Analyst: 2023 wird ein herausforderndes Jahr für die E-Mobilität

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Etwas älter als ein Monat ist das aktuelle Jahr 2023 und so richtig scheint sich noch nicht zu zeigen, wohin die Reise geht. Für die Automobilindustrie wird es sicherlich kein einfaches Jahr. Gemeinsam mit Automobil-Analyst Matthias Schmidt wagen wir einen Blick in die Zukunft und betrachten, wie es in puncto Elektromobilität Ende des Jahres in Europa aussehen könnte.

Covid-19 war die erste große Herausforderung im Jahr 2020, welche 2021 durch Probleme in der Lieferkette, gepaart mit den Kabelbaumproblemen infolge des Angriffskriegs von Russland im Februar 2022 zum Fass ohne Boden zu werden schien. Daraus resultierend befinden wir uns gerade in einem wirtschaftlichen Umfeld, das alles andere als positiv zu beschreiben ist. All dies zeigt ihre Wirkung auf dem Automobilmarkt. Nicht nur vonseiten der Käufer, auch die Hersteller selbst haben weiter zu kämpfen. Insbesondere das Thema hohe Energiepreise erscheint herausfordernd.

2022 konnte in Europa noch mit einem Absatzwachstum von 28,7 Prozent im Bereich der reinen Elektroautos beendet werden. Für 2023 ist mit einem solchen Absatzwachstum eher weniger zu rechnen, wie Schmidt ausführt. Was auch stark dadurch beeinflusst wird, dass der treibende Markt Deutschland seine Förderungen in Form des Umweltbonus zurückgefahren hat. Hierdurch kam es zwar Ende 2022 zu einem Absatzwachstum sondergleichen. Aber eben dieser Schlusssprint führte dazu, dass ähnlich hohe Verkäufe seit Anfang des Jahres bislang ausblieben.

Europa verzeichnete im vergangenen Jahr einen Elektroauto-Anteil von 15,1 Prozent. Oder in absoluten Zahlen ausgedrückt: 1,53 Millionen Fahrzeuge in einem Gesamtmarkt von 10,16 Millionen Fahrzeugen waren vollständig elektrifiziert. Der Markt an sich war hierbei stark rückläufig und befand sich, nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe, auf einem der niedrigsten Stände seit 1982 (10,02 Millionen Fahrzeuge).

Für 2023 werden nur geringfügige Absatzsteigerungen erwartet

Für das Jahr 2023 wird nur eine geringfügige Verbesserung erwartet. Der Verband der Automobilindustrie geht davon aus, dass der gesamte europäische Markt im Jahr 2023 um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen wird, mit zwei Prozent Wachstum in Deutschland. Schmidt gibt seinerseits den Ausblick auf einen ähnlich hohen E-Autoanteil von um die 15 Prozent am Gesamtmarkt für das laufende Jahr. Da die Hersteller weiterhin ihre EU-Ziele für CO2-Flottenemissionen erfüllen müssen.

Insbesondere der Wegfall der Förderung für Plug-in-Hybride, mit einem daraus resultierenden Absatzrückgang in diesem Bereich, dürfte dazu führen, dass einzelne Hersteller mehr E-Autos verkaufen, um die CO2-Flottenziele zu erreichen. Ebenfalls dürfte der Anteil chinesischer Hersteller in 2023 in Europa steigen, was zu entsprechendem Wettbewerb als auch Rückgang auf Herstellerebene führt, da sich die Nachfrage entsprechend verteilen wird.

In Hinblick auf die Halbleiterkrise wird erwartet, dass sich die Lage 2023 vor allem im Laufe des zweiten Halbjahres verbessern wird. Dann sollte die Industrie in der Lage sein, langwierige Auftragsrückstände abzubauen. In puncto Preisgefüge könnte es unterschiedliche Entwicklungen geben. Teilweise mit immensen Vorteilen für Käufer:innen von E-Autos.

Massive Preisreduktionen könnten ein Thema werden

„Nehmen wir an, dass der Auftragseingang für Elektroautos auf Märkten wie Deutschland, wo im Jahr 2022 große Mengen vorgezogen wurden, nicht wieder ansteigt. In diesem Fall könnte mit starken Preissenkungen ab der zweiten Hälfte des Jahres 2023 gerechnet werden, damit die Hersteller genügend Volumen gewinnen können, um ihre CO2-Verpflichtungen zu erfüllen, da staatliche Subventionen in Märkten wie Schweden und Großbritannien fehlen werden“, so Matthias Schmidt abschließend.

Quelle: Matthias Schmidt – European Electric Car Monthly Market Intelligence / Full Year 2022

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Matthias Geiger:

Die E-Mobilität wird sich nur nachhaltig durchsetzen, wenn die breite Mitte der Gesellschaft sich dies leisten kann. Bisher dominieren Luxusmodelle, SUV’s und überteuerte E-Kleinwagen die als Zweitwagen genutzt werden. Die Strompreise an der E-Tankstelle von 40 ct/kWh bis 79 ct/kWh sind nicht hilfreich und lassen den Verbrenner weiter punkten. Rechnet man mit realistischen Verbräuchen 25 kWh/100 km (auch im Winter und mit Ladeverlusten) so kosten 100 km ca. 15 Euro (25 kWh * 0,60 Euro/kWh). Selbst ein Verbrenner mit 7 Liter pro 100 km und 2 Euro/Liter liegt nur bei 14 Euro pro 100 km. Mit diesen Werten ist der Sprit sehr teuer angesetzt und der Verbrauch lässt eine zügige Fahrweise oft bis zu 600 km auch im Winter zu. D.h. die E-Mobilität rechnet sich nur beim E-Tanken zuhause (25 kWh/100 km * 0,40 Euro / kWh = 10 Euro/100 km) oder noch besser beim Laden an der eigenen PV-Anlage (25 kWh/100 km * 0,086 Euro / KWh = 2,15 Euro / 100 km).
Aus meiner Sicht müssen die E-Autos ca. 20 -30 % günstiger werden und z.B. das Segment ID.3 und drunter besser abdecken. Der MG4 macht es vor. E-Stadtautos und E-SUV’s (Luxusautos) machen keinen Sinn, da aus den Städten die Autos raus müssen und 2,5 – 3,5 Tonnen überwiegend alleine herumzufahren nicht effektiv ist.

Hiker:

Das ist wieder einmal typisch Deutschland. Ihr schliesst einfach selbstherrlich von Eurem Markt auf den gesamten Weltmarkt.

Aber genau da spielt die Musik. Was den Deutsche Flottenbestand betrifft interessiert das ausser Deutschland niemanden. Auch Kombis sind international kein Thema.

Wenn da also wieder einmal von einem Absatz Einbruch bei Tesla orakelt wird, ist das lupenreines Wunschdenken der Deutschen.

Ganz zu schweigen davon, dass die gesamte Chinesische Konkurrenz einfach ausgeblendet wird. Und Tesla einmal mehr als Konkurrenz hochstilisiert wird, die allein es zu schlagen gelte.

Smartino:

Es geht hier um 2023. Steht fett im Titel.

Marc:

Hier geht es aber um die Zeit danach. Da bricht die Nachfrage ein, sagt der „Analyst“. Sie kann allerdings nur einbrechen, wenn man vorher „zu viel“ liefern konnte. Das konnte nur Tesla und genau deshalb gilt nur für sie, was im Artikel verallgemeinert wird.

Smartino:

Wenn Tesla genügend Fahrzeuge zur Verfügung stellen kann, ist das doch kein Tesla-Problem, sondern eine komfortable Situation.
Es ist eher ein Problem für die andern Hersteller, die nicht zeitnah liefern können.

Marc:

Ich denke, da stimmen einige Annahmen nicht.

Zu vorgezogenen Käufen kann es nur gekommen sein, wenn genügend Fahrzeuge zur Verfügung standen. Das ist also ein Tesla Problem. Ansonsten sind ja Versorgungsengpässe erwähnt worden, die werden in der ersten Jahreshälfte die Produktion beeinflussen und entsprechend die Wartevorläufe treiben.

Auch ist offenbar nicht bekannt, dass alle Unternehmen grün werden müssen, Stichwort ESG. Je eher desto besser. Da bietet sich der Umstieg auf Elektrofahrzeuge im ersten Schritt an, weil es einfacher, schneller gemacht und sichtbarer ist, als Gebäude oder Produktion grün zu machen. Die größten Dienstwagenflotten von Konzernen sind in Deutschland ab diesem Jahr nur noch elektrisch, z.B. Telekom. Wer kennt nicht die dunklen Audi und BMW mit BN-T…Kennzeichen? Dieser Effekt ist nicht berücksichtigt. Er findet übrigens weitgehend ohne Tesla statt.

Drittens, ist damit zusammenhängend nicht der Boom der weißen Flotten im Blick. Opels elektrischer Kombi Astra Electric wird wohl fast ausschließlich in den ersten Jahren in diese Flotten gehen. Wenig Ordnungsämter fahren einen ID.3. Müssen sie aber mittelfristig. Und viertens, haben die deutschen OEM immer noch großes Potenzial bei der Versorgung eigener Betriebsangehöriger und großer Mietfirmen. Damit alleine könnte man zwei schlechte Jahre im Inland überbrücken.

Nur gibt es die schlechten Jahre nicht, denn in der Tat sind die Bücher der OEM voll. Versuch doch mal zu bestellen! Man weiß jetzt schon, dass es ein Hauen und Stechen geben wird, wenn der lange ID.Buzz mit großem Akku bestellbar wird. Und glaubst du wirklich, dass ein Preis von 100k abschreckt?

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