Die Europäische Kommission prüft aktuell, ob chinesische Autobauer durch Subventionen vom Staat einen unlauteren Wettbewerbsvorteil vor allem beim Verkauf von Elektroautos in Europa haben. Mögliche Strafzölle stehen dabei als Reaktion darauf im Raum, sollte die Prüfung zu einem entsprechenden Ergebnis kommen. Dies lehnt der Verband der Automobilindustrie (VDA) als größter Interessensverband der deutschen Autohersteller jedoch entschieden ab, wie das Handelsblatt berichtet.
„Antisubventionsmaßnahmen, wie zusätzliche Zölle würden die Herausforderungen für die europäische und deutsche Automobilindustrie nicht lösen – im Gegenteil: Der von der EU-Kommission beabsichtigte Zweck von Ausgleichszöllen könnte sich bei einem Handelskonflikt entsprechend schnell negativ auswirken“, sagte Verbandspräsidentin Hildegard Müller demnach in einem Gespräch mit der Welt am Sonntag. Sollte dieser Streit tatsächlich weiter im Sinne eines Handelskrieges eskalieren, dann könnte dies die Digitalisierung und Transformation hin zur Elektromobilität in ganz Europa gefährden, warnte sie.
Erste Ergebnisse am 5. Juni erwartet
Mit ersten Ergebnissen der EU-Untersuchung wird am 5. Juni gerechnet. Dann soll entschieden werden, wie mit den gewonnenen Erkenntnissen umgegangen wird. Die Subventionen der Volksrepublik für die Hersteller von Elektroautos werden bereits seit vergangenen Herbst untersucht. “Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle”, führt das Handelsblatt dazu aus.
Mehrere europäischen Hersteller hatten sich bereits zuvor gegen solche Strafzölle ausgesprochen. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte sich dahingehend geäußert. Ein Hintergrund ist, dass die Hersteller in Europa gute Geschäfte in China machen, Volkswagen etwa setzt gut ein Drittel seiner Neuwagen allein in China ab. Sollten nun Strafzölle auf chinesische E-Autos erhoben werden, dürfte es nicht lange dauern, ehe China dies der EU gleichtut und höhere Zölle auf europäische Fahrzeuge verlangt. Dies könnte für die europäischen Hersteller einen erheblichen Schlag im Außenhandel bedeuten.
Außerdem könnten die Strafzölle auch die in China hergestellten E-Autos europäischer Hersteller betreffen. So baut Renault-Tochter Dacia den besonders günstigen Spring in China. Greifen zukünftig Strafzölle, könnte dieser empfindlich teurer werden – und somit das ohnehin noch eher magere Segment an günstigen E-Autos weiter ausdünnen.
Quelle: Handelsblatt – “Deutsche Autobauer gegen Strafzölle auf chinesische E-Autos”