E-Automarkt 2023: Schwieriger Start für die Stecker

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Patrick Solberg
Patrick Solberg
  —  Lesedauer 4 min

Nicht ganz überraschend gab es in Deutschland einen schwierigen Start ins neue Elektrojahr 2023. Der Rückgang um knapp neun Prozent ist in Europa kein Einzelfall. Norwegen stürzte ab – doch wohl nur kurzfristig.

Nachdem die Kaufanreize für die Plug-in-Hybriden zum Jahresende 2022 in Deutschland entfielen, mühten sich die Händler, möglichst viele Kundenfahrzeuge noch vor dem Jahreswechsel anzumelden. Der Rückgang von 8,8 Prozent der Fahrzeuge mit alternativen Antrieben im Vergleich zum Januar 2022 überrascht daher nicht. Von den im Januar neu zugelassenen knapp 180.000 Pkw waren 39,1 Prozent mit einem alternativen Antrieb (Elektro, Hybrid, Brennstoffzelle, Gas oder Wasserstoff) unterwegs. Knapp über 15 Prozent aller Neufahrzeuge war mit einem Elektroantrieb ausgestattet – ein deutliches Minus von über 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Gut jeder zehnte Neuwagen war dabei ein reines Elektroauto – ebenfalls ein Rückgang von über 13 Prozent.

Dataforce-Analysten sehen wachsenden Pkw-Markt in 2023

Trotz anhaltend schwieriger wirtschaftlicher Umstände erwarten die Analysten von Dataforce für das Gesamtjahr 2023 einen wachsenden Pkw-Markt. Da die Produktion weiter hochfährt, dürften sich die Auftragsbestände nach und nach abarbeiten können. In Hinblick auf die weitere Elektrifizierung rechnen die Automobilmarkt-Experten dagegen nur mit wenig Fortschritt. Dabei befindet sich der europäische Pkw-Markt seit drei Jahren im Dauertief.

Im vergangenen Jahr wurden fast 30 Prozent weniger neue Pkw zugelassen als im Durchschnitt der Jahre 2016 und 2019. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Bedingungen für das laufende Jahr 2023 alles andere als förderlich. Höhere Energiepreise und Lebenshaltungskosten haben die Kauflaune der Verbraucher nennenswert getrübt. Auch die als Käufergruppe immer wichtiger gewordenen Unternehmen – etwa jeder dritte Neuwagen in Europa ist ein Dienstwagen – stellen angesichts steigender Zinsen ihre Investitionen hintenan.

Besonders schwierig war der Start ins Jahr neue 2023 im Elektro-Vorzeigeland Norwegen. Vor einigen Jahren führte der skandinavische Staat verschiedene Steuerbefreiungen ein, um den Absatz von Elektroautos anzukurbeln, was prächtig funktionierte. Vor allem der Wegfall der 25-prozentigen Mehrwertsteuer machte sich überaus positiv auf die Elektrozulassungen bemerkbar. Doch diese Regelung fiel zum 31. Dezember 2022 weg, sodass die Zulassungen im Januar 2023 um 77 Prozent abstürzten. Der Marktanteil von batterieelektrischen Fahrzeugen liegt aktuell bei 67 Prozent und damit deutlich niedriger als vor einem Jahr (Januar 2022: 84 Prozent). Damit liegt die Zahl jedoch noch immer doppelt so hoch wie in allen anderen europäischen Ländern im vergangenen Jahr.

Zulassungszahlen von E-Autos in Europa stark gesunken

In den großen fünf europäischen Staaten stiegen die Zulassungszahlen um elf Prozent im Vergleich zu 2022. Spitzenreiter bei den Neuzulassungen war Spanien mit einem Zuwachs von 50 Prozent, der seinen Grund jedoch nicht zuletzt in den sehr schwachen Zahlen aus dem Vorjahr hatte. Licht und Schatten gab es in den Niederlanden; ebenfalls stark auf die alternativen Antriebe fokussiert. Der dortige Automarkt startete im Januar mit knapp 33.000 Neuzulassungen; ein Zuwachs von 6,5 Prozent im Vergleich zu 2022. Ähnlich wie in Deutschland folgte auf einen starken Dezember ein etwas schwächerer Januar. Nach Angaben von Dataforce ebenfalls vorgezogene Käufe, sodass sich die Marktleistung in den kommenden Monaten weiter verbessern sollte.

Hier gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den einzelnen Vertriebskanälen. Der Privatmarkt ging um 15 Prozent zurück, während die Vermietungen (+52 Prozent) und der Bereich Händler- und Herstellerzulassungen mit einem Zuwachs von 42 Prozent stark zulegten. Dies könnte einen Trend für 2023 anzeigen, in dem die private Nachfrage unter den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leiden könnte, während die nachlassende Angebotsverknappung zusätzliche taktische Zulassungen ermöglicht.

Prozentual sehen die Analysten von Dataforce die größten Steigerungspotenziale bei den Autovermietern. Diese haben seit 2020 ihren Fahrzeugbestand so stark abgebaut, dass Mietwagen ein knappes Gut geworden sind. Daher werden die Vermieter die Chance nutzen und ihre Bestände wieder füllen, während die Nachfrage von anderen Kanälen abnimmt. Doch auch Hersteller- und Handelszulassungen dürften 2023 wieder zunehmen, denn mit einer besseren Verfügbarkeit von Halbleitern kann die Fahrzeugproduktion wieder hochgefahren werden.

Konkurrenzkampf lässt den Markt zittern

Zudem nimmt der Konkurrenzkampf spürbar zu; auch weil immer mehr chinesische Marken nach Europa drängen. Hersteller werden daher wieder vermehrt Fahrzeuge über Händler verkaufen, bei denen leichter mit Rabatten gearbeitet werden kann, um die Nachfrage zu steigern. Doch bevor Käufer wieder auf höhere Rabatte hoffen können, müssen erst Auftragsbestände abgearbeitet werden. Diese haben im Laufe des letzten Jahres das 2,5-fache des üblichen Niveaus erreicht. Und dabei haben viele potenzielle Käufer ihre Fahrzeuge noch nicht einmal bestellt. Die Ausfälle der letzten drei Jahre erreichen inzwischen fast die Größenordnung eines kompletten Jahresabsatzes. Auch der Nachholbedarf wird den Markt in diesem Jahr stützen. Insbesondere Unternehmen, müssen ihre Flotten regelmäßig erneuern, weil viele Fahrzeuge pro Jahr 30.000 km und mehr abspulen.

All das eingerechnet prognostizieren Dataforce und MSI für die 30 betrachteten europäischen Märkte im Jahr 2023 ein Volumen von 12,7 Millionen Pkw. Das entspricht einer Steigerung von 13 Prozent im Vergleich zu 2022. Dabei läge der Markt noch 19 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Nach der jüngsten Entscheidung der EU, Verbrennerneuzulassungen ab dem Jahre 2035 weitgehend zu verbieten, werden mehr Fahrzeuge über rein elektrische Antriebe verfügen. 2022 bestand der Anteil der Elektrofahrzeuge in den EU-30 bei gerade einmal 13,3 Prozent. 2023 prognostiziert Dataforce nur eine leichte Steigerung beim BEV- und einen weiteren Rückgang beim PHEV-Anteil.

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Läubli:

Lieber Jonas, dann präsentiere hier doch bitte DEIN Wissen – wir sind alle gespannt über deine Wahrheiten.

Hiker:

Ich frage mich ob da bewusst Zweifel am Erfolg der Elektromobilität geschürt werden soll? Erstens ist Deutschland nicht der Massstab für den Rest der Welt. Zweitens ist es wirklich nicht erstaunlich, dass die Zulassungen in DE im Januar zurückgegangen sind. Die meisten Autos wurden noch vor Ende 2022 zugelassen weil bekanntlich die Förderung gekürzt wurde. Daraus einen globalen Rückgang konstruieren zu wollen ist mehr als nur merkwürdig.

Rudolf Corz:

„Die einzig gute Nachricht, denn 48 Mio. Pkws in Deutschland sind zuviel für die menschenfreundlichen Städte der Zukunft. Aber auch auf den Dörfern stehen immer mehr und immer größere Autos herum.“
Im Grunde sehe ich das auch so.
Ist nur etwas, was man -zumindest in weiten Teilen der Wirtschaft- nicht laut aussprechen darf, denn vieles ist auf Wachstum, Wachstum, Wachstum gepolt. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Jonas:

Jede einzelne Aussage ist falsch! Wieso musst du dein Nicht-Wissen hier so breit treten?

Daniel W.:

Im vergangenen Jahr wurden fast 30 Prozent weniger neue Pkw zugelassen als im Durchschnitt der Jahre 2016 und 2019.

Die einzig gute Nachricht, denn 48 Mio. Pkws in Deutschland sind zuviel für die menschenfreundlichen Städte der Zukunft. Aber auch auf den Dörfern stehen immer mehr und immer größere Autos herum.

Für die Unterstützung bei den E-Autos empfehle ich weiterhin eine Verbrennersteuer von 25% auf Neuwagen, das würde den Staat kein Geld kosten und man könnte es unbegrenzt laufen lassen.

Jan:

Das Argument mit der gesunkenen Nachfrage nach Elektroautos kann ich nicht verstehen. Es gibt bei fast allen lange Lieferzeiten. Bei Elektroautos werden so viele zugelassen, wie für Deutschland produziert werden. Und im Dezember wurden wohl Autos zugelassen, die noch gar nicht physisch da waren, um die Förderung zu erhalten. Solange es immer mehr Modelle gibt und die Lieferfristen sich nicht verkürzen, sagen die Zulassungszahlen nichts über die wahre Nachfrage aus. Besser wäre, die Lieferfristen zu verfolgen. Aktuell gibt es vermutlich einige, die sich ein Verbrennerfahrzeug kaufen, weil die für sie passenden E-Autos zu lange Lieferfristen haben.

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