Der Übergang zur Elektromobilität soll einer weiteren Studie zu diesem Thema zufolge langfristig rund 114.000 Jobs in Deutschland kosten. Vor allem im Fahrzeugbau würden mit 83.000 die meisten Arbeitsplätze wegfallen. Das geht aus einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) mit der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung und dem Bundesinstitut für Berufsbildung hervor. Aktuell sind mehr als 800.000 Menschen in der Automobilindustrie beschäftigt.
Der Grund für den Jobschwund ist, dass die Produktion von Verbrennungsmotoren arbeitsintensiver ist als jene von Elektroantrieben, diese sind weniger komplex und erfordern damit weniger Arbeitskraft erfordern. Betroffen sind demnach vor allem Fachkräfte. Es könne aber auch niedriger und höher Qualifizierte treffen, so die Studien-Autoren. Einige Autohersteller haben deshalb bereits damit begonnen, Arbeitskräfte umzuschulen.
Die Prognose stützt sich auf die Annahme, dass der Marktanteil von Elektroautos bis zum Jahr 2035 bei 23 Prozent liegen wird. Sollte er in der Realität höher sein, wäre der Effekt auf den Arbeitsmarkt laut Studie auch dementsprechend stärker. Die Ergebnisse weisen, im Vergleich zum Basisszenario, zwar zunächst einen positiven Wachstums- und Beschäftigungseffekt aus, langfristig werde aber mit einem niedrigeren Bruttoinlandsprodukts- und Beschäftigungsniveau gerechnet werden müssen. Während anfangs insbesondere die notwendigen zusätzlichen Investitionen der Autobranche, die Bauinvestitionen in die Ladeinfrastruktur und die Neuausrüstung des Stromnetzes für positive Effekte sorgen, dominiere langfristig der steigende Importbedarf an Elektroautos und Traktionsbatterien.
Die Kosteneffekte wirken sich der Studie zufolge zwar mit Ausnahme der Weiterbildungskosten gesamtwirtschaftlich ebenfalls negativ aus, seien aber bei weitem nicht so dominierend. Auch federe der positive Effekt aus der Änderung des Kraftstoffbedarfes – Strom statt Mineralöl – die negativen Impulse ab. Die produktivitätsbedingten Wachstums- und Beschäftigungsimpulse, die auch erst in langer Frist zum Tragen kommen, federn zwar einerseits ebenfalls den größtenteils importinduzierten Rückgang der Wirtschaftsdynamik ab, tragen andererseits aber zu dem relativ starken gesamtwirtschaftlichen Arbeitsplatzverlust bei, so die Autoren.
Insgesamt seien die technologiegetriebenen Arbeitsplatzverluste als relativ stark zu bewerten. Im Jahr 2035 werden knapp 114.000 Plätze aufgrund der Umstellung auf den Elektroantrieb bei Pkws verloren gegangen sein, davon 83.000 im Fahrzeugbau. Andere Branchen geraten zwar ebenfalls in Mitleidenschaft und müssen mehr als 30.000 Stellen abbauen. Allerdings werden auch fast 16.000 neue Stellen geschaffen wie bspw. im Bauwesen, bei den Stromversorgern oder in Teilen des Dienstleistungsbereiches und des Verarbeitenden Gewerbes.
Mehrere Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen
Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs beim Fahrzeugbau wurde bereits in mehreren Studien auf seine Wachstums- und Beschäftigungseffekte untersucht. Die Ergebnisse variieren je nach gewählter Methode und gewählten Annahmen. Im gegenwärtigen Szenario wurden nur reine Elektroautos betrachtet. Andere Antriebsarten wie Hybrid oder Gas wurden nicht gesondert betrachtet.
Sollte sich der Übergang zum reinen Elektroauto über den Hybridantrieb vollziehen, würden die Arbeitsplatzeffekte in zeitlicher und absoluter Dimension anders ausfallen. Da Hybridautos sowohl Verbrennungs- als auch Elektromotoren besitzen, wird eine höhere Anzahl an Komponenten verarbeitet. Die benötigte Arbeitszeit liegt für den Bau von Hybrid-Antriebssträngen bei 9,7 Stunden. Die benötigte Zeit für den Bau eines Verbrennungsmotors beträgt 6,2 Stunden und für einen Elektromotor 3,7 Stunden.