Elektro-G-Klasse von Mercedes-Benz: Ein Koloss, der tänzeln kann

Cover Image for Elektro-G-Klasse von Mercedes-Benz: Ein Koloss, der tänzeln kann
Copyright ©

Press-Inform

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Ist eine Mercedes G-Klasse überhaupt noch besserzumachen? Der Klettermaxe aus Graz ist eines der erfolgreichsten und insbesondere ertragreichsten Modelle mit Stern. Die dezente Überarbeitung des neuen Modells ist das eine; doch ab Mitte des Jahres gibt es endlich die lang ersehnte Elektroversion.

Im Gelände entscheiden nicht nur Bodenfreiheit und Überhänge darüber, ob der Trail bewältigt wird oder nicht, sondern insbesondere die bewegte Masse. Und das Leergewicht, das ist bei der neuen G-Klasse mit Elektroantrieb noch gewaltiger als ohnehin: fast 3,1 Tonnen. Optisch aber hat sich im Vergleich zum bisherigen Modell mit Verbrenner fast nichts getan. Zum aerodynamischen Feinschliff des elektrisierten Kantholzes gehört nicht nur eine neue A-Säule, sondern auch eine geänderte Frontmaske und modifizierte Scheinwerfer.

Bekommen die Verbrenner leichte Optimierungen bei den Antrieben und das bekannt robuste Basispaket aus Leiterrahmen, drei mechanischen Differenzialsperren und einer Geländeuntersetzung mit Starrachse hinten sowie Einzelradaufhängung vorne, glänzt der G 580 EQ mit einem über 100 kWh großen Akkupaket, das sicher geschützt im Leiterrahmen für elektrische Reichweiten von über 400 Kilometern sorgen soll.

Doch die Elektroversion mit der Bezeichnung G 580 EQ bietet weder den 585 PS starken V8-Doppelturbo des AMG G63 mit seinem Brabbel-Klang, noch den 449 PS starken Reihensechszylinder des G500 oder Selbstzündertechnik. Stattdessen arbeitet an jedem der vier Räder ein Elektromotor, der gerade im harten Geländeeinsatz für maximale Traktion sorgen soll. Insgesamt leisten die vier Elektromotoren 432 kW (588 PS) und damit sogar einen Hauch mehr als die AMG-Version.

Mercedes-G-580-EQ-E-Auto-Preis-Leistung-Reichweite
Press-Inform

Beim maximalen Drehmoment bietet der Elektroantrieb dagegen einen gewaltigen Nachschlag, denn hier kann der Fahrer des Mercedes G 580 EQ statt eh schon mehr als üppige 850 Nm auf gigantische 1164 Nm zurückgreifen. Aus dem Stand reicht das für einen Imagespurt bis Tempo 100 in unter fünf Sekunden. Etwas enttäuschend dagegen dürften Hobby-Rennfahrer deutscher Autobahnen die Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 180 km/h finden, während das Verbrenner-Topmodell bis zu 240 km/h schafft.

Beim Verbrenner wird die Motorleistung bei allen Versionen per Neungang-Automatik auf die beiden Antriebsachsen übertragen und ein Verteilergetriebe sorgt dafür, dass das Antriebsmoment zu 40 Prozent auf die Vorderachse und zu 60 Prozent auf die Hinterachse gelangt. Diese ebenso aufwendige wie rustikale Offroad-Technik ist beim Elektromodell obsolet.

Mercedes-G-580-EQ-E-Auto-Cockpit-MBUX
Press-Inform

Auch ohne die intelligente Lamellenkupplung bleibt die 4,62 Meter lange E-G-Klasse maximal manövrierfähig, weil jeder der vier Elektromotoren separat angesteuert wird und so genau die Kraft bekommt, die er auf den Untergrund bringen kann. So entfallen auch die entsprechenden Differenzialsperren. Trotzdem geht es bei Bedarf mit bis zu 100 Prozent Steigfähigkeit bergauf und auch Schräglagen von bis zu 35 Grad bereiten keine Mühe, bevor es durch bis zu 85 Zentimeter tiefe Wasserdurchfahrten geht. „Durch die einzeln ansteuerbaren Elektromotoren und den niedrigen Schwerpunkt ist die elektrische G-Klasse aus unserer Sicht sogar geländegängiger als die Verbrenner“, sagt G-Klasse-Chefentwickler Fabian Schossau.

Wendekreis: nahezu null

Für Entspannung im harten Geländeeinsatz sorgen zudem eine virtuell durchsichtige Motorhaube, Geländeuntersetzung und ein spezieller Klettermodus. Wer Showeffekte liebt, dürfte sich dagegen für den sogenannten G-Turn begeistern können, bei dem sich die elektrische G-Klasse auf der Stelle drehen kann, weil die linken und rechten Antriebsräder parallel in unterschiedliche Richtungen rotieren. Dann reduziert sich der Wendekreis von 13,6 Meter auf nahezu null.

Mercedes-G-580-EQ-E-Auto-Heck
Press-Inform

Insbesondere das mächtige Akkupaket im Unterboden hat seinen technischen Preis, denn der Mercedes G 580 EQ bringt 3085 Kilogramm auf die Waage, was die Zuladung auf schmale 415 Kilogramm beschränkt, weil das Gesamtgewicht nicht über die 3,5-Tonnen-Marke klettern darf. Der Laderaum mit seinem Volumen von 555 bis 1990 Liter gäbe deutlich mehr her – auch weil sich die Ladekabel auf Wunsch in einer Box an der Hecktür befinden, die auf den ersten Blick wie das aufgesetzte Ersatzrad erscheint. Neu sind ebenfalls erstmals verfügbar beheizte Armlehnen, schlüsselloser Zugang und das überfällige Bediensystem MBUX. Preislich hält sich Mercedes noch zurück – doch unter 180.000 Euro dürfte kaum etwas gehen für den Stecker-Erdling.

worthy pixel img
Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Bingo:

Bei knapp 3.100 kg, hol ich mir den Wiesel der Bundeswehr (3,3 t mit Ausrüstung), dann kann ich auch auf der Stelle drehen und viel mehr, hahahaha…

Hans-Peter Leemann:

415 Kg Zuladung für 200´000 Euro das ist eine super Leistung, warum da der Staat bei einem solchen no go nicht einschreitet und ein Preis-Leistungsmodell fordert ist nicht nachvollziehbar. Zulassung sollte auf zwei Personen beschränkt sein, da 4 Personen mit Skiern bereits die Zuladung überschreiten !!! Ich frage mich auch warum man über 1000 Nm braucht, alles an der Nutzbarkeit vorbei konstruiert, ein Modell für Angeber und die es werden möchten. Tut mir leid aber das hat mit Umweltschutz und Verbrennerablösung nicht viel gemeinsam.

Ähnliche Artikel

Cover Image for CATI-Studie: E-Mobilität ist und bleibt ein Langstreckenprojekt

CATI-Studie: E-Mobilität ist und bleibt ein Langstreckenprojekt

Sebastian Henßler  —  

Eine aktuelle Analyse zeigt, dass kein Hersteller mehr allein auf Stromer baut – Plug-in-Hybride und flexible Architekturen gewinnen in Europa an Gewicht.

Cover Image for Audi e-tron GT Quattro im Test: Souveräne Basis

Audi e-tron GT Quattro im Test: Souveräne Basis

Stefan Grundhoff  —  

Audi erweitert die Palette seines e-tron GT nach unten. Nachgeschärfter Antrieb und fein abgestimmtes Fahrwerk kommen mit deutlich höherer Reichweite.

Cover Image for Studie zeigt: Klimaschutz mit HVO nicht möglich

Studie zeigt: Klimaschutz mit HVO nicht möglich

Daniel Krenzer  —  

Von wegen Alternative: Das Ifeu kommt zu dem Ergebnis, dass Bio-Kraftstoffe wie HVO teils sogar noch klimaschädlicher sind als Diesel und Benzin.

Cover Image for „Überleben ist das Wichtigste“: Nio kämpft um Fortbestand

„Überleben ist das Wichtigste“: Nio kämpft um Fortbestand

Tobias Stahl  —  

Der Nio ES8 wird zum Marktstart offenbar noch günstiger als in der Vorbestellung. Nun räumt Unternehmenschef Li ein: Es geht um Nios Überleben.

Cover Image for OTA-Update verbessert teilautomatisiertes Fahren bei Xpeng

OTA-Update verbessert teilautomatisiertes Fahren bei Xpeng

Michael Neißendorfer  —  

Nach einem Update teilen sich Spurhaltesystem und Fahrer nun die Kontrolle über die Lenkung, der Pet-Modus schützt im Auto befindliche Tiere.

Cover Image for China veröffentlicht Zahlen zu E-Auto-Subventionen

China veröffentlicht Zahlen zu E-Auto-Subventionen

Laura Horst  —  

China legt Zahlen zu den Subventionen für Elektroautos offen, aus denen eine zunehmende Begünstigung führender Autohersteller und Start-ups hervorgeht.