Der Schnellladeanbieter Fastned konnte im vergangenen Jahr erstmals ein positives Ergebnis erzielen und seine Umsätze deutlich steigern. Wie es um die Zukunft des niederländischen Unternehmens bestellt ist, welche Strategie der Anbieter verfolgt, und welche Abrechnungsmethode er für fair hält, erklärte CEO Michiel Langezaal in einem Interview mit dem Branchendienst Electrive.
„Wir arbeiten Schritt für Schritt“, so Langezaal über die Strategie beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. „Alle paar Monate“ gebe es eine neue Finanzierungsrunde und dann entscheide das Unternehmen, „wo wir investieren. Deshalb läuft das immer schubweise.“ Beim Aufbau eines Standorts starte der Anbieter oft „mit einer kleineren Anzahl“ an Ladesäulen und könne diesen dann „je nach Marktentwicklung“ skalieren und erweitern. Langfristig will Fastned europaweit 1000 Standorte aufbauen.
Zuletzt sei vor allem das vierte Quartal 2019 „atemberaubend“ gewesen, wie Langezaal erklärt: „Wir haben zum ersten Mal mehr als eine Million Kilowattstunden in einem Monat verkauft“, so der Fastned-CEO. Um „den enormen Unterschied“ zum Vorjahr zu verdeutlichen: „Die Einnahmen im 4. Quartal übertrafen die Gesamtjahreseinnahmen von 2018“. Für Langezaal stehe fest, dass das Laden von Elektroautos „ein tragfähiges Geschäftsmodell“ ist.
Das Gesamtunternehmen sei dennoch noch in den roten Zahlen, vor allem wegen der hohen Investitionen in neue Ladeparks. Für einen Standort mit zwei bis vier 175 kW-Schnellladern liegen die Kosten „zwischen 250.000 und 500.000 Euro. Dafür haben wir einen Netzanschluss mit ein bis zwei Megawatt, zwei bis vier HPC-Ladepunkte und ein Grundstück, auf dem wir mit der Zeit zusätzliche Ladepunkte errichten können“, wie Langezaal vorrechnet.
Bei Fastned laden Elektroautofahrer für 59 Cent pro Kilowattstunde. „Dafür bieten wir eine Zugänglichkeit von 99,9 Prozent, einen 24/7-Service und zu 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien“, so der Manager. Der „Schlüssel“, um profitabel zu sein, sei neben dem Preis für den Strombezug die Auslastung des Standorts. Das sei „wie bei Flugzeugen oder Zügen: Wenn zu viele Plätze frei sind, reicht eine kräftige Preiserhöhung bei den verbliebenen Passagieren immer noch nicht aus, um profitabel zu werden.“
„Ladestationen sollten den Strompreis klar und deutlich anzeigen“
Langezaal findet es „enorm wichtig“, dass Kunden transparent über den Preis fürs Laden informiert werden. „Ladestationen sollten den Strompreis klar und deutlich anzeigen“, so der Fastned-Chef. Sein Unternehmen versuche, „so transparent wie möglich zu sein“ und zeige deshalb den kWh-basierten Preis auf allen Ladestationen, in der App und auf der Website an. Von Pauschaltarifen oder Tarifen nach Ladezeit hält Langezaal nicht viel: „Wir glauben, dass die Preise so einfach wie möglich sein sollten“, sagt er. Deshalb ist seiner Meinung nach „beim Schnellladen ein einfacher Preis pro Kilowattstunde das klarste Modell für den Kunden.“
Dass Kunden an manchen Schellladestandorten mit Ladekarten von Mobility Service Providern zum Teil deutlich günstiger als 59 Cent laden können, sei „kein Geschäftsmodell, das lange überleben wird“, findet Langezaal. Er halte es „für ein Grundproblem unserer Branche, dass sich viele als Mobility Service Provider sehen, aber letztendlich nur eine Bezahlmethode für die Leistung anderer sind.“
Für die Zukunft geht Langezaal davon aus, dass vermehrt Technologien wie Solarpanels oder Batteriespeicher eingesetzt werden, um den lokalen Spitzenleistungsbedarf von Schnellladestandorten abzufedern. „Das wird ein Thema, wenn wir an einem künftigen Standort zehn 350-kW-Stationen haben, die gut ausgelastet sind und im Schnitt zwischen 150 und 200 kW laden“, so der Fastned-CEO. Momentan sei der Netzanschluss noch „günstiger als ein entsprechend großer Batteriespeicher. Aber in fünf bis zehn Jahren wird sich sehr viel entwickeln.“
Quelle: Electrive — Fastned-CEO Langezaal über Mobility Service Provider: „Das ist kein Geschäftsmodell, das lange überleben wird.“