Fahrbericht des Mini Cooper SE: Elektro-Go-Kart-Feeling

Cover Image for Fahrbericht des Mini Cooper SE: Elektro-Go-Kart-Feeling
Copyright ©

Mini

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Der Mini wird elektrisch und bekommt dabei ganz nebenbei den Namen Cooper verliehen. Optisch glatter als je zuvor bleibt er in einer Sache ganz der Alte: Der Cooper SE ist eine echte Fahrmaschine.

Man mag darüber streiten, ob in diesem Fahrzeugsegment jeder Kunde wirklich einen gesteigerten Wert auf die technischen Daten und das Fahrverhalten an sich legt. Gerade, wer sich für einen Mini entscheidet, kauft erst einmal die Marke, das Modell und das spezielle Design. Knuffig, cool und trendig – das bietet auch der neueste Mini, bei dem der Kunde wie schon beim Vorgänger eine Auswahl hat, ob dieser von einem Elektromotor oder einem Verbrenner angetrieben wird.

Eines vorweg: der Elektroantrieb passt exzellent zum neuen Mini Cooper. Sorgen bereiten an sich nur die Instrumente und eine gähnend langsame Ladegeschwindigkeit. Überzeugend präsentiert sich hingegen die Sitzposition, der nunmehr auch elektrisch verstellbaren Stühle, die guten Seitenhalt bieten. Im engen Fond kann und muss zum Glück kaum jemand sitzen. Besser die beiden Plätze werden genutzt, um den gerade einmal 200 Liter großen Laderaum für Gegenstände wie Jacken oder Taschen zu erweitern.

Mini

Ein Tritt aufs Gaspedal und es geht trotz der 1,7 Tonnen Leergewicht munter los – und wie. Der Schub des bayerischen Briten aus dem Stand ist stattlich. Bei Regen und nasser Fahrbahn sind die vorderen Pneus allzu schnell an ihrer Haftungsgrenze, und doch strahlt der Pilot hinter dem Steuer nach den ersten Kurvenkombinationen. Weil eines stimmt: der Fahrspaß. In der City sieht es nicht anders aus. Der Elektromotor an der Vorderachse mit seinen 160 kW (218 PS) und allemal munteren 330 Nm ist schon wegen des hohen Gewichts keine Leistungsbestie – wirklich nicht. Doch muss mehr Leistung in einem solchen Kleinwagen sein? Eher nicht.

Anbremsen, einlenken, einfach aus der Kurve herausbeschleunigen und mit dem Lenker justieren, wo es hingehen soll. Als der Regen nachlässt und die Fahrbahn trocken wird, greifen nicht nur die Vorderräder deutlich besser, sondern auch das Heck zeigt sich im Grenzbereich weitaus stabiler, als man es vom agilen Vorgänger kannte. Spürt das der Allerweltfahrer oder die Allerweltfahrerin? Nein, das bessere Handling im Grenzbereich, die präzise Lenkung und weitere von den Ingenieuren mühsam herausgearbeiteten Finessen beim Fahrwerk dürften den meisten Kunden verborgen bleiben.

Mini

Doch das gilt nicht für alles. Denn der niedrige Schwerpunkt und das insgesamt sehr stimmige Fahrverhalten – damit punktet der mindestens 36.900 Euro teure Mini Cooper SE in jeder Kundenhand. Ob diese Insassen alle das feine und gestochen scharfe, aber allzu überfrachtete Rundinstrument in der Mitte der Armaturentafel lieben werden? Kann sein. Sie werden sich aber daran stören, dass Instrumente hinter dem Lenkrad fehlen und das ausfahrbare Head-Up-Display billig wirkt.

Mini

Neben den umfangreichen Touchfunktionen und den verschiedenen Fahrprogrammen mit hinterlegten Bildschirminszenierungen können zentrale Bedienfunktionen über das Lenkrad, eine Schalterleiste unter dem kreisrunden Touchdisplay oder per Sprache gesteuert werden. Zahlreiche Funktionen wie Navigation, Telefonie und Entertainment können mit einem Sprachassistenten bedient werden.

Mini

So gut der 3,86 Meter lange Mini Cooper SE auf der Straße überzeugt, so enttäuschend sieht es an der Ladesäule aus. Die Basisversion des Mini Cooper E lädt mit müden 75 kW, und auch der Cooper SE ist mit einem maximalem Ladetempo von 95 Kilowatt langsamer als nahezu alle Wettbewerber; auch wenn diese schon Jahre auf dem Markt sind. Dass das Akkupaket im Unterboden trotzdem von 10 bis 80 Prozent in einer halben Stunde erstarkt, dafür ist allein der nur 54 kWh kleine Akku verantwortlich, zu dem es leider keine größere Alternative gibt.

Von den in Aussicht gestellten 400 Kilometern Reichweite war bei den Testfahrten nichts zu spüren, denn mit vollem Akku zeigte der Bordcomputer hier gerade einmal 228 km an – ein Hinweis darauf, dass das Fahrzeug zuvor wohl eher sportlich gefahren wurde, da sich die Reichweiten-Berechnung auch daran orientiert. Trotz Regen und 15 Grad Außentemperatur dennoch ein recht kleiner Wert. Das ist selbst für einen coolen Flitzer zu wenig. Einmal mehr für das Einstiegsmodell mit seinem 135 kW / 184 PS starken Elektromotor. Da gibt es eine winzige 40-kWh-Batterie, die schon auf dem Papier nur 305 km Reichweite verspricht. Der Preis der Basisversion: 32.900 Euro.

Mini
Worthy not set for this post
Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Mr.Hu:

Aus welchem Finger hast du dir das denn gesogen? Alleine die vielen Individualisierungsmöglichkeiten bringen so viel Marge… Natürlich ist Mini profitabel!

Daniel W.:

Der Kundenwunsch nach immer größeren Auto passt nicht zu den mit reichlich Blech auf 4 Rädern schon jetzt überfüllten Stadten.

Das Motto „weniger ist mehr“ ist heute wichtiger denn je, denn der Planet wird ausgebeutet bis zu bitteren Ende – wir fahren auf die Klima-Hölle zu.

Das E-Auto sollte die Rettung sein, aber es werden E-Monster auf die Straße geschickt – wie wäre es mit automobiler Abrüstung?

brainDotExe:

Nicht von dir auf alle anderen schließen.
Schon der hier behandelte Mini wäre mir persönlich viel zu klein.

Heinr:

Ein Chinese bleibt ein Chinese…

Daniel W.:

Nach 5 Jahren ohne Auto geht einem selbst ein „Mini“ mit 1,7 Tonnen, 135 kW / 184 PS und 32.900 Euro beim Einstiegsmodell am Ar… vorbei.

Wenn ich mir ein E-Auto kaufen würde, dann wären 75 kW Ladeleitung mehr als genug und selbst die Ladesäule mit 22 kW am Rathaus (etwa 50 m entfernt) würde in 1 Stunde für 100 km Reichweite laden, d.h. beim Durchschnittfahrer Strom für 3 Tage und bei mir für eine „kleine Ewigkeit“.

Mir würde auch ein L6e-Fahrzeug mit 2 Sitzen hinter- / nebeneinander bis 45 km/h reichen, sogar ein Elektro-Dreirad mit 25 km/h und Dach für 2.600 Euro.

Vielleicht importiert ein Anbieter ein noch kleineres Elektro-Dreirad mit 25 km/h und Dach für 1.700 Euro – das wäre eine Alternative zum Mofa für Jüngere.

Momentan reicht mir ein faltbarer Bollerwagen (1 HP (Human power), bis 6 km/h, Preis 60 Euro) für den Einkauf und gelegentlich nutze ich den ÖPNV.

Meine Zukunftvision:

Ich träume von Radstraßen durchs ganze Land, nicht nur für Fahrräder und Pedelecs, sondern für alle E-Fahrzeuge bis zu 25 km/h. Dann wäre der Verkehr getrennt in schnelle und langsame Fahrzeuge, zudem gebe es viele Abkürzungen und trotz 25 km/h wäre man zügig in der Stadt und außerhalb unterwegs.

Johannes:

1,7t Halleluja! Mein umgebauter Touran wiegt ja weniger, auch mit 55 kWh. Wie kann ein Kleinwagen so schwer sein?

Tandeky:

Der neue Elektro Mini kommt aus China und ist in Wirklichkeit ein Ora Funky Cat von GWM.

Das Teil hat so viel zu tun mit einem britischen Mini wie die „bayrische Automarke“ der in Russland hergestellten BMW bis vor ein paar Jahren.

NMW hat mit Mini noch nie Geld verdient. Das Gleiche wie Mercedes mit smart. Über die Jahre Milliardengräber

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel:
„[… enttäuschend an der Ladesäule:] Die Basisversion des Mini Cooper E lädt mit müden 75 kW, und auch der Cooper SE ist mit einem maximalem Ladetempo von 95 Kilowatt langsamer als nahezu alle Wettbewerber; auch wenn diese schon Jahre auf dem Markt sind.“

Mit den Kompromissen aus der Kombi-Plattform wird der Mini-Interessent aber wohl nur noch etwa ein Jahr leben müssen:
Eine gute Chance zu Verbesserungen von Ladeverhalten, Verbrauch und Reichweite wird BMW/GWM schon 2025 mit mit den Nutzen-Effekten der künftigen, reinen E-Plattform haben.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Grünen-Politiker fordert gezielte E-Auto-Förderung für ländliche Regionen

Michael Neißendorfer  —  

Menschen auf dem Land seien stark aufs eigene Auto angewiesen, während Menschen in Großstädten auch gut ohne vorankommen, so der Grünen-Abgeordnete Kellner.

Cover Image for Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Porsche fokussiert Batterieaktivitäten auf Zell- und Systementwicklung

Michael Neißendorfer  —  

Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter.

Cover Image for Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Lyten muss nach Northvolt-Übernahme Investoren überzeugen

Tobias Stahl  —  

Nach der Übernahme des insolventen Batterieherstellers Northvolt muss Lyten die nächste Herausforderung meistern: Autobauer zur Rückkehr zu überzeugen.

Cover Image for Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Kia-Europachef: „Wir halten am E-Auto-Kurs fest“

Michael Neißendorfer  —  

Kia bleibt auf E-Auto-Kurs: Bis 2030 will die zum Hyundai-Konzern gehörige Marke 15 Elektroauto-Modelle im Angebot haben und am Verbrenner-Ende nicht rütteln.

Cover Image for Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Vision O: Škoda zeigt erste Bilder seines künftigen Innenraumdesigns

Michael Neißendorfer  —  

Nach ersten Exterieur-Andeutungen vor wenigen Wochen hat Škoda nun auch die ersten Details zum Innenraum des Konzeptfahrzeugs Vision O enthüllt.

Cover Image for Formel E will mehr Rennen in China austragen

Formel E will mehr Rennen in China austragen

Michael Neißendorfer  —  

Die Formel E könnte ihre Präsenz in China deutlich ausbauen. Serienchef Agag brachte nun sogar bis zu vier Rennwochenenden im Reich der Mitte ins Spiel.