelle erhebliche Kostenvorteile bringen. Sie werde ab 2023 eingeführt und im Jahr 2030 markenübergreifend in bis zu 80 Prozent aller E-Fahrzeuge des Konzerns verbaut werden.
Weitere Einsparungen sollen durch eine Optimierung des Zelltyps, innovative Produktionsmethoden sowie konsequentes Recycling erzielt werden. Volkswagen will damit die Kosten für Batterien im Einstiegssegment schrittweise um bis zu 50 Prozent und im Volumensegment um bis zu 30 Prozent reduzieren. „Auch bei der Batterie werden wir unsere Größenvorteile zugunsten der Kunden nutzen. Im Durchschnitt werden wir damit die Kosten für Batteriesysteme auf deutlich unter 100 Euro pro Kilowattstunde senken. Damit wird die E-Mobilität endgültig erschwinglich und zur bestimmenden Antriebstechnologie“, sagt Schmall.
Integration der Wertschöpfungskette
Neben der Einheitszelle und dem konsequenten Aufbau der Eigenfertigung umfasse die neue Technologie-Roadmap des Konzerns auch die Integration weiterer Schritte entlang der Wertschöpfungskette bis hin zum industriellen Recycling. Gemeinsam mit ausgewählten strategischen Partnern will Volkswagen so den Bedarf an Zellen für seine Elektroauto-Offensive langfristig absichern. Neben Kostenvorteilen werden auch Fortschritte bei Speicherkapazität und Schnellladefähigkeit erwartet.
Die neue, prismatische Einheitszelle biete zudem die besten Voraussetzungen für den Übergang zur Festkörperzelle – dem voraussichtlich nächsten Quantensprung in der Batterietechnologie, den Volkswagen ab Mitte des Jahrzehnts erwartet.
Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 15.03.2021 / Northvolt – Pressemitteilung vom 15.03.2021