Das französische Start-up Verkor plant, bis 2023 eine Fabrik für die Produktion von Elektroauto-Akkus zu bauen. Damit will das junge Unternehmen die Abhängigkeit Europas von importierten Lithium-Ionen-Batterien verringern und sich einen Teil der immensen erwarteten Wertschöpfung im Bereich der Batterietechnologien sichern. „Die Nachfrage nach Elektroautos nimmt zu, aber wir importieren weiterhin Batterien aus Asien“, sagte Verkor-Geschäftsführer Benoit Lemaignan der Nachrichtenagentur AFP. „Wir müssen Frankreich mit Produktionskapazitäten ausstatten.“
In einer ersten Ausbaustufe will Verkor in Südfrankreich eine Gigafabrik mit einer Kapazität von 16 GWh an Lithium-Ionen-Batterien pro Jahr errichten. Unterstützt dabei wird das Start-up unter anderem vom französischen Unternehmen für digitale Lösungen Schneider Electric, dem EU-Innovationsfonds EIT InnoEnergy und dem französischen Immobiliengiganten Groupe IDEC. Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Jahreskapazität dem erwarteten Markthochlauf folgend auf 50 GWh erweitert werden.
Das neue Unternehmen will bei der Produktion einen „Fast Follower“-Ansatz verfolgen, indem es für sein Produkt eine etablierte Lithium-Ionen-Technologie verwendet, anstatt zu versuchen, neue Batteriechemien oder -formeln zu entwickeln. „Die Idee ist, so schnell wie möglich einsatzbereit zu sein“, so Lemaignan, ein ehemaliger Forschungs- und Entwicklungsingenieur von Airbus.
„Wir wollen ein ‚Southvolt’ bauen“
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch der 2016 gegründete schwedische Batteriehersteller Northvolt, der in Schweden eine 40-GWh-Lithium-Ionen-Batteriefabrik errichtet, deren Produktion im nächsten Jahr beginnen soll. Ein zweites Werk mit mehr als 20 GWh – unterstützt von Volkswagen – soll 2024 in Salzgitter mit der Herstellung von E-Auto-Akkus starten. „Wir wollen ein ‚Southvolt’ bauen“, sagt Philippe Chain, Chief Operating Officer von Verkor und ein ehemaliger Tesla-Vizepräsident, in Anlehnung an die Konkurrenz aus Skandinavien. Verkor befindet sich allerdings noch auf Investorensuche und sagt, für die 16 GWh-Fabrik eine Anfangsinvestition von 1,6 Milliarden Euro zu benötigen. Außerdem sucht das Unternehmen auch noch nach einem geeigneten Standort in Südfrankreich.
Ein weiteres neues europäisches Batterie-Start-up, Automative Cell Company (ACC) – ein Joint Venture zwischen dem Batteriehersteller Saft und dem Fahrzeuggiganten PSA Group, dem Peugeot, Citroen, Opel und Vauxhall gehören – plant den Bau einer 8-GWh-Gigafabrik in Nordfrankreich bis 2023 und dann eine zweite 8 GWh-Gigafabrik in Kaiserslautern. ACC möchte beide Einrichtungen bis 2030 auf jeweils 24 GWh erweitern – genug, um eine Million Elektrofahrzeuge zu liefern – und gleichzeitig das Know-how von Saft nutzen, um „hochmoderne“ Lithium-Ionen-Batterien mit höheren Reichweiten und schnelleren Ladezeiten als die Konkurrenz zu bauen.
Verkor geht davon aus, dass der Markt groß genug wird, damit alle Unternehmen ihre Batterien auch erfolgreich vermarkten können: Das erwartete Nachfragewachstum soll bis zum Ende des Jahrzehnts allein in Frankreich drei bis vier Gigafabriken erfordern.
Quelle: Electrive – Verkor plant Batteriezellproduktion im GWh-Maßstab in Europa // RechargeNews – French start-up emerges from stealth mode with plan to build huge battery gigafactory by 2023