Indiens Pläne bestehen darin zu einem Zentrum der E-Mobilität zu werden, mit Produktionsstätten für Li-Ionen-Akkus und solarelektrischer Ladeinfrastruktur. Ab 2030 sollen dann nur noch E-Autos unterwegs sein. Die derzeitige Realität schaut allerdings anders aus. Erschreckend anders.
Denn in einer Nation mit rund 150 Millionen Fahrern wurden bis August dieses Jahres nur 130 Kona SUVs an Händler verkauft. Dieses langsame Tempo ist bezeichnend für die Schwierigkeiten der Automobilhersteller vor Ort. Verantwortlich hierfür ist die Differenz zwischen Verkaufspreis der Fahrzeuge und Durchschnittseinkommen.
E-Auto 35.000 Dollar Verkaufspreis versus 2.000 Dollar Einkommen
In Indien geht der Hyundai Kona aktuell für etwa 35.000 USD über die Ladentheke. Im krassen Gegensatz dazu steht das Durchschnittseinkommen von etwa 2.000 Dollar pro Jahr. Der meistverkaufte Verbrenner liegt mit knapp 4.000 Dollar schon deutlich näher am Durchschnittseinkommen.
Es ist also durchaus nachvollziehbar, warum der E-Auto-Absatz in Indien nur schleppend vorankommt. Neben den Verkaufspreisen spielen aber natürlich auch fehlende Ladeinfrastruktur, Zurückhaltung der Banken bei der Finanzierung von Käufen und die mangelnde Bereitschaft der Regierungsbehörden Elektroautos wie vorgesehen einzusetzen eine entscheidende Rolle. Dies führt dazu, dass in den letzten sechs Jahren kaum mehr als 8.000 Elektroautos verkauft wurden. China schafft diese Anzahl in nicht einmal zwei Tagen.
Subventionen, Versprechungen und Marktchancen
Mehr als vier Jahre, nachdem die Regierung begonnen hat, umweltfreundlichere Fahrzeuge für eines der am stärksten verschmutzten Länder der Welt zu fördern, macht das Segment immer noch keine nennenswerten Fortschritte. Im Februar verpflichtete sich die Regierung von Premierminister Narendra Modi, 1,4 Milliarden Dollar für Subventionen, Infrastruktur und Werbung auszugeben. Diese werden das Kaufpreis-Problem allerdings nicht lösen.
Das Potenzial des indischen Elektroauto-Marktes darf nicht ignoriert werden. Derzeit gibt es nur 27 Autos pro 1.000 Inder, verglichen mit 570 für die gleiche Anzahl von Deutschen, was den globalen Autoherstellern die Möglichkeit gibt entsprechendes Volumen abzusetzen. Laut BNEF soll es bis 2040 möglich sein, dass E-Autos bis zu 28 Prozent des Neuwagenabsatzes ausmachen.
Im Moment jedoch geben die Verbraucher noch über Elektroautos hinweg und erwerben lieber größere, Reichweitenstärkere und billigere Verbrenner, sagte Vinkesh Gulati, Vizepräsident der Federation of Automobile Dealers Associations, die mehr als 80% der Automobilhändler in Indien vertritt. Mehr als die Hälfte der im vergangenen Jahr in Indien verkauften Pkw kosteten laut BNEF 8.000 US-Dollar oder weniger. Elektroautos werden bis Anfang der 2030er Jahre keine Preisparität mit benzinbetriebenen Autos erreichen, so BNEF weiter.
Die indische Regierung drängt auf eine weitreichende Elektrifizierung des Verkehrssystems. Sie hat sich zunächst auf das öffentliche und gemeinsame Verkehrssystem konzentriert. Ferner erwägt die Regierung, Taxi-Unternehmen und ÖPNV-Betreiber ab 2020 dazu zu verpflichten, ihre Flotten zu mindestens einem Prozent aus E-Fahrzeugen zusammenzusetzen. Man darf gespannt sein, wie Indiens Regierung die E-Mobilität weiter vorantreiben wird.
Quelle: Bloomberg – India Has 150 Million Drivers and Only 8,000 Want Electric Cars