Matthias Schmidt, Automobil-Analyst, prophezeit, dass sich die Anzahl der Elektroauto-Zulassungen in 2020 gegenüber 2019 verdoppeln wird. Ausschlaggebend hierfür seien die im Januar eingeführten CO2-Grenzwerte für Automobilhersteller. Schmidt geht davon aus, dass das Elektroauto-Volumen in Europa von 335.000 Einheiten im Jahr 2019 auf über 700.000 in diesem Jahr ansteigen und bis 2021 nach Ablauf der Einführungsphase fast eine Million Einheiten pro Jahr erreichen wird. Doch der Wachstumsschub könnte später kommen als zunächst angenommen.
Trotz dessen, dass 2019 das Jahr des Tesla war, wird es in 2020 wohl eine Verschiebung der Marktanteile geben. Analysten gehen davon aus, dass Tesla in 2020 durch den VW Konzern an der Spitze der zugelassenen E-Autos in Europa abgelöst wird. Da dieser mit Nachdruck, über mehre Marken verteilt auf den Markt pusht. Die Frage, die derzeit im Raum steht, ist nicht die ob dies geschieht, sondern wann.
Deutsche Hersteller starten mit Verzögerung in die E-Offensive
Volkswagen sei „auf dem Weg zu emissionsfreier Mobilität für alle“. Auch in Zeiten des Klimawandels wolle der Hersteller „vielen Menschen weiterhin individuelle Mobilität ermöglichen“. Und zwar unter einem „klaren Commitment zum Pariser Klimaabkommen“, was „bilanziell CO2-neutrale Mobilität mit sauberen Autos aus sauberer Produktion“ bedeute. Während einige andere Hersteller wie Audi und Mercedes zuletzt mit Produktionsproblemen aufgrund beschränkt verfügbarer Akkus gekämpft hatten, sei Volkswagen „nicht nur kurz- sondern auch mittelfristig sehr gut mit Lieferverträgen abgesichert“. Und dennoch scheint es auch für den Erstlingsstromer – VW ID.3 – Herausforderungen zu geben.
Herbert Diess, CEO von Volkswagen gab erst vor kurzem zu verstehen, dass “der ID.3 auf die Straße muss”. Nun scheint man ihn zumindest nicht ganz so schnell wie ursprünglich geplant auf die Straße zu bekommen. Bisher stand stets Sommer 2020 im Raum, wenn es um die Einführung des MEB-Stromers ging. Diversen Medienberichten zufolge soll es nun später werden. Vonseiten VW wurde dies zumindest auf Twitter dementiert, mit dem Hinweis, dass man weiterhin am bisherigen Zeitplan festhalten werde. “Der Zeitplan bleibt bestehen: Die Markteinführung ist für Sommer 2020 geplant”, gab ein VW-Sprecher zu verstehen. Wie wir mittlerweile zu deuten wissen handelt es sich hierbei um die “First Edition”. Der gleiche Sprecher gab ebenfalls zu verstehen, dass das Unternehmen noch in diesem Jahr rund 100.000 Elektroautos in seinem Werk in Zwickau bauen wolle.
Über alle deutschen Automobilhersteller hinweg könnte sich auch eine Verzögerung der E-Offensive noch verstärken. Denn der Absatz könnte maßgeblich durch die Auswirkungen des Coronavirus, fußend auf einer stark abhängigen chinesische Batterie-Lieferkette, betroffen werden. Wenn das Coronavirus in Europa verstärkt ausbricht und der chinesische Markt weiterhin nicht wieder Fahrt aufnimmt, wäre es auch denkbar, dass die OEMs die Europäische Kommission kollektiv um Nachsicht bei der Erfüllung der CO2-Grenzwert-Ziele für 2020 bitten, da China ein so wichtiger Lieferant von Batteriezellenkomponenten ist. Dies ist jedoch nur wahrscheinlich, wenn alle Hersteller eine Sprache sprechen. Bislang gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, dass dies geschehen könnte.
Plug-In-Hybride spielen wichtige Rolle für das Erreichen der CO2-Flottenziele
Plug-In-Hybride werden wahrscheinlich eine wichtige Rolle bei der Erreichung der durchschnittlichen CO2-Flottenziele für Automobilhersteller spielen, die daran interessiert sind, so profitabel wie möglich zu bleiben. Daimler hat am Kapitalmarkttag Mitte November angekündigt, die CO2-Ziele für 2020 mit 50.000 PHEVs zu erreichen. Für 2021 geht man gar von einer Verdreifachung des Absatzes auf 150.000 Einheiten aus. Die Basis hat man mit entsprechenden Modellen bereits gelegt. Elektroautos von Mercedes-Benz sollen es im gleichen Jahr auf “nur” 50.000 Einheiten bringen.
50.000 Plug-In-Hybride für 2020 war auch die Zahl, die Jürgen Stackman, Leiter Marketing und Vertrieb der Marke Volkswagen, Automobil-Analyst Matthias Schmidt gegenüber erwähnt hat. Schaut man nach Frankreich sieht man, dass Plug-In-Hybride eine noch größere Rolle spielen. PSA prognostiziert, dass die Gesamtsumme der PHEV-Zulassungen in den 30 europäischen Märkten bis 2025 die Elektroauto-Zulassungen übertreffen werden: mit prognostizierten 1,93 Millionen (PHEV) bzw. 1,57 Millionen Einheiten (Elektroauto).
Quelle: Matthias Schmidt – West European Electric Car Market Intelligence Monthly Report Edition 01.2020